JULIA FESTIVAL Band 97
wollten Sie nur eine Bestätigung.“
Milos musste an sich halten. Er rief sich ins Gedächtnis, dass es nicht Stelios’ Schuld war. „Das stimmt nicht“, stieß er hervor und gratulierte sich insgeheim zu seiner Selbstbeherrschung. „Aber da sie Kiria Shaws nächste Verwandte ist, lag es nahe.“
Stelios presste einen Moment lang die Lippen zusammen. „Ich weiß es nur vom Hörensagen“, erklärte er schließlich. „Sie verstehen das doch, oder, kirieh ?“
„Ja.“ Milos nickte. „Also, was haben Sie gehört?“
„Ich glaube, Kiria Shaws Mutter wurde bei einem Autounfall verletzt“, berichtete der alte Mann widerstrebend.
Milos war entsetzt. „Schwer?“
„Ich schlage vor, Sie fragen Kirieh Campbell.“ Stelios hob die Reisetasche hoch, die Milos vorher abgestellt hatte. „Ich bringe die Tasche in Ihr Schlafzimmer, kirieh . Dann haben Sie Zeit, zu überlegen, ob Sie zu Mittag essen wollen oder nicht.“
Obwohl er lieber unter vier Augen mit Rhea geredet hätte, fuhr Milos an diesem Nachmittag zum Weingut.
Womöglich erschien seine Entscheidung ein wenig willkürlich, doch er tröstete sich damit, dass Rhea seine Schwester war und er sich deshalb um ihr Wohlergehen sorgte. Dass er sich unter anderen Umständen wohl nicht so verhalten hätte, verdrängte er geflissentlich.
Als er dort eintraf, kam Maya aus dem Haus, um ihn zu begrüßen. „Ich wusste gar nicht, dass du schon wieder zurück bist“, sagte sie auf Griechisch, wie immer, wenn sie allein waren.
„Ich bin heute Morgen gekommen“, erwiderte Milos ruhig und überlegte, wie er seinen Besuch am besten begründete. Bevor er etwas sagen konnte, sprach sie allerdings weiter.
„Und, war die Konferenz ein Erfolg?“ Sie hakte ihn unter und führte ihn zur Villa. „Man hat in den Nachrichten darüber berichtet, aber es ist ja nicht dasselbe wie …“
„Maya!“
„Ich habe gehört, dass sogar der Premierminister dir zu deiner Rede gratuliert hat“, fuhr sie einfach fort. „Wir waren so stolz auf dich …“
„Maya!“, wiederholte er, diesmal so energisch, dass sie verstummte. Dann befreite er sich aus ihrem Griff und ging ein wenig auf Abstand. „Ich habe gehört, dass Rhea gerade bei euch ist.“
Maya presste die Lippen zusammen. „Oh. Ja, das stimmt.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Es war Sams Idee, nicht meine.“
„Ach so. Und warum?“
Daraufhin warf sie ihm einen flüchtigen Seitenblick zu. „Du weißt, dass Helen nach England zurückgekehrt ist, nicht?“
„Ich … habe so etwas gehört“, räumte er ein. „Ihre Mutter soll einen Autounfall gehabt haben.“
„Sheila. Ja.“ Ihre Miene war grimmig. „Sam wollte Helen begleiten.“
„Und, hat er es getan?“
„Nein.“ Maya straffte die Schultern. „Ich habe ihm gesagt, dass die Sache ihn nichts angeht. Zum Glück hat er es eingesehen.“
„Vielleicht wollte er nur seiner Tochter beistehen“, erklärte Milos angespannt. „Hat sie sich sehr aufgeregt?“
Nun zuckte sie die Schultern. „Ich schätze, es war ein Schock für sie. Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Frau den Unfall absichtlich verursacht hätte. Schließlich war sie immer dagegen, dass Helen hierherkommt.“
Obwohl er das auch schon gedacht hatte, fand er Mayas Verhalten unnötig schroff. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand sich absichtlich verletzt, egal, aus welchem Grund“, bemerkte Milos. Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, fragte er: „Und wann kommt Helen zurück?“
„Ich weiß nicht.“ Sie machte eine geringschätzige Geste. „Vielleicht gar nicht. Es hängt wohl davon ab, wie schwer ihre Mutter verletzt ist und ob sie ständig versorgt werden muss, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird.“
„Sie ist im Krankenhaus?“, erkundigte Milos sich bestürzt.
Maya nickte. „Ja. Von dort hat man uns auch angerufen. Natürlich musste Helen sofort abreisen.“
Beinah hätte er laut aufgestöhnt. Es war viel schlimmer, als er erwartet hatte. „Aber Melissa ist hiergeblieben.“
„Ja“, erwiderte sie ungeduldig. „Und seitdem bläst sie Trübsal. Ich dachte, sie würde sich freuen, weil sie ihren Aufenthalt verlängern kann. Anscheinend habe ich mich geirrt.“
„Deswegen hat Sam also Rhea gebeten, hier zu wohnen?“
„Ich glaube schon. Aber das ist jetzt egal. Komm, trinken wir etwas. Du kannst mir von der Konferenz erzählen …“
„Milos!“, erklang im nächsten Moment Melissas aufgeregte Stimme, worüber er sehr
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