JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
dem ganzen Stress des heutigen Tages nur überempfindlich. „Danke“, sagte sie errötend. „Sie waren überhaupt den ganzen Tag sehr nett zu mir. Ich weiß Ihre Hilfe und … Rücksicht sehr zu schätzen.“
Er fuhr vor dem Apartmenthaus vor, und Hannah beeilte sich auszusteigen. „Lassen Sie den Motor ruhig laufen. Ich komme jetzt allein zurecht. Nochmals vielen Dank für alles, Antonio.“
Doch in dem Moment, als sie den Wagen verließ, schaltete Antonio den Motor aus. Hannahs Herz klopfte schneller. Offenbar war das letzte Wort noch nicht gesprochen, und Antonio hatte Weiteres im Sinn. Aber sie war noch nicht bereit, den nächsten Schritt zu gehen – weder wollte sie Antonio ihr heutiges Verhalten erklären, noch war sie sich ihrer Gefühle für ihn sicher. Sie wandte sich ihm flehentlich zu – und stellte fest, dass er sie gar nicht ansah.
Antonios Aufmerksamkeit galt einem anderen Jeep, wie er in Port Douglas als Mietwagen gebräuchlich war. Er fuhr gerade an ihrem Wagen vorbei den Hügel hinauf in Richtung Schloss. Hannah erstarrte, als sie das rote Haar des Fahrers und die schwarze Lockenmähne seiner Begleiterin erkannte.
„Sie sind uns gefolgt!“
„Ja!“ Antonio sah sie entschieden an. „Keine Diskussion, Hannah. Ich begleite Sie!“
Ehe sie reagieren konnte, war er bereits ausgestiegen und schlug die Fahrertür nachdrücklich zu. Seine Augen funkelten angriffslustig, und seine Miene trug eiserne Entschlossenheit zur Schau, als er um den Jeep herum an Hannahs Seite kam.
Hannah, die sich einmal mehr von Flynn und Jodie in die Enge getrieben fühlte, zitterten die Knie. Widerstandslos ließ sie sich von Antonio zum Eingang des Apartments führen und kramte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. Antonio nahm ihn ihr aus der Hand, schloss die Tür auf und drängte Hannah in die Wohnung. Er folgte ihr auf dem Fuß, und im nächsten Moment hörte sie, wie die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
„Gut“, sagte Antonio befriedigt. „Wenn die Lovetts unterhalb des Schlosses wenden und wieder zurückkommen, werden sie den leeren Jeep vor dem Haus sehen und daraus schließen, dass ich hier bei Ihnen bin. Da sie von mir nichts wollen, nehme ich an, dass sie sich dann erst einmal zurückziehen werden.“
Das klang logisch. Hannah fühlte sich furchtbar elend. Warum ließen Jodie und Flynn sie nicht in Ruhe? Was wollten sie von ihr? Hatten sie ihr nicht schon genug genommen und ihre Gefühle mit Füßen getreten? Trostlos blickte sie zu dem Mann auf, der freiwillig in die Rolle ihres Beschützers geschlüpft war. Sein forschender Blick verlangte Antworten. „Es … ist nicht meine Schuld“, war alles, was ihr einfiel.
Ein besorgter Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Ich glaube, Sie brauchen erst einmal einen Drink. Gehen Sie auf den Balkon, und schnappen Sie etwas frische Luft, während ich mich um den Drink kümmere. Was hätten Sie denn gern?“
„Normalerweise trinke ich nur Wasser. Das ist gesund“, antwortete sie so förmlich, dass Antonio unwillkürlich lächelte.
„Also gut. Ein Glas eisgekühltes Wasser.“
„Danke.“
Hannah hielt es für klüger, einen klaren Kopf zu bewahren. Außerdem hätte sie ihren Kummer sowieso nicht ertränken können. Antonio gönnte ihr noch eine kurze Atempause, dann würde sie ihm Rede und Antwort stehen müssen. Bei dem Gedanken daran fühlte sie sich ungeheuer verletzlich. Langsam trat sie auf den Balkon hinaus und betrachtet den Sonnenuntergang. Die friedliche Stimmung konnte jedoch das Chaos ihrer Gefühle nicht mildern.
„Hannah?“
Sie erstarrte, als Antonio leise ihren Namen nannte. Noch nicht! flehte sie insgeheim. Sie war noch nicht bereit, zurückzublicken und sich der Vergangenheit zu stellen.
„Hannah, ich muss das Problem kennen, um es in Ordnung bringen zu können“, sagte Antonio ruhig. „Entschließen Sie sich, es mit mir zu teilen, Hannah, denn es muss offensichtlich gelöst werden. Ich habe nicht vor, diese Wohnung in der Ungewissheit zu verlassen, ob Sie morgen noch hier sein werden.“
Wie sollte man etwas in Ordnung bringen, was sich nicht in Ordnung bringen ließ? Wie sollte man mit Menschen wie Jodie und Flynn fertig werden, die sich weigerten einzusehen, dass sich manche Dinge nicht mehr reparieren ließen?
Hannah ging zur Balkonbrüstung und blickte hinaus über die Bucht auf die Zuckerrohrfelder und die Berge dahinter, deren Gipfel in der untergehenden Sonne rotgolden schimmerten. Die Natur folgte ihren
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