JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Stärke, und in der Regel gab ihm der Erfolg recht, aber dieser Charakterzug Antonios erfüllte seine Großmutter regelmäßig mit Angst und Sorge.
„Spreche ich mit dem ‚Nautilis‘?“, fragte er jetzt in den Telefonhörer.
Isabella horchte auf. Das „Nautilis“ war ein exklusives Restaurant, wo bereits Präsident Clinton bei seinem Besuch in Port Douglas gegessen hatte, also eigentlich kein passender Ort für eine Auseinandersetzung.
„Hier ist Antonio King. Unter den Gästen auf der ‚Duchess‘ war heute ein Ehepaar namens Lovett. Jodie und Flynn Lovett. Die beiden erwähnten, dass sie für heute Abend einen Tisch bei Ihnen reserviert hätten. Könnten Sie das bitte für mich überprüfen?“, erkundigte sich Antonio in ruhigem und geschäftsmäßigem Ton.
„Danke. Und für wie viel Uhr erwarten Sie die beiden?“ Er lauschte, blickte auf die Uhr und nickte. „Gut. Ich möchte heute Abend ebenfalls bei Ihnen essen. Könnten Sie mir einen Tisch für zwei reservieren? Das ist natürlich sehr kurzfristig, aber ich wüsste es wirklich zu schätzen, wenn …“
Der zufriedene Ausdruck auf Antonios Gesicht deutete wohl auf eine positive Antwort hin. Isabella fragte sich besorgt, mit wem Antonio wohl im „Nautilis“ essen gehen wollte. Betrat da etwa eine weitere Frau die Szene? Eine der vielen flüchtigen Beziehungen, mit denen er bislang seine Zeit und sein Leben verschwendet hatte?
„Danke. Wir kommen um halb neun. Und noch eine Bitte: Es wäre mir lieb, nicht auf derselben Ebene zu sitzen wie die Lovetts. Sie haben mir heute ein wenig Ärger bereitet …“
Ärger? Warum suchte er dann offenbar nach weiterem Ärger? Das Restaurant war zwar in versetzten Ebenen angelegt, aber die Ebenen waren offen, sodass man alle Tische und Gäste ohne Probleme überblicken konnte.
„Der Tisch der beiden befindet sich auf der oberen Ebene, und Sie haben uns einen auf der unteren reserviert? Bestens! Vielen Dank.“
Antonios Augen funkelten triumphierend, als er den Hörer auflegte.
„Antonio …“, begann Isabella Valeri-King ernst. Worum ging es eigentlich?
Er hatte den Nerv, sie jungenhaft anzulächelnd. „Ich muss mich beeilen, Nonna. Duschen, rasieren, umziehen. Wir werden uns morgen unterhalten. Großes Ehrenwort.“
„Zwei Minuten“, beharrte sie unbeirrt. „Die kannst du erübrigen, denn du musst erst in einer Stunde in dem Restaurant sein, und so lange brauchst du nicht, um fertig zu werden.“
„Also schön. Was willst du denn in zwei Minuten wissen?“
Wie er so vor ihr stand, die Arme scheinbar geduldig über der breiten Brust verschränkt, spürte Isabella Valeri-King die ungeheure innere Anspannung ihres Enkels. Antonio konnte es kaum erwarten, loszustürmen und seinen einmal gefassten Plan in die Tat umzusetzen.
„Hannah O’Neill“, sagte sie ruhig und bemerkte mit einem gewissen Triumph, wie er die Hände zu Fäusten ballte. Ganz offensichtlich war Hannah ihm nicht gleichgültig. Hatte die Auseinandersetzung, auf die er sich vorbereitete, vielleicht in irgendeiner Weise etwas mit ihr zu tun? „Hat sie sich gut eingelebt?“
„Bestens“, lautete die schroffe Antwort. „Die Crew mag sie. Sie kann Fisch zubereiten. Ich beabsichtige, sie zu behalten. Zufrieden?“ Er wandte sich zur Tür.
„Ich nehme an, Hannah wohnt immer noch in der Gästewohnung, die Alessandro ihr überlassen hat, oder?“
„Ja.“ Antonio zögerte und sah seine Großmutter fragend an. „Warum fragst du? Montag ist Hannahs erster freier Tag. Bis dahin hat sie keine Zeit, sich nach einer Unterkunft umzusehen.“
„Ach, ich habe nur überlegt, sie anzurufen. Da du ja zu beschäftigt bist, um mit mir zu plaudern …“
„Lass es sein!“ Die Worte kamen wie aus der Pistole geschossen.
Isabella Valeri-King richtete sich kerzengerade auf und blickte ihren Enkel tadelnd an. „Wie bitte?“
Antonio riss sich sichtlich zusammen und winkte entschuldigend ab. „Verzeih, Nonna. Zufällig befinde ich mich gerade jetzt mit Hannah in einer Lage, die sehr sorgfältiges Taktieren erfordert. Wenn du sie unbedingt anrufen möchtest, dann tu es bitte morgen und nicht heute.“
„Du hast mir doch eben erst versichert, dass mit ihr alles bestens steht.“
„Das wird es auch“, antwortete er widerwillig.
„Aber im Moment noch nicht“, beharrte Isabella Valeri-King.
Antonio winkte erneut ab. „Hannah hätte den Job heute fast hingeworfen, weil dieses Paar an Bord kam. Sie möchte über das, was sie mit den
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