JULIA FESTIVAL Band 98
fertig?“
Sie nickte und schob das Formular über den Tresen.
Der Portier gab jedem einen Schlüssel. „Erdgeschoss ganz hinten.“
„Danke.“ Kevin eilte zur Tür.
„Hat er gesagt, dass es einen Wirbelsturm geben könnte?“, erkundigte sich Haley.
„Es sieht ganz so aus.“
„Und was tun wir jetzt?“
„Wir gehen Steaks essen.“
„Ich meine wegen des Sturms.“
„Da kann man nichts tun. Wenn er kommt, kommt er.“
„Aber wohin gehen wir? Gibt es hier einen Schutzkeller? Und was ist mit meinem Auto?“
Er legte einen Arm um sie. „Für eine Pfarrerstochter hast du nicht sehr viel Zuversicht.“
„Ich habe reichlich Zuversicht. Was ich nicht habe, ist ein Fluchtplan, falls ein Tornado kommt.“
„Wenn wir die Sirenen hören, legen wir uns in die Badewanne und ziehen die Matratze über uns.“
Tat man das wirklich, oder scherzte er nur? „Das klingt nicht besonders behaglich.“
„Es ist besser, als von fliegenden Möbelstücken erschlagen zu werden.“
Sie stiegen ins Auto, fuhren zum Ende des Gebäudes und gingen mit ihrem Gepäck in ihre Zimmer.
Haley blieb mitten im Raum stehen und starrte unschlüssig auf den Riegel an der Verbindungstür zu Kevins Zimmer. Sollte sie ihn öffnen oder nicht?
Ein Klopfen an eben dieser Tür erlöste sie aus ihren Grübeleien. Sie schob den Riegel zurück und öffnete.
Kevin stand auf der Schwelle. „Wann wollen wir essen gehen?“
„Ich habe schon Hunger.“
„Ich auch. Also gehen wir gleich.“
Sie blickte an ihrer Jeans hinab. „Ich möchte mich vorher gern umziehen.“
„Du ziehst doch keine Shorts an, oder?“
„Ins Restaurant? Natürlich nicht. Ich ziehe ein Kleid an.“
„Ist das besser oder schlechter für mich?“
„Ich verstehe die Frage nicht.“
Kevin seufzte. „Das kann ich mir denken. Wir sehen uns in zehn Minuten.“ Er zog sich in sein Zimmer zurück und ließ die Verbindungstür halb offen.
Sie blickte ihm nach und überlegte, was in aller Welt er mit seiner Frage gemeint haben mochte. Dann wurde ihr bewusst, dass ihr nicht viel Zeit blieb. Sie nahm ein Kleid und die kleine Schminktasche, die sie gekauft hatte, aus dem Koffer und eilte ins Badezimmer.
Haley wusch sich das Gesicht und trug Feuchtigkeitscreme auf. Dann schüttelte sie das Fläschchen mit Grundierung, aber sie schreckte davor zurück, sich das klebrige, hellbraune Zeug auf das Gesicht zu schmieren. Sie nahm das Döschen mit Puderlidschatten, stäubte sich zögernd ein wenig auf die Oberlider und verwischte es mit der Fingerspitze.
Verwundert musterte sie sich im Spiegel. Vielleicht lag es nur an der Beleuchtung, aber ihre Augen wirkten irgendwie größer und ausdrucksvoller. Als Nächstes trug sie Mascara auf. Da sie sich die Wimpern gelegentlich getuscht hatte, fiel es ihr nicht schwer. Zum Schluss kam Lipgloss an die Reihe. Sie strich sich durch die Haare, aber mit den kurzen Fransen konnte sie nicht viel tun. Leider.
Schließlich zog sie sich Jeans und T-Shirt aus und griff zu dem Sommerkleid. Es hatte sehr dünne Träger, die schmaler waren als die Träger ihres BHs. Das war ihr bisher nicht aufgefallen.
Was nun? Obwohl es modern zu sein schien, empfand Haley es als hässlich, wenn die Träger des BHs zu sehen waren. Doch die Alternative erschien ihr undenkbar. Bestimmt würde sie bestraft werden, wenn sie sich ohne BH in der Öffentlichkeit zeigte.
Nach kurzem Zögern wandte sie sich vom Spiegel ab und schloss fest die Augen. Sie wagte nicht einmal zu atmen, während sie den BH öffnete und zu Boden fallen ließ. Hastig zog sie sich das Kleid über den Kopf. Erst dann wagte sie, die Augen zu öffnen und sich im Spiegel zu betrachten.
Kritisch prüfte sie, ob man überhaupt merkte, dass sie keinen BH trug. Ihr Busen war nicht sehr groß, und wenn sie sich nicht viel bewegte, bewegten sich auch ihre Brüste nicht viel. Der Stoff war undurchsichtig, sodass nichts zu sehen war. Dennoch fühlte sie sich ziemlich nackt.
Sie rief sich in Erinnerung, dass sie seit Neuestem ein gewagtes Leben führte, und ignorierte das Gefühl, unbekleidet zu sein. Gerade als sie die Riemchen der neuen Sandaletten schloss, klopfte Kevin an die Zwischentür und fragte: „Bist du fertig?“
„Sofort.“ Sie griff gerade nach ihrer Handtasche, als er den Raum betrat.
„Ich freue mich riesig auf ein Steak“, verkündete er. „So eine Schussverletzung lässt einen Mann …“
Er blieb nach drei Schritten abrupt stehen. Sein Mund stand offen, aber er sprach
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