JULIA FESTIVAL Band 97
Daniels, Tess genannt. Marco ist in ihre Schwester verliebt.“
Tess blieb an der Mauer stehen und lächelte höflich.
„Dad behauptet, Marco sei mit der Frau verschwunden, die die Galerie führt“, berichtete Maria und blickte ihren Mann an. „Er meint, ich hätte ihm erzählen müssen, dass die beiden befreundet sind. Aber ich konnte doch nicht ahnen, was sie vorhatten.“
„Was macht die Schwester dieser Frau hier?“, wandte Carlo sich an seinen Schwiegervater. „Weiß sie nicht, wo die beiden sind?“
„Nein“, antwortete Raphael kurz angebunden. „Ich habe sie eingeladen, mich zu begleiten. Hast du damit ein Problem, Carlo? Oder behandelst du eure Überraschungsgäste immer so unhöflich?“
Carlo wurde ganz verlegen. „Entschuldigen Sie, Signorina“, sagte er steif. „Ich wollte nicht unhöflich sein.“
„Ach, das macht nichts“, erwiderte Tess leise und wünschte, sie wäre nicht hier. „Es tut mir leid, dass wir Ihre Frau aufgeregt haben. Wir wollten nur versuchen herauszufinden, wo meine Schwester und Ihr Schwager sind.“
„Das haben Sie nett ausgedrückt“, stellte Raphael leicht spöttisch fest und sah sie an. Wieder fiel ihr auf, wie attraktiv dieser Mann war. Sogar in Gegenwart seiner Tochter und seines Schwiegersohns, die sie aufmerksam beobachteten, war sie sich seiner faszinierenden Ausstrahlung sehr bewusst. Sein dunkles Outfit betonte die Aura von Macht und Stärke, die ihn umgab.
„Oh, gern geschehen. Wir sollten uns verabschieden“, schlug sie vor. „Ich muss zurück in die Galerie.“ Sie rechnete mit Einwänden und hoffte sogar darauf. Es kamen jedoch keine.
„Sie haben recht, meine Liebe“, stimmte er ihr zu. Sie überlegte, ob er sie absichtlich so genannt hatte. Ihm musste klar sein, wie sehr seine Tochter sich über jede Vertrautheit zwischen ihnen ärgerte. Er trank den Wein aus und stellte das Glas achtlos auf den Tisch. „Wir wären zum Essen geblieben, Maria. Doch Tess hat recht, wir sollten zurückfahren.“
„Aber, Dad …“
„Jetzt nicht, Maria“, unterbrach er sie bestimmt. „Falls dir noch etwas einfällt, kannst du mich jederzeit anrufen.“
„Informierst du uns, sobald es etwas Neues gibt?“, fragte Carlo.
Raphael presste die Lippen zusammen. „Nur wenn ihr mich in dem Fall auch anruft. Vielleicht hat Maria etwas vergessen, und es fällt ihr plötzlich wieder ein.“
Carlo und Maria begleiteten Raphael und Tess zum Wagen. Maria hatte sich beruhigt. Mürrisch sah sie zu, wie Raphael Tess die Tür aufhielt und sie zuschlug, nachdem Tess es sich auf dem Sitz bequem gemacht hatte. Hoffentlich glaubt Maria nicht, ich hätte wegen ihres Vaters dieses provozierende Outfit an, überlegte Tess.
Auf der Rückfahrt war er in Gedanken versunken. Sie war froh, dass sie sich nach allem, was sie in der einen Stunde erlebt hatte, endlich etwas entspannen konnte. Dennoch dachte sie immer wieder über die Unterhaltung nach.
„War ich zu hart?“, ertönte plötzlich Raphaels Stimme. „Ich spüre, dass Sie beunruhigt sind“, fügte er hinzu. „Ich habe mich meiner Tochter gegenüber nicht gerade wie ein verständnisvoller oder mitfühlender Vater verhalten, oder?“
Sekundenlang zögerte Tess. „Das stimmt“, erwiderte sie dann betont gleichgültig. Wie er seine Tochter behandelte, konnte ihr egal sein.
„Was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht?“
Sie betrachtete seine Hände mit den langen Fingern und stellte sich vor, wie sie sich auf ihrer nackten Haut anfühlen würden. O nein, das darf doch nicht wahr sein, mahnte sie sich sogleich und verdrängte den Gedanken.
„Das weiß ich nicht“, antwortete sie undeutlich. „Es hat mit mir nichts zu tun. Ich glaube, Ihre Tochter war wirklich entsetzt.“
„Ja, das war sie zweifellos.“ Seine Stimme klang spöttisch. „Aber ich bin überzeugt, sie regt sich nur deshalb auf, weil Marco ihr nicht anvertraut hat, was er vorhatte. Sie ist auch eifersüchtig auf Ihre Schwester, Tess. Sie will nicht wahrhaben, dass ihr Bruder Bedürfnisse hat, die sie nicht befriedigen kann.“
Tess errötete. Sie wollte mit ihm nicht über die sexuellen Bedürfnisse seines Sohnes reden. „Das Hotel Ihrer Tochter und Ihres Schwiegersohns gefällt mir sehr gut“, versuchte sie ihn abzulenken. „Es muss wunderbar sein, in so einer schönen Umgebung zu leben.“
„Es freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Schade, dass Sie sich nicht alles ansehen konnten.“
„Damit wäre Ihre Tochter sicher nicht
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