JULIA FESTIVAL Band 98
ein. „Wie merkt ihr euch denn, wer an der Reihe ist?“
Jason zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Er ist dran.“
„Gar nicht wahr!“
„Also schreibt ihr es nicht auf“, stellte Nash fest.
Beide Jungen schüttelten den Kopf. Sie hatten die Lippen trotzig zusammengekniffen und die Arme vor der Brust verschränkt.
„Warum handeln wir nicht ein System aus, das für euch beide fair ist?“, schlug Nash sachlich vor.
Stephanie unterdrückte ein Lachen. Es klang sehr einleuchtend, aber er schien zu vergessen, dass er es mit Achtjährigen zu tun hatte. Wenn er so weitermachte, würde er drei Tage lang mit ihnen diskutieren und schließlich die Wäsche selbst zusammenlegen.
Sie trat ein und deutete auf den Wäschekorb. „Bringt den nach oben“, sagte sie entschieden. „Jetzt sofort. Jeder von euch faltet die Hälfte. Wenn ein Stück übrig bleibt, dann lasst es auf dem Bett liegen. Wenn ihr nicht sofort damit anfangt, gibt es heute keinen Nachtisch.“
Jason öffnete den Mund zu einem Protest. Sie brachte ihn mit einem Kopfschütteln zum Schweigen und erklärte: „Ich will kein Wort hören. Ein Wort heißt, dass ihr zehn Minuten früher ins Bett müsst. Zwei Wörter bedeuten zwanzig Minuten früher. Wenn ihr das verstanden habt und einverstanden seid, dann nickt einfach.“
Die beiden blickten sie und dann einander an. Sie seufzten tief und nickten.
„Gut.“ Sie trat beiseite, damit sie mit dem Korb hinausgehen konnten. „Sagt mir Bescheid, wenn ihr fertig seid.“
Nash blickte ihnen nach und murmelte: „Eigentlich bin ich ein Profi.“
„Du hast es normalerweise mit Kriminellen zu tun, nicht mit Kindern. Ich nehme an, dass Kriminelle wesentlich rationaler denken.“
„Meinst du?“
Sie lächelte. „Ich würde sogar Geld darauf verwetten. Aber danke für deine Hilfe. Mir hat gefallen, was du über die Verantwortung gesagt hast. Ich bin nicht sicher, ob sie es begriffen haben, aber nächstes Mal klappt es bestimmt.“
Er legte ihr einen Arm um die Schultern. „Du willst damit sagen, dass ich verdammt mies in Kindererziehung bin.“
„Ich sage, dass es süß von dir ist, dich darin zu versuchen.“
Er zupfte sie sanft an den Haaren. „Gib mir deinen Autoschlüssel.“
„Er liegt oben in der Wohnung. Warum? Streikt dein Wagen wieder?“
„Nein. Ich will deinen auftanken. Hast du was dagegen, wenn ich den Schlüssel hole?“
Sie schüttelte nur den Kopf, weil sie plötzlich kein Wort herausbrachte. Okay, es war nicht viel dabei, dass Nash ihren Wagen auftanken wollte. Aber die unverhoffte Aufmerksamkeit ließ Tränen in ihren Augen brennen. Sie blickte ihm nach, als er die Treppe hinauflief, und unwillkürlich wünschte sie – nur für eine Sekunde –, dass sein Aufenthalt in Glenwood ein bisschen dauerhafter sein möge.
„Verrückte Träume“, murmelte sie vor sich hin.
Das Telefon klingelte und bot eine willkommene Abwechslung. Sie eilte in die Küche und griff zum Hörer. „Serenity House, Stephanie am Apparat.“
„Hi, Stephanie, hier ist Rebecca Lucas. Wir haben uns neulich in der Pizzeria kennengelernt. Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst. Da waren so viele Leute.“
Stephanie sah im Geist eine große, schlanke Frau mit langen dunklen Locken vor sich. „Natürlich erinnere ich mich. Wie geht’s?“
„Gut. Ich rufe an, weil wir heute eine Grillparty geben und ich Nash einladen möchte. Seine Brüder kommen auch alle.“ Sie lachte. „Eigentlich wollte ich dich und die Jungs auch einladen. Passt es euch?“
„Ich glaube schon, aber ich frage ihn lieber. Bleib bitte einen Moment dran.“ Sie legte den Hörer auf den Küchenschrank und ging die Treppe hinauf. Als Nash ihr entgegenkam, berichtete sie ihm von Rebeccas Einladung.
„Willst du hingehen?“, fragte er.
„Ja, aber es ist deine Familie. Willst du denn?“
„Solange du mitkommst, ja.“
„Gut. Den Jungs wird es bestimmt Spaß machen.“
Sie trat einen Schritt zurück, konnte aber den Blick nicht abwenden. Allein seine Nähe reichte, um ihren Herzschlag zu beschleunigen. Die knisternde Anziehungskraft zwischen ihnen ließ sie sehnsüchtig seufzen.
„Mir geht es genauso“, murmelte er. „Jetzt telefonier weiter. Durch die Grillparty vergeht der Abend schneller. Wenn wir nach Hause kommen, wird es Zeit für die Jungs, ins Bett zu gehen.“
„Und dann auch für uns“, flüsterte sie.
„Genau das dachte ich auch.“
Stephanie trug eine große Tüte mit Schokokeksen zum
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