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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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seinem Aufbruch in die Stadt hatte er Olivia nicht gesehen, und vielleicht hatte sie nicht gemerkt, dass er seine Aktentasche hiergelassen hatte. Allerdings sollte sie doch wissen, dass er ihr Bescheid sagen würde, bevor er die Insel verließ.
    Christian warf die Tüte aufs Bett und stand einen Moment regungslos da. Noch immer wusste er nicht genau, warum er sich so verhielt, warum er überhaupt hierhergekommen war. Luis war auf dem Wege der Besserung, und er hätte ihn genauso gut anrufen können.
    Allerdings hatte er nicht gelogen, als er behauptet hatte, dass er den Jungen sehen wollte. Auch wenn Luis und er nicht gerade enge Freunde waren, mochten sie sich doch gern, und außerdem waren sie miteinander verwandt. Trotzdem musste er sich fragen, ob er die weite Reise auch auf sich genommen hätte, wenn Luis immer noch in San Francisco gewesen wäre. Konnte er so ehrlich sein und sich eingestehen, dass es ihm in erster Linie um Olivia gegangen war?
    Vielleicht sollte er mit Mike Delano telefonieren, das würde ihm sicher dabei helfen, die Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich waren. Luis hatte einen wunden Punkt getroffen, und das gefiel ihm überhaupt nicht.
    Als Olivia von ihrem Strandspaziergang zurückkam, sah sie einen pinkfarbenen Jeep zur Villa fahren. Zuerst dachte sie, es wäre der Physiotherapeut, der sonst immer einen Motorroller fuhr. Doch als sie beobachtete, wie Christian aus dem Wagen sprang, verlangsamte sie automatisch das Tempo. Verdammt, was machte er da? Wie lange wollte er hierbleiben?
    Als sie ihm notgedrungen angeboten hatte, in der Villa zu übernachten, hatte sie nicht damit gerechnet, dass er das als Einladung verstehen würde, seinen Aufenthalt endlos auszudehnen. Sicher, Luis hatte sich gefreut, ihn zu sehen, aber in seinem derzeitigen Zustand hätte er sich über jeden Besuch gefreut.
    Nein, das ist nicht ganz fair, räumte sie widerstrebend ein. Luis mochte Christian. Er bewunderte ihn geradezu. Aber vielleicht bildete sie sich auch nur ein, dass er sich nun, da Tony nicht mehr lebte, mehr Christian zuwandte. Auf jeden Fall waren Luis und Christian davon ausgegangen, dass er eine Nacht hierbleiben würde, und sie hatte sich zusammengerissen und Susannah gebeten, eines der Gästebetten zu beziehen, weil sie Luis nicht enttäuschen wollte.
    Inzwischen bedauerte sie ihre Großzügigkeit allerdings. Olivia versteckte sich hinter einer Palme und dachte daran, wie naiv es von ihr gewesen war, anzunehmen, sie müsste Christian niemals wieder begegnen. Als Susannah ihr vorhin erzählt hatte, er hätte sich ein Taxi gerufen, um nach San Gimeno zu fahren, hatte sie fest daran geglaubt, dass er die Fähre erwischen wollte.
    Ratlos setzte sich Olivia unter die Palme und lehnte ihren Kopf gegen den Stamm. Sie beschloss zu warten, bis Christian ins Haus ging. Bedauernd betrachtete sie ihre nackten Knie. Statt des dünnen Tops und der Shorts hätte sie lieber ein Kleid anziehen sollen, das ihre Rundungen kaschierte. Als sie die Beine anzog, erinnerten sie die leichten Bewegungen in ihrem Bauch daran, dass sie in zwei Tagen wieder einen Termin im Krankenhaus hatte. Hoffentlich hatte Christian die Insel bis dahin verlassen, sonst bot er ihr womöglich noch an, sie in die Stadt zu fahren!
    Unwillkürlich stellte sie sich vor, was sie in dem Fall antworten würde. Das ist sehr nett von dir, Christian, ich habe nämlich einen Termin beim Frauenarzt. Was? Ach, habe ich dir noch gar nicht erzähl t, dass ich schwanger bin? Heute ist die nächste Ultraschalluntersuchung fällig. Eigentlich hätte ich sie schon vor ein paar Wochen machen lassen müssen, aber we gen Luis’ Unfall konnte ich den Termin nicht wahrnehmen.
    Nein, es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn ein solches Gespräch würde es nie geben. Dies war ihr Baby, nicht seines. Und wenn sie gelegentlich Gewissensbisse verspürte, weil sie ihn hinterging, musste sie sich nur ins Gedächtnis rufen, wie er sich seit jener Nacht verhalten hatte.
    Als sie den Kopf wandte und zur Villa blickte, stellte sie fest, dass Christian sich auf der Veranda in eine Liege gelegt hatte. Verdammt, wie lange will er denn noch dort bleiben, überlegte sie. Zumal sie unbedingt auf die Toilette musste. Wenn sie hören könnte, worüber Luis und er sich unterhielten, hätte sie vielleicht einschätzen können, wie lange es noch dauern würde.
    Trotzdem war sie überrascht, als Christian plötzlich wieder aufstand. Hatte Luis irgendetwas gesagt,

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