JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
würde. Was bedeutete, dass er an diesem Abend erst spät ins Bett gehen würde. Aber das war immer noch besser, als wenn er Peter Owen gegenüber mit Dingen herausplatzte, die Gina in Verlegenheit brachten. Gina hatte während der Proben mit ihm rasch erkannt, dass Peter es liebte, über andere Leute zu klatschen. Vielleicht war das im Showgeschäft so üblich. Aber sie hatte keine Lust, zum Zentrum seiner neuesten Klatschgeschichte zu werden, zumal er sicher von Alessandros Verlobung mit Michelle Banks wusste. Für Gina war es eine entsetzliche Vorstellung, als „die andere“ abgestempelt zu werden.
Schlimm genug, dass Peter ausgerechnet dann aufgetaucht war, als Alessandro sich gerade verabschiedet hatte. Auch Alessandro war davon nicht begeistert gewesen. Gina hatte es seiner starren, angespannten Haltung entnommen. Worüber hatten die beiden wohl gesprochen? In der sicheren Annahme, dass sie es sowieso bald erfahren würde, hatte Gina sich erst einmal um Marco gekümmert und die Tasche aus dem Weg geräumt, bevor Peter Owen sie entdeckte. Alessandros Anwesenheit vor ihrem Haus hatte seine Neugier schon genug entfacht.
Das Video hatte gerade angefangen, als es an der Tür läutete. „Bleib hier, und sei brav, Marco“, wies Gina ihren Sohn an. „Mom muss mit Peter Owen über das Singen sprechen. Okay?“
„Okay.“ Ihr Sohn blickte gebannt auf den Bildschirm.
Gina atmete tief ein und ging zur Tür. Es ist ein rein geschäftlicher Besuch, versuchte sie, sich zu beruhigen, obwohl es nicht gerade professionellen Gepflogenheiten entsprach, einfach vorbeizukommen, ohne vorher anzurufen. Eigentlich ärgerte sie sich darüber. Es war schon ziemlich anmaßend von ihm, einfach davon auszugehen, dass er jederzeit willkommen sein würde. Gina hatte auch gar keine Lust, ihn in ihr Haus zu bitten. Es kam ihr wie ein unerwünschtes Eindringen vor.
Deshalb entschied sie sich, nach dem Öffnen der Tür direkt auf die Veranda hinauszutreten und dort mit ihm zu sprechen. „Das ist ja eine Überraschung, Peter“, begrüßte sie ihn reserviert. „Was bringt Sie her?“
„Der süße Geschmack des Erfolgs“, antwortete er blumenreich und schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. „Wir sind gestern Abend bei den Leuten mordsmäßig gut angekommen.“
„Freut mich, dass Sie so denken, aber …“
„Ach, ich war in der Gegend mit Bekannten zum Essen, und da kam mir in den Sinn, das Eisen zu schmieden, solange es heiß ist. Deshalb habe ich mich spontan entschlossen, vorbeizukommen und Ihnen ein paar Ideen zu unterbreiten“, erzählte er ungeniert weiter.
Irgendwie war die Vorstellung, mit Peter Owen – und sei es auch nur beruflich – weiter zu tun zu haben, Gina plötzlich unangenehm. Vergangene Woche hatte sie nur an den Auftritt im Schloss, den Auftritt vor Alessandro King, gedacht. Doch jetzt … aber vielleicht war es dumm, eine Chance wie diese auszuschlagen. Vermutlich würde es das Klügste sein, die Entscheidung aufzuschieben, bis sie sich die Sache in Ruhe überlegen konnte.
„Ich fürchte, der Zeitpunkt ist ungünstig“, sagte sie entschuldigend. „Marco ist müde und wird sicher gleich quengelig. Ich habe ihn vor den Fernseher gesetzt, aber das wird ihn nicht lange ablenken.“
„Alessandro hat Sie und den Jungen gerade erst vom Schloss nach Hause gebracht?“, erkundigte sich Peter neugierig.
„Es war ein sehr langer Tag“, antwortete Gina ausweichend.
„Und Sie fühlen sich völlig am Ende“, warf Peter mitfühlend ein.
Sie lächelte spöttisch. „Nun, ich bin sehr müde. Ist es dringend, was Sie mit mir besprechen wollten, Peter?“
Er tätschelte ihr sacht die Wange. „Vergessen Sie einfach nicht, wie gut wir zusammen waren. Ich bin überzeugt, wir könnten mit diesen gemeinsamen Auftritten viel Geld machen. Denken Sie darüber nach. Ich rufe Sie im Lauf der Woche an.“
„Gut“, willigte sie ein, etwas irritiert über seine allzu vertrauliche Geste.
Peter Owen lächelte zufrieden. „Braves Mädchen.“
Natürlich war er der Profiund zudem viel älter und erfahrener, dennoch gefiel es Gina gar nicht, von ihm so gönnerhaft behandelt zu werden. Denn immerhin war er zu ihr gekommen und nicht sie zum ihm. „Aber ich sollte Ihnen vielleicht gleich sagen, dass ich nur auf Hochzeiten und anderen Familienfeiern singe, Peter“, sagte sie einschränkend. „Es ist nicht meine Sache, durch die Clubs zu tingeln.“
„Haben Sie es je versucht?“, entgegnete er
Weitere Kostenlose Bücher