JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
wieder flüsterte die Stimme ihres Herzens: Lass es einfach zu.
All ihre sorgfältigen, hoffnungsvollen Hochzeitspläne mit Flynn hatten sich als Schall und Rauch erwiesen. Vielleicht war es besser, nicht zu weit in die Zukunft zu denken, sondern einfach abzuwarten, was das Leben bringen würde. Es würde sich zeigen, wie sich diese Beziehung entwickeln würde. Im Moment wollte sie, Hannah, es einfach nur genießen, mit Antonio zusammen zu sein.
9. KAPITEL
Isabella Valeri-King blickte sich zufrieden im großen Ballsaal von „King’s Castle“ um, der wieder einmal den prachtvollen Rahmen für eine festliche Hochzeitsfeier bildete. Seit vielen Jahren wurde der Saal regelmäßig für derartige Familienfeste gebucht, und auch an diesem Abend war alles perfekt und zur vollsten Zufriedenheit der Gesellschaft organisiert.
Dennoch erfüllten die strahlenden Gesichter des frisch verheirateten Paares Isabella Valeri-King mit einer gewissen Wehmut, denn der Anblick erinnerte sie daran, wie wenig sich ihr eigener Enkel Antonio in ihre hoffnungsvollen Zukunftspläne für ihn zu fügen schien. Sie hatte ihn ausdrücklich gebeten, an diesem Nachmittag im Schloss vorbeizuschauen, um sich zu vergewissern, dass sie den richtigen Küchenchef für die „Duchess“ ausgewählt hatte, wie sie behauptet hatte. In Wirklichkeit hatte sie jedoch sein persönliches Interesse an Hannah O’Neill abschätzen wollen … ob er klug genug war, sie sich als mögliche Partnerin für seinen weiteren Lebensweg vorstellen zu können.
Zweifellos hatten die beiden sich zueinander hingezogen gefühlt. Entsprechende Anzeichen waren Isabella nicht entgangen. Die Chemie zwischen den beiden stimmte, eine Grundvoraussetzung, wie ihre kluge Nichte Elizabeth ihr so richtig erklärt hatte. Doch Isabella wollte feststellen, was die beiden vielleicht noch daran hinderte, zueinander zu finden, und ob sie etwas dazu beitragen konnte, etwaige Hindernisse zu beseitigen.
Ohne dieses Wissen waren ihr die Hände gebunden. Weshalb es sie umso mehr ärgerte, dass Antonio sie nicht, wie versprochen, an diesem Nachmittag besucht hatte. Andererseits war es eigentlich nicht seine Art, ein Versprechen zu brechen. Es musste ihm etwas Wichtiges dazwischengekommen sein. Aber er hätte der Höflichkeit halber wenigstens anrufen können.
Isabella verspürte plötzlich den Wunsch, mit ihrer langjährigen Haushälterin und Vertrauten Rosita über die Sache zu reden. Deshalb zog sie sich diskret aus dem Ballsaal zurück, um ihre Privaträume aufzusuchen. Vielleicht würde sie ihren Enkel ja auch anrufen. Oder Hannah O’Neill und sie an einem ihrer nächsten freien Tage zum Nachmittagstee einladen.
Es war Viertel nach sieben, aber Rosita war in der Küche beschäftigt, obwohl sie der Hausherrin bereits früh das Abendessen serviert hatte. Die Gute rechnete immer noch damit, dass Antonio vielleicht doch noch auftauchen würde und etwas essen wollte. Seit fünfundzwanzig Jahren hatte Rosita Isabellas Enkel hoffnungslos verwöhnt, und es war höchste Zeit, dass die drei endlich etwas mehr Rücksicht auf die Frau nahmen, die immer für sie da gewesen war.
Von solchen Gedanken bewegt, betrat Isabella Valeri-King etwas missgelaunt die Küche und blieb überrascht stehen, als Antonio im selben Moment durch die Hintertür eintrat, die vom Garten ins Schloss führte. Er trug noch seine Kapitänsuniform, als wäre er direkt von der „Duchess“ hergekommen, und ging schnurstracks zum Telefon an der Wand.
„Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, Nonna“, sagte er im Vorbeigehen. „Es ist etwas dazwischengekommen, und das Problem ist noch nicht ausgeräumt. Ich muss rasch einen Anruf machen. Dauert nur eine Minute … Hallo, Rosita … und nein, danke, ich möchte nichts essen. Ich gehe aus.“
Während er noch sprach, wählte er bereits eine Nummer. Isabella Valeri-King hielt es für klüger, den Mund zu halten. Sie hatte den entschlossenen Ausdruck in Antonios Gesicht gesehen, der ihr vertraut war, seit er ein kleiner Junge gewesen war. Er bedeutete, dass ihr Enkel im Begriff stand, sich einer Auseinandersetzung zu stellen. Er würde sich durch nichts abhalten lassen.
Sie wechselte einen besorgten Blick mit Rosita, denn beide Frauen kannten Antonio nur allzu gut. In seiner Entschlossenheit, auf keinen Fall zu verlieren, konnte er gefährlich rücksichtslos agieren und Risiken eingehen, vor denen ein anderer zurückgeschreckt wäre. Er verließ sich auf seine Kraft und
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