JULIA FESTIVAL Band 97
als Christian die Stufen hinaufkam. Inzwischen brauchte er die Halskrause nicht mehr zu tragen, und er deutete mit einem Nicken in Richtung Jeep. „Nicht schlecht, die Kiste.“
„Na ja, ich fand es nicht so gut, dass Olivia hier nur mit dem Taxi wegkommt“, erwiderte Christian, dem durchaus klar war, dass er von Olivia keine Dankbarkeit erwarten konnte. „Was meinst du?“
Luis lächelte. „Na ja, ich hätte nicht gedacht, dass Pink deine Farbe ist“, neckte er ihn. „Aber was weiß ich schon?“
„Tja.“ Ironisch verzog Christian das Gesicht. „Aber nun seid ihr wenigstens unabhängig. Eines Tages seid ihr vielleicht froh darüber.“
„Heißt das, ich darf auch damit fahren? Ich fasse es einfach nicht!“
„Spotte du nur.“ Lächelnd zog Christian eine Augenbraue hoch. „Und, wie geht es dir? Wie ich sehe, hast du jetzt Krücken.“
Nun machte Luis ein finsteres Gesicht. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand nachvollziehen kann, wie schwierig es sein kann, von einem Stuhl hochzukommen. Warum kann ich nicht einfach hier sitzen bleiben, bis mein Bruch verheilt ist?“
„Das weißt du genau.“ Christian konnte ihn verstehen, versuchte aber, ihm Mut zu machen. „Du musst unbedingt Übungen machen, um deine Muskeln wieder aufzubauen. Hast du schon Gewichte bekommen?“
„Ich will doch kein Muskelprotz werden“, erwiderte Luis beleidigt, schlug aber sofort einen anderen Ton an. „Und was ist mit dir? Wie lange willst du bleiben? Mom sagt, du hast ihr nichts von deinen Plänen erzählt.“
Nachdem Christian einen Moment gezögert hatte, stellte er seine Tüte ab und sank auf eine der Bambusliegen. Erst dann drehte er sich zu Luis um. „Das weiß ich noch nicht“, antwortete er langsam. „Wenn ich mich entschieden habe, teile ich es dir sofort mit.“
„He, es ist nicht meine Villa“, erwiderte Luis lässig. „Mom ist diejenige, die du zufriedenstellen musst.“
„Was soll das denn heißen?“ Christian runzelte die Stirn. „Was hat Olivia gesagt?“
„Ich schätze, das weißt du besser als ich“, erklärte Luis. „Was ist eigentlich mit euch beiden los? Ich bin vielleicht ein körperliches Wrack, aber mein Verstand funktioniert noch einwandfrei, und die Spannung zwischen euch ist offensichtlich.“
Unvermittelt wandte Christian den Kopf und blickte auf den Ozean hinaus. „Das bildest du dir ein.“
„Ach ja?“ Luis stieß einen verächtlichen Laut aus. „Komm schon, Chris. Ihr beide könnt euch nicht ausstehen. Warum gibst du es nicht einfach zu? Du magst es nicht, wenn sie das Sagen hat.“
„Das stimmt nicht.“ Nachdem Christian sich wieder gefangen hatte, warf er Luis einen warnenden Blick zu. „Olivia und ich kennen uns schließlich kaum.“
„Vollkommen richtig. Das macht das Ganze ja so merkwürdig.“
Anscheinend glaubte Luis ihm nicht, und dass er einen wunden Punkt getroffen hatte, ärgerte Christian. Waren Olivia und er so leicht zu durchschauen? Eigentlich hatte er geglaubt, es wäre ihm gelungen, seine Gefühle zu verbergen, aber offenbar hatte er sich getäuscht.
„Wir müssen wohl akzeptieren, dass wir in dem Punkt nicht einer Meinung sind, mi amigo “, meinte er, obwohl er eigentlich in der Lage hätte sein müssen, das Ganze als lächerlich abzutun. Nachdenklich sah er zum Eingang. „Brauchst du etwas? Kann ich dir etwas holen, bevor ich mich umziehe?“
„Was denn?“, fragte Luis spöttisch. „Eine Frau?“ Gequält verzog er das Gesicht. „Weißt du, wie lange es her ist, seit ich das letzte Mal mit einem Mädchen im Bett war?“
„Das ist nichts, weswegen ich schlaflose Nächte hätte“, konterte Christian. „Ich meinte vielmehr, ob du vielleicht etwas trinken möchtest. Schließlich ist es ziemlich heiß hier draußen.“
Resigniert streckte Luis sich. Dann lächelte er zerknirscht, als wäre ihm jetzt erst bewusst geworden, dass er Schmerzen hatte. „Nein danke. Der Physiotherapeut kommt gleich. Und ich trinke vorher immer extra wenig, damit ich nicht das Gefühl habe, auf die Toilette zu müssen, während ich meine Übungen mache.“
„Ja, das kann ich gut verstehen.“ Unwillig registrierte Christian, wie seine Anspannung bei der Vorstellung, Olivia zu begegnen, wieder zurückkehrte. „Und, wo ist deine Mutter? Ich sage ihr lieber, dass ich noch etwas bleibe.“
„Sie muss hier irgendwo sein. Ich glaube, sie denkt, du wärst schon abgereist.“
Als er in sein Zimmer ging, dachte Christian über Luis’ Worte nach. Bei
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