JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
beiden in der Vergangenheit verbunden hat, nicht reden, aber sie lassen sie nicht in Ruhe, Nonna. Die beiden möchten Hannah erneut in die Krallen bekommen, und ich werde das nicht zulassen.“
„Dann führst du also Hannah heute Abend ins ‚Nautilis‘?“
„Ja.“ Seine grauen Augen funkelten entschlossen. „Man muss sie von den beiden befreien. Auf die eine oder andere Weise werde ich ihre Spielchen unterbinden.“
Seine Miene verriet rücksichtslose Entschlossenheit. Zweifellos bedeutete ihm Hannah O’Neill sehr viel. Aber tat er auch das Richtige für sie? „Antonio, weiß Hannah, was du vorhast?“, erkundigte sich Isabella Valeri-King deshalb unbeirrt.
„Sie wird dabei sein“, antwortete Antonio ausweichend.
Kein Zweifel, er hatte diese Auseinandersetzung ohne Hannahs Wissen geplant. „Du wirst sie also mit diesen Leuten, mit denen sie nichts zu tun haben will, konfrontieren?“
„Meinst du, dass Davonlaufen irgendetwas bewirkt, Nonna?“, entgegnete er heftig. „Sie ist zwei Jahre lang vor ihnen davongelaufen und hätte es wieder getan, wenn ich heute Morgen nicht schnell gehandelt hätte.“
Isabella Valeri-King schüttelte verwundert den Kopf. Warum hatte sie bei ihrer Begegnung mit Hannah O’Neill nichts von alledem bemerkt? Die junge Frau war ihr so glücklich, selbstbewusst und sorglos erschienen! „Bist du sicher, dass es so ist, Antonio?“
Er nickte. „Und es wird heute Abend aufhören. Hannah wird bei mir bleiben.“
Eigentlich hätten diese Worte Isabella Valeri-King erfreuen müssen, denn sie ließen hoffen, dass Antonio endlich die Frau fürs Leben gefunden hatte. Aber Isabella musste mehr wissen, um das beurteilen zu können. „Du tust, was du willst und für richtig hältst. Aber ist es auch das, was Hannah will? Wie du sagst, hat sie dir über diese Vergangenheit nichts erzählt. Du kämpfst also gegen einen Feind, ohne ihn zu kennen.“
„Die beiden sind wie ein Geschwür, das ihre Seele zerfrisst“, erwiderte Antonio heftig. „Das ist für mich Grund genug, Hannah zu zwingen, sich ihnen zu stellen und sie für immer loszuwerden.“
„Frag sie, Antonio“, drängte Isabella Valeri-King. „Frag sie, ob sie das wirklich will.“
„Halt dich da raus, Nonna“, sagte Antonio warnend. „Halt dich einfach raus. Es wird so sein, wie ich es will.“ Und ohne ein weiteres Wort verließ er die Küche.
„Er will sie retten“, bemerkte Rosita, die bis dahin nur schweigend zugehört hatte.
„Das redet er sich vielleicht ein, Rosita, aber tatsächlich handelt er wie ein blindwütiger Stier, der einen Rivalen von seinem Territorium vertreiben will.“ Isabella Valeri-King seufzte besorgt. „Das könnte schlimm ausgehen.“
„Sie glauben also nicht, dass Antonio gewinnt?“
„Was veranlasst eine Frau, vor einem verheirateten Paar davonzulaufen, Rosita? Was, wenn das, was Hannah O’Neills Seele zerfrisst, eine unerfüllte Liebe ist? Eine verbotene Liebe?“ Isabella Valeri-King schüttelte den Kopf. „Es gibt doch einen Grund, warum sie nicht über diese Leute sprechen will.“
„Wenn der Mann verheiratet ist, dann ist er nichts für sie“, meinte Rosita schlicht und begann, den Teig für den morgigen Kuchen zu kneten.
Isabella Valeri-King dachte einen Moment über die Bemerkung nach. „Dieser Flynn Lovett kann nicht glücklich verheiratet sein“, sagte sie dann. „Antonio betrachtet ihn als Bedrohung. Ein glücklich verheirateter Mann wäre keine Bedrohung. Wenn dieser Mann aber eine Scheidung erwägt …“
„Eine Scheidung ist nie gut“, erklärte Rosita, die mit ihren Anfang sechzig in diesem Punkt sehr traditionell italienisch eingestellt war, und schlug den Teig heftig auf die marmorne Anrichte. „Ich meine, Antonio sollte sie vor so etwas bewahren.“
Gut und schön, wenn sie überhaupt bewahrt werden will, dachte Isabella Valeri-King. Aber sie hatte die Erfahrung gemacht, dass die jungen Frauen von heute es vorzogen, ihre Entscheidungen selbst zu treffen.
Doch ehe sie etwas in dieser Richtung sagen konnte, blickte Rosita von ihrem Teig auf und sagte: „Antonio lässt sich sowieso nicht aufhalten. Das wissen Sie genau, Isabella. Was geschehen soll, wird geschehen.“
Isabella Valeri-King fiel es schwer, sich in diese fatalistische Sicht zu schicken. „Er kann Hannah nicht zu einer Konfrontation zwingen, nur weil er es so will. Er hätte sie im Gegenteil aus dem Einflussbereich dieses Paares entfernen und sich Zeit nehmen sollen, ihre Liebe
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