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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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hatte. So verrückt es auch sein mochte, er wollte sie unbedingt näher ergründen.
    Ihre offenkundige Abneigung gegen seine Freundschaft mit Helen Stevens amüsierte ihn. Dass Olivia eifersüchtig war, konnte er sich eigentlich nicht vorstellen. Wahrscheinlich wollte sie nur ihr Territorium verteidigen, weil sie ihn als ihr Eigentum betrachtete. Auch wenn sie ihn als ihren Feind ansah – trotz oder vielleicht wegen ihrer gemeinsamen Nacht.
    Ihre Abneigung machte ihm zu schaffen. Selbst wenn sie irgendwann aus gutem Grund seine Beweggründe, in Tonys Firma anzufangen, infrage gestellt haben mochte, hatte er seine Loyalität unzählige Male unter Beweis gestellt. Dabei hätte er etliche Gelegenheiten gehabt, um seine Position zu missbrauchen.
    Bis zu der Nacht, in der Tony gestorben war, hatte er nur flüchtigen Kontakt zu Olivia gehabt. Den Großteil ihrer Zeit hatte sie in Bal Harbour verbracht, und wenn sie in Miami war, hatte sie sich nur selten in der Firma blicken lassen.
    Natürlich kannte er ihre Geschichte. Tony hatte ihm alles erzählt. Nach dem Tod ihrer Tante, bei der sie aufgewachsen war, hatte sie sich auf Tonys Anzeige nach einem Kindermädchen für Luis beworben. Aus irgendeinem Grund wollte er unbedingt eine englische Nanny haben, und als Christian Olivia zum ersten Mal begegnet war, hatte er sofort verstanden, warum. Neben der Ruhe, die sie ausstrahlte, war sie enorm tüchtig und zuverlässig, und sie wurde schnell eine der wichtigsten Bezugspersonen für Luis.
    Ob Tony sie deswegen geheiratet hatte, wusste Christian nicht. Aber vermutlich hatte sein Großcousin sich zu ihr hingezogen gefühlt, und sie hatte sich nur unter dieser Bedingung auf eine Beziehung mit ihm eingelassen. Als Christian dann in der Firma angefangen hatte, war Tonys Zuneigung für seine Frau jedoch bereits beträchtlich abgekühlt. Dennoch hatte er ihn unmissverständlich davor gewarnt, ihr zu nahe zu kommen.
    Und bis zu Tonys Todesnacht hatte er Olivia nie begehrt …
    Die Nachricht von Tonys Tod erreichte Christian abends um elf.
    Wie so oft hatte er den größten Teil des Abends im Büro verbracht, in eine vorläufige Studie über das Defizit bei den Einnahmen aus der Ölförderung der Mora Corporation im Pazifik vertieft. Vorher hatte er allerdings ein halbes Dutzend Anrufe seiner Freundin abwehren müssen. Als er in sein Apartment zurückkehrte und den Anrufbeantworter blinken sah, wollte er es deshalb zunächst ignorieren.
    Zum Glück überlegte er es sich jedoch anders und hörte das Band ab. Eine Viertelstunde zuvor hatte Tonys neuste Eroberung, die Frau eines Senators, angerufen und ihn in Panik um Hilfe gebeten.
    „Er ist tot!“ Vicki Sutcliffes Stimme war kaum zu erkennen. „Verdammt, Rodrigues, wo sind Sie? Tony ist tot, haben Sie verstanden? Was soll ich bloß tun?“
    Vermutlich war es Ausdruck ihrer Verzweiflung gewesen, dass Vicki sich an ihn gewandt hatte, statt einen Notarzt zu rufen. Als Frau eines Politikers hatte sie gelernt, aufzupassen, was sie sagte – und wem sie sich anvertraute. All das war ihm allerdings erst später durch den Kopf gegangen. Im ersten Moment war er zu schockiert, um an etwas anderes als an Tonys Tod zu denken.
    Sein erster Impuls war, sich in den Wagen zu setzen und zu Tonys Wohnung zu fahren, die dieser angeblich gemietet hatte, um dort Kunden zu empfangen. Tatsächlich hatte er sich dort jedoch mit seinen jeweiligen Freundinnen getroffen, was in der Firma auch jeder wusste.
    Obwohl Christian sich unbedingt vergewissern wollte, dass Vicki sich nicht geirrt hatte, zögerte er einen Moment, bevor er den Hörer abnahm und Tonys Nummer wählte.
    Es war besetzt.
    Verdammt!
    Fluchend verließ Christian sein Apartment und fuhr mit dem Aufzug in die Tiefgarage. Wie geschockt er auch sein mochte, er durfte im Moment nicht an sich denken. Tony brauchte ihn. Hilflos kämpfte Christian mit den Tränen. Nein, Tony konnte nicht tot sein!
    Aber er war es. Der Anblick von Tonys nacktem, leblosem Körper auf dem großen Bett bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Ganz eindeutig war Tony beim Sex gestorben. Bei dem Gedanken, wie Olivia damit fertig werden würde, krampfte sich Christians Herz vor Mitgefühl zusammen.
    Als er in dem Apartment ankam, war Vicki nicht mehr in der Wohnung. Anscheinend war ihr bewusst gewesen, wie prekär ihre Lage war. Trotzdem hatte sie mit ihren Schreien mehrere Nachbarn angelockt, die sich im Flur versammelt hatten.
    Auch die Polizei war bereits da,

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