JULIA FESTIVAL Band 98
klingt.“
„Es klingt lustig, schlecht zu sein.“
Er schüttelte den Kopf. „Versuch es nicht. Es hat Konsequenzen.“
„Das sagen alle.“
„Weil es wahr ist. Denk doch mal an deinen Haarschnitt.“
„Vielleicht brauche ich die neue Frisur als Symbol für mein neues Leben. Außerdem möchte ich hin und wieder mal was tun können, ohne mir Gedanken zu machen, was später passiert.“
„So läuft das nicht im Leben. Die Rache kann verdammt hart sein.“
„Das sagst du so einfach.“
„Was?“
„Das V-Wort.“
„Verdammt?“
„Du fluchst andauernd, ohne auch nur nachzudenken.“
„Fühlst du dich dadurch beleidigt?“
„Nein. Ich möchte es auch lernen.“
Im Geiste hörte er sie sehr unanständige Worte sagen – direkt in sein Ohr, während sie beide nackt waren. Er räusperte sich. „Fluchen ist nicht erforderlich.“
„Ich möchte es aber ausprobieren.“ Sie spähte zum Himmel hinauf. „Hast du was dagegen, wenn ich das Verdeck aufmache?“
„Nein.“
Sie hielt am Straßenrand an und versenkte das Dach. Kevin setzte sich die Mütze auf und atmete tief die frische Luft ein.
„Ich würde es gern üben“, sagte sie, als sie weiterfuhr. „Fluchen, meine ich.“
„Dann tu es doch.“
„Jetzt sofort?“
„Warum nicht?“
„Was ist, wenn ich vom Blitz getroffen werde?“
„Tja, ich bin noch nie getroffen worden. Aber wenn du es tun willst, dann solltest du jetzt anfangen, weil für heute Nachmittag ein Sturm vorausgesagt wurde.“
Sie schmunzelte. „Einfach so?“
„Es ist nichts weiter dabei.“
„Für mich schon.“ Sie seufzte. „Warum hast du mich geküsst?“
Ihre Frage überraschte ihn. Er hatte erwartet, dass sie ver dammt oder zum Teufel flüstern würde. „Du hast mich geküsst“, konterte er, was nicht zur Debatte stand. Er wusste, was sie wissen wollte. „Weil ich es wollte.“
„Aber am ersten Abend wolltest du es nicht.“
„Das hatten wir doch schon. Du warst betrunken. Du hast nicht gewusst, was du tust.“
„Und letzte Nacht?“
„Da warst du nüchtern und hättest Nein sagen können.“
„Wolltest du sonst noch was tun?“
Abwehrend hob er beide Hände. „Darüber wollen wir nicht reden.“
„Warum nicht?“
„Weil ich nicht dein Erster sein will. Ich bin nicht der Richtige für diese Verantwortung.“
Sie sagte nichts. Er starrte aus dem Fenster. Er wusste, dass er ihre Gefühle verletzt hatte. Gut so. Es war besser für sie, jetzt gekränkt zu sein als später, nachdem sie mit dem falschen Mann in einem billigen Motel geschlafen hatte, ernsthaft zu leiden. Er beugte sich vor und schaltete das Radio ein. Sanfte Westernmusik erklang.
„Wie ist es denn so?“
„Ganz gut“, erwiderte er ausweichend.
„Kannst du dich genauer ausdrücken? Ist es so toll, wie alle behaupten?“
Er wollte nicht darüber reden. „Hast du keine Freundin, die dir alles erklären kann?“
„Nein, und ich habe auch keine Mutter.“
Er seufzte.
„Kevin, ich will dich nicht in Verlegenheit bringen. Ich suche nur Informationen. Ich bin zu alt, um so unwissend zu sein. Bitte, lass uns darüber reden.“
Er seufzte erneut. „Okay.“
„Danke. Also, wie ist es? Wundervoll?“
„Meistens. Wenn dir an der Person liegt, mit der du es tust, wird aus Sex Liebe. Sonst ist es nur körperlich – wie niesen.“
„Das verstehe ich nicht. Wo ist da der Unterschied?“
„Sex ist der reine Akt ohne Gefühle. Liebe machen bedeutet mehr als nur ein Orgasmus. Es geht um Verbindung.“ Er lehnte den Kopf zurück und stöhnte. „Ich klinge wie ein Gast in einer Talkshow.“
„Nein. Es ist super. Ich verstehe, was du sagen willst. Aber was ist mit dem Orgasmus? Ich habe darüber gelesen, aber …“ Sie räusperte sich. „Na ja, woher weiß ich, ob ich einen habe?“
„Solange du dich das fragst, hattest du keinen“, erwiderte er schroff, um das Thema zu beenden. Darüber zu reden ließ ihn daran denken, es zu tun – mit Haley, was er nicht beabsichtigte. Er starrte aus dem Fenster zum Horizont und versuchte, die Sache zu vergessen.
„Ist es nicht peinlich, nackt zu sein?“
„Nein. Es macht Spaß.“
„Mir bestimmt nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich je dabei wohl fühlen könnte.“
Er stöhnte gequält. Nun begriff er, dass seine Zeit mit Haley die Strafe für all die dummen Streiche war, die er als Kind begangen hatte. „Wenn du mit der richtigen Person zusammen bist, wird es dir ganz natürlich und richtig vorkommen,
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