JULIA FESTIVAL Band 98
Selbst auf die Entfernung konnte Stephanie die Liebe aus seinen Augen leuchten sehen. Rebecca hatte recht – die Haynes schienen gute Ehemänner abzugeben.
Sie musterte jeden Einzelnen, heftete den Blick dann auf Nash. Er stand ein wenig abseits und wirkte so verloren, dass sie den Drang verspürte, zu ihm zu laufen, ihn in die Arme zu schließen und …
Und was? Entschieden rief sie sich in Erinnerung, dass er schon bald fortgehen würde. Zum ersten Mal war sie gar nicht glücklich darüber.
Gerade als sie sich vom Fenster abwenden wollte, sah sie aus den Augenwinkeln, wie Jason über den Rasen rannte und sich mit ausgebreiteten Armen auf Nash stürzte, der ihn mühelos auffing. Beide lachten herzhaft.
Stephanie lächelte und legte unwillkürlich eine Hand an die Scheibe, so als könnte sie die beiden berühren. Sehnsucht stieg in ihr auf. Eine Sehnsucht, die töricht und gefährlich war. Tiefe Gefühle sind unangebracht, ermahnte sie sich. Sie und Nash hatten klare Regeln aufgestellt, und es war sinnlos, diese brechen zu wollen. Selbst wenn sie verrückt genug war, es sich anders zu überlegen, war Nash es nicht. Und das durfte sie nicht vergessen.
11. KAPITEL
Nach dem Dinner räumten die Männer die Feuerstelle auf, während die Frauen und Kinder sich im Haus um den Nachtisch kümmerten.
Nach getaner Arbeit setzten sich die Brüder um die erkaltende Glut. Nash nahm Bier aus der Kühltasche und reichte es weiter an Craig, der es verteilte.
„Ihr seid ja bloß neidisch“, verkündete Jordan gerade, „weil ich keine Angst hatte zu rebellieren.“
Travis grinste. „Ja, ja, sicher, weil nur ein echt kluger Mann in ein brennendes Gebäude rennt! Du musst ja wohl verrückt sein.“
Kyle wandte sich an Nash. „Jordan ist das schwarze Schaf in unserer Familie, weil er Feuerwehrmann und damit der einzige Haynes seit vier Generationen ist, der nicht das Gesetz vertritt. Verdammt, sogar Hannah arbeitet im Sheriffbüro. Aber er hat überhaupt nicht daran gedacht, diese jahrelange Tradition zu wahren.“
„Nicht eine Sekunde“, pflichtete Jordan ihm munter bei.
Nash blickte zu Kevin. „Vier Generationen? Irgendwie haben wir gar nicht bedacht, dass es außer euch noch mehr gibt.“
„Nicht alle leben noch“, erklärte Craig. „Ein paar Onkel wohnen hier in der Gegend, aber wir sehen sie nicht oft.“
Nash beobachtete, wie die vier Brüder mit Blicken stumm kommunizierten.
Schließlich nickte Travis und erklärte: „Sie sind unserem Vater sehr ähnlich. Jetzt, wo wir alle glücklich verheiratet sind, betrachten sie uns als Verräter.“
„Warum? Wollten sie nicht, dass ihr heiratet?“
„Nein. Sie mögen viele Frauen. Earl Haynes ist der Einzige von ihnen, der geheiratet hat. Aber ich bezweifle, dass er auch nur einen Tag lang treu war. Er hat sich immer als guten Ehemann und Vater gerühmt, weil er nachts zu Hause geschlafen hat. Seiner Ansicht nach war es genug, im eigenen Bett zu nächtigen. Mit wem er es vorher getrieben hatte, schien unwichtig zu sein.“
„Er und Mom haben oft deswegen gestritten“, fügte Kyle tonlos hinzu. „Sie hat ihn ständig angefleht, die anderen Frauen aufzugeben, aber er hat sie nur ausgelacht. Dann, eines Tages, ist sie gegangen.“
„Wie gegangen?“, hakte Kevin nach.
„Sie ist verschwunden und hat nie wieder von sich hören lassen“, sagte Jordan.
Erneut tauschten die Brüder bedeutungsvolle Blicke.
Dann eröffnete Travis: „Vor etwa drei Jahren haben wir einen Privatdetektiv engagiert, um herauszufinden, was aus ihr geworden ist. Es geht ihr gut. Sie wohnt in Phoenix. Sie hat nicht wieder geheiratet, aber sie lebt mit einem Mann zusammen, der sie glücklich macht.“
„Wie hat sie reagiert, als ihr euch gemeldet habt?“, erkundigte sich Kevin.
„Das haben wir nicht“, erwiderte Craig. „Wir wissen, dass es ihr gut geht. Wenn sie uns sehen wollte, wüsste sie ja, wo sie uns findet.“
Kyle nahm einen Schluck Bier. „Niemand kann ihr verdenken, dass sie nichts mehr mit uns zu tun haben will, nachdem sie Earls Eskapaden jahrelang ertragen musste.“
„Was ist daran Vererbung und was nicht?“, sinnierte Austin. „Wir haben es noch nicht ergründen können.“
„Stimmt“, meinte Travis. „Warum haben meine Brüder und ich nach drei Generationen von Frauenhelden gelernt, erfolgreiche Ehen zu führen?“
„Es war nicht einfach“, warf Craig ein. „Ich habe beim ersten Mal einen Fehler gemacht, wie meine Scheidung beweist.“
„Ich
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