JULIA FESTIVAL Band 97
wieder mit ihr geschlafen.
„Hat Luis dir nicht erzählt, dass ich am Freitag mit ihm telefoniert habe?“, fragte er, während sie in ihre Sandaletten schlüpfte. Wieso war ihm nur bis heute nie aufgefallen, wie sexy nackte Füße sein konnten?
„Kann sein“, erwiderte sie, als wären er und alle Neuigkeiten über ihn ihr völlig gleichgültig. „Bist du allein?“, fügte sie dann vollkommen unvermittelt hinzu und blickte ihm über die Schulter. „Ist … Mit wem bist du noch gerade zusammen? Mit Julie? Hat sie dich begleitet?“
Nur mit Mühe gelang es Christian, sich nicht durch ihre Worte provozieren zu lassen. „Was willst du damit sagen? Dass ich willkommen gewesen wäre, wenn ich eine Freundin mitgebracht hätte?“
Während sie in Richtung Haus ging, das er nun durch eine Lücke in den Bäumen sehen konnte, warf Olivia ihm einen verächtlichen Seitenblick zu. „Es hätte zu dir gepasst, findest du nicht?“
Dios , sie hatte kein Recht, so etwas zu behaupten! Mit wem er sich traf, ging sie überhaupt nichts an. Was ihn allerdings am meisten ärgerte, war die Tatsache, dass ihn seit Tonys Tod – seit er mit ihr geschlafen hatte – keine andere Frau mehr reizte.
„Vielleicht hatte ich Angst davor, dass du eifersüchtig sein könntest“, bemerkte er schließlich, weil er der Meinung war, dass er sie genauso gut verspotten konnte.
Olivia atmete deutlich hörbar ein. „Wage es ja nicht, so etwas zu mir zu sagen“, fauchte sie leise. „Ich bin keine von deinen … Eroberungen.“
Sicher hätte sie gern noch einen viel deutlicheren Ausdruck benutzt, aber dafür war sie viel zu gut erzogen. Trotzdem machte ihre Selbstbeherrschung ihn wütend.
„Und ich bin nicht dein Mann“, antwortete Christian scharf, während er sich ihrem Tempo anpasste.
Glühende Röte stieg ihr ins Gesicht. „Fahr zur Hölle!“ Noch schneller als zuvor durchquerte sie vor ihm den Palmengürtel.
Während er ihr einen grasbewachsenen Hang hinauffolgte, musste er zugeben, dass ihn die Villa beeindruckte. Von der umlaufenden Veranda, auf der Bambusstühle und – tische standen, gelangte man in eine kühle, geflieste Eingangshalle. Die großzügig geschnittenen, hellen Räume zu beiden Seiten der Halle waren mit Holzmöbeln und bequemen Sofas möbliert. Für Farbtupfer sorgten bunte Kissen auf den Stühlen und Sofas sowie verschiedene Blumenarrangements. Die Einrichtung war elegant, aber gemütlich, und sehr schnell bemerkte er Olivias persönliche Note in den Fotos von Luis und ihr auf dem Kaminsims und den Blumendrucken, die vorher in dem Apartment in Miami gehangen hatten.
„Hübsch“, sagte er anerkennend, doch Olivia antwortete nicht. Stattdessen wandte sie sich an die dunkelhäutige Frau unbestimmten Alters, die aus einem der hinteren Räume gekommen war.
„Susannah“, sagte sie angespannt. „Würden Sie sich bitte um Mr. … Rodrigues kümmern? Ich ziehe mich um.“
„Hoffentlich nicht meinetwegen“, meinte Christian leise, weil er einfach nicht widerstehen konnte.
Warum es ihm so viel Spaß machte, sie zu reizen, wusste er selbst nicht genau. Wütend funkelte sie ihn an, bevor sie hoch erhobenen Hauptes in den hinteren Teil des Hauses ging.
In ihrem Zimmer angekommen, atmete Olivia zum ersten Mal seit ihrer Begegnung mit Christian tief durch.
Zuerst hatte sie fast geglaubt, ihre Fantasie würde mit ihr durchgehen und sie hätte ihn mit ihren Gedanken heraufbeschworen, als sie aus dem Wasser kam und sich die Hand auf den Bauch gelegt hatte.
In dem Moment hatte sie sich gefragt, wie ihr Baby wohl aussehen und wem es ähneln würde. Zum ersten Mal hatte sie überlegt, was sie tun würde, wenn es Christian gleichen sollte. Zum Glück sah man ihr die Schwangerschaft noch nicht an, obwohl sie bereits ziemlich weit war. Noch konnte sie ihren nur sehr langsam dicker werdenden Bauch problemlos mit weiten Blusen und fließenden Kleidern vor Luis kaschieren.
Bei Christian war sie sich da allerdings nicht so sicher. Und als ihr klar geworden war, dass er sie am Strand wahrscheinlich beobachtet hatte, war sie in Panik geraten. Erfahren wie er war, würde er einer Frau sicher ansehen, ob sie schwanger war oder nicht.
Nie hätte sie sich träumen lassen, dass er hier unerwartet auftauchen würde. Dabei hätte sie es sich eigentlich denken können, denn es war typisch für ihn, selbst wenn er es nur getan haben sollte, um sie aus der Fassung zu bringen. Und falls er glaubte …
Was? Was?
Während sie duschte,
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