JULIA FESTIVAL Band 97
gelang ihr ein Lächeln. „Da ist er ja.“
Christian schien einen Augenblick zu zögern, als er sie bemerkte, und sie fragte sich kurz, ob er ihr auch am liebsten aus dem Weg gegangen wäre. Inzwischen hatte er sich umgezogen und trug nun ein ärmelloses weißes T-Shirt, das seine gebräunten, muskulösen Arme betonte, und tief auf der Hüfte sitzende marinefarbene Shorts.
Nur Luis schien sich über sein Erscheinen zu freuen. Olivia hatte den Verdacht, dass er die feindselige Atmosphäre zwischen ihnen auskostete. Deshalb gab sie sich Christian gegenüber höflicher als eigentlich beabsichtigt. „Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“
Erstaunt sah er sie an. Vermutlich erinnerte er sich daran, wie schweigsam sie am Vorabend beim Essen gewesen war, und wunderte sich über ihren Tonfall. Aber sie konnte sich schließlich nicht ewig so aufführen, als wäre er ihr Feind. Es wäre viel leichter für sie, wenn sie sich ganz normal verhielt und keinen Streit provozierte.
„Ich habe … sehr gut geschlafen“, erwiderte er nach einer Weile, doch die dunklen Ringe unter seinen Augen verrieten das Gegenteil. Anscheinend war die Situation für ihn genauso schwierig wie für sie.
Warum reiste er dann nicht endlich ab?
„Schön“, meinte Olivia und ging an ihm vorbei, als er auf die Veranda kam. „Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet …“
„Du gehst doch nicht etwa weg, Mom?“
Übermütig sah Luis sie an. Wie schön, dass er endlich seinen Sinn für Humor zurückgewann, aber musste er sich ausgerechnet auf ihre Kosten amüsieren?
„Sicher haben du und … Christian eine Menge zu besprechen“, verkündete sie fröhlich. „Außerdem kommt Jules bald, und ich möchte ihm nicht im Weg sein.“
„Dann geh doch mit Chris spazieren“, schlug er strahlend vor. „Denn du willst ihn doch sicher nicht vernachlässigen.“
„Ich glaube, deine Stiefmutter hat Besseres zu tun, als mich zu unterhalten“, warf Christian ein, bevor sie etwas sagen konnte, und sie bedachte Luis mit einem warnenden Blick.
„Richtig …“, begann sie, verstummte jedoch wieder, als Christian sie unterbrach.
„Ich wollte eigentlich schwimmen gehen“, erklärte er. „Und Olivia will sicher nicht mitkommen. Ihr scheint auch so schon ziemlich heiß zu sein.“
Missmutig presste Olivia die Lippen zusammen – unschlüssig, ob er sie verspottete oder nicht. Auf jeden Fall ließ sie sich nicht gern unterstellen, dass die Hitze ihr zusetzte. Wenn er wüsste, dachte sie grimmig. Schließlich war er es, der ihr Blut in Wallung brachte.
Bei der Vorstellung, ihn schwimmen zu sehen, lief es ihr heiß und kalt über den Rücken. Denn die Erinnerung an seinen athletischen nackten Körper war keineswegs verblasst.
„Ich wollte gerade duschen gehen“, erklärte sie, ohne auf seine Worte einzugehen. „Bis später dann.“
„Schade“, meinte Luis. „Ich glaube, heute ist der erste Tag, an dem Mom nicht schwimmen geht, Chris.“
Ganz offensichtlich amüsierte Luis sich prächtig.
„Ich gehe wahrscheinlich später, wenn es nicht mehr so heiß ist – genau wie Christian sagt. Und du solltest dich lieber auf deine Übungen konzentrieren, anstatt Christian und mich gegeneinander aufzubringen.“
„Habe ich das denn?“
Betont unschuldig blickte er sie an, und wenn er jünger gewesen wäre, hätte sie ihn in seine Schranken gewiesen. In Christians Gegenwart war sie allerdings gezwungen, sich zu beherrschen. Also schnitt sie ihm lediglich eine Grimasse, bevor sie ins Haus ging.
In ihrem Zimmer setzte sie sich auf die Fensterbank. Sie wusste nicht, was schlimmer war – dass Luis glaubte, sie würde Christian hassen, oder dass er annahm, sie hätte es auf ihn abgesehen.
Eine Bewegung im Garten erregte ihre Aufmerksamkeit, und Olivia war froh über die Ablenkung. Christian schlenderte in Richtung Strand über den Rasen. Während sie ihn beobachtete, zog er sich das T-Shirt über den Kopf.
Verführerisch tief saßen seine Shorts auf den Hüften, und als er die Hände im Rücken in den Bund schob, hielt sie unwillkürlich den Atem an. Er wird die Hose doch hoffentlich nicht ausziehen, überlegte sie ungläubig. Auch wenn der Strand verlassen war, musste er Rücksicht auf sie und die anderen Hausbewohner nehmen.
Als Christian sich umdrehte und nachdenklich in Richtung Villa blickte, wich Olivia unwillkürlich zurück. Ob er sie sehen konnte? Oder gar ahnte, dass sie, anders als angekündigt, gar nicht duschte? Nein, er konnte
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