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JULIA FESTIVAL Band 98

JULIA FESTIVAL Band 98

Titel: JULIA FESTIVAL Band 98 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN MALLERY
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Umständen. Sie war betrunken, nicht in ihrem Element und bei seinem Glück vermutlich noch Jungfrau.
    Ein Blitz zuckte über den Himmel, wie um ihn zu warnen, dass der Allmächtige alles sah. Daher ignorierte Kevin die Rundungen, die sich an seinen Körper pressten, und die Gefühle, die diese Rundungen auslösten. Sie mochte etwas schlanker sein, als er zuerst vermutet hatte, aber offensichtlich saß alles an der richtigen Stelle unter dem hässlichen Kleid. Nicht, dass er es zu überprüfen gedachte.
    „Hast du pinkfarben gesagt?“, fragte er und suchte die Häuser zu beiden Seiten des Highways ab.
    „Ja. Davor stehen Flamingos. Ich mag Vögel.“
    „Schön zu wissen.“
    Er entdeckte ein zweistöckiges Gebäude, das ihrer Beschreibung entsprach. Ihm schauderte vor den Plastikflamingos, die neben dem Eingang aufgestellt waren. Wenn das Motel bei Nacht schon so billig aussah, wie mochte es dann erst bei Tageslicht wirken? Zumindest brauchten sie den Highway nicht zu überqueren. Das Motel lag nur gute hundert Meter entfernt auf derselben Straßenseite.
    „Gehen wir“, drängte er.
    Ein zweiter Blitz erhellte die Nacht.
    „Guck mal!“ Haley deutete zum Himmel. „Liebst du Blitze auch? Wünschst du dir auch, dass es regnet?“
    „Sicher.“ Weil ein kalter Guss ihn ernüchtert hätte. Betrunkene Frauen, die darum baten, ausgenutzt zu werden, bedeuteten nichts als Unheil.
    Er setzte sich in Richtung des Motels in Bewegung. Noch hielt Haley sich einigermaßen auf den Beinen, doch er befürchtete, dass sich das bald ändern würde. „Weißt du deine Zimmernummer?“
    Sie seufzte. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
    „Welche Frage?“
    Er beging den Fehler, ihr ins Gesicht zu schauen – auf ihre vollen Lippen, in ihre blaugrauen Augen. Ihre sehnsüchtige Miene brachte sein Blut in Wallung und ließ ihn Möglichkeiten erwägen. „Vergiss es“, murrte er mehr zu sich selbst als zu ihr.
    Sie löste sich von ihm und versuchte, allein zu stehen. Beinahe gelang es ihr. Die Füße fest auf den Boden gestemmt, schwankte sie vor und zurück, taumelte einen Schritt, gewann dann das Gleichgewicht, indem sie die Arme zu beiden Seiten ausstreckte.
    „Woran liegt es?“, verlangte sie zu wissen. „Warum wollen Männer mich nicht ausnutzen? Bin ich hässlich? Ist mein Körper abstoßend?“
    Er blickte hinauf zum Himmel. Dicke, dunkle Wolken kündeten von Regen. „In etwa dreißig Sekunden werden wir total durchnässt.“
    „Ich meine es ernst. Was ist an mir auszusetzen?“
    „Gar nichts.“
    „Warum willst du dann nicht mit mir …“
    Eine Sekunde lang dachte er, sie würde es tatsächlich aussprechen. Doch im letzten Moment presste sie die Lippen zusammen, blickte ihn bedeutungsvoll an – und geriet ins Wanken.
    Er umfasste ihre Taille und zog sie an sich. „Gehen wir.“
    Sie setzte sich in Bewegung. „Sag es mir. Was stimmt mit mir nicht?“
    „Wie gesagt, es gibt nichts auszusetzen. Es liegt nicht an dir.“ Verdammt, warum sollte er ihr die Wahrheit verheimlichen? „Es liegt an dieser ganzen Sache mit der Pfarrerstochter. Niemand will Gott ins Gesicht spucken.“
    Sie dachte darüber nach, während sie den Parkplatz der Bar überquerten. „Und was ist mit der verbotenen Flucht?“
    Einen Moment lang stutzte er. „Meinst du Frucht ?“
    Sie nickte heftig und verlor das Gleichgewicht. „Mein Kopf dreht sich.“ Sie klang so begeistert wie ein Kind auf einem Jahrmarkt. „Der Himmel dreht sich auch.“
    „Großartig.“
    „Ich kann doch die Frucht sein“, beharrte sie.
    „Wenn du das möchtest.“
    „Siehst du mich nicht so? Bin ich etwa keine Versuchung?“
    Es beeindruckte ihn, dass sie ein dreisilbiges Wort aussprechen konnte. Während ihre verbalen Fähigkeiten intakt blieben, nahm ihr motorisches Geschick jedoch leider sehr schnell ab. Er musste ihr Gewicht mehr und mehr stützen. „Zimmernummer?“
    „Denk doch nur mal daran, was mit Eva und dem Apfel passiert ist. Das könnte ich sein. Ich könnte ein Apfel sein.“
    „Ich wette, du könntest sogar eine Rosine sein. Gehen wir weiter.“
    „Eine Rosine? Wer will denn das sein?“
    Sie hatten das Motel erreicht. Kevin blieb stehen und lehnte sich an eine Säule, die den Balkon im ersten Stock abstützte. „Ich brauche den Schlüssel. Ich hole ihn aus deiner Handtasche.“
    Sie lächelte strahlend. „Okay.“
    Er öffnete die Tasche und kramte darin, bis er einen Schlüssel an einem rosa Plastikflamingo fand. Auf einen Flügel

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