JULIA FESTIVAL Band 97
erleichtert war. „Wann bist du gekommen? Toll, dass du wieder da bist!“
Melissa eilte durch die Eingangshalle auf sie zu, und einen Augenblick lang dachte Milos, sie würde sich ihm in die Arme werfen. Doch sie blieb einige Schritte vor ihm stehen und blickte ihn sichtlich erleichtert an.
„Hallo, Melissa“, begrüßte er sie freundlich und musste daran denken, wie sehr sie sich seit ihrer Ankunft verändert hatte. Sie war ungeschminkt und leicht gebräunt, und auch ihr glänzendes dunkles Haar war nicht mehr gefärbt. Nun ähnelte sie Rhea so stark, dass es eigentlich jedem hätte auffallen müssen.
Melissa lächelte unsicher. „Mum ist nicht da.“
„Ja, das habe ich gehört.“
„Du weißt von Grans Unfall?“
„Natürlich tut er das“, rief Maya, offenbar alles andere als erfreut über die Unterbrechung. Dann blickte sie an ihr vorbei zur Terrasse. „Wo ist Rhea? Hat sie mitbekommen, dass ihr Bruder hier ist?“
„In ihrem Zimmer“, erwiderte Melissa nur und machte einen Schritt auf Milos zu. „Nimmst du uns mit nach Vassilios?“
„Ganz bestimmt nicht“, erklärte Maya. „Wir haben uns gerade unterhalten, Melissa. Geh doch zu Rhea, und sag ihr …“
„Das ist nicht nötig.“ Ohne zu überlegen, nahm er Melissas Hand. „Du siehst gut aus“, fuhr er fort und freute sich, als ihre Augen daraufhin zu leuchten begannen. „Sind die Sachen neu?“
„Die hat Rhea mir gekauft.“ Melissa blickte an sich hinunter. Sie trug ein bauchfreies Top und einen Minirock in verschiedenen Rot- und Orangetönen. „Gefallen Sie dir? Normalerweise ziehe ich so etwas nicht an.“
„Das habe ich gemerkt.“ Seine Mundwinkel zuckten. Erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er sich gewünscht hatte, auch seine Tochter wiederzusehen. „Ich soll dich also nach Vassilios mitnehmen?“
Sie nickte eifrig. „Kommt Rhea auch mit?“
„Natürlich“, antwortete er, zumal ihm bewusst wurde, dass alle sonst Verdacht geschöpft hätten. Womöglich hätten sie angenommen, er würde sich für sie, seine eigene Tochter, interessieren. Dabei wollte er nur mit ihrer Mutter reden.
„Das wäre toll.“ Melissa entzog ihm ihre Hand und ging zur Treppe. „Ich sage es Rhea.“
„Dir ist hoffentlich klar, dass du nur auf ihre Wünsche eingehst“, meinte Maya, während Melissa nach oben ging.
Milos seufzte. „Sie ist einsam.“ Er hatte keine Lust, sich mit seiner Cousine zu streiten.
„Sind wir das nicht alle?“, fragte sie verärgert. „Seit diese Frau und ihre Tochter gekommen sind, hat Sam überhaupt keine Zeit mehr für Alex und mich.“
„Das stimmt nicht, Maya“, ließ Sam sich im nächsten Moment von der Haustür her vernehmen und blickte seine Frau vorwurfsvoll an. „Aber Helen und ich haben viel nachzuholen. Du missgönnst es ihr doch hoffentlich nicht?“
Nun wirkte sie verlegen. „Nein“, erwiderte sie leise und bewies damit, dass sie tatsächlich Gefühle hatte. „Ich weiß ja, dass du es gut meinst, Sam. Aber ich dachte, die beiden würden höchstens zwei Wochen bleiben. Stattdessen redest du, als wolltest du, dass sie hier leben.“
„Das würde ich mir auch wünschen“, gestand er. „Allerdings wird ihre Mutter sich nie damit einverstanden erklären. Und deswegen mache ich das Beste aus der Situation.“
Milos beneidete ihn um seinen Optimismus. Erst allmählich wurde ihm klar, was er verloren hatte. Er hätte Helen vor seiner Abreise nach Athen zur Rede stellen sollen. Wäre er nicht so mit sich selbst beschäftigt gewesen, hätte er ihr gesagt, dass er mit ihr und ihrer gemeinsamen Tochter zusammenleben wollte.
Eine Stunde später hatte Milos Gelegenheit, mit Rhea zu sprechen. Da Melissa gerade allein in seinem Pool schwamm, würde sie nichts mitbekommen.
„Und, was genau ist passiert?“, fragte er seine Schwester.
„Sam meinte, Helens Mutter wäre rückwärts aus der Ausfahrt gefahren und dann von einem Lastwagen gerammt worden. Er hat sie an der Fahrertür getroffen, sodass sie gegen das Lenkrad gedrückt wurde.“
Er zuckte zusammen. „Es war also ein schwerer Unfall?“
„Ja, natürlich.“ Rhea sah ihn an. „Hattest du etwas anderes angenommen?“
Milos schüttelte den Kopf. „Maya hat mir nur den Eindruck vermittelt, dass …“
„Dass Helens Mutter den Unfall selbst inszeniert habe“, beendete sie den Satz ironisch für ihn. „Ja, das habe ich auch gehört, aber es stimmt nicht.“
„Und, hat Sam schon etwas von Helen gehört?“
„Nur ein Mal.“ Sie
Weitere Kostenlose Bücher