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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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möglicherweise auch ihr Misstrauen? Ihre Töchter wären skeptisch gewesen, aber sie war sie und traute ihrem Instinkt.
    Fünfzig Pfund in der Woche. Ein Vermögen verglichen mit dem, wovon er und Pater Ignatius in Jamaika hatten leben müssen. Aber das hier war nicht Jamaika. Was erhoffte er sich? Warum war er zurückgekommen? Um sein Gewissen zu erleichtern? Um seine Familie wiederzusehen?
    Honor füllte ihre Gläser ein zweites Mal und hob ihres. „Auf eine sehr erfolgreiche und vergnügliche Beziehung zwischen uns.“
    Ihr Lächeln und die zweideutigen Worte, die sie gewählt hatte, ließen David die Stirn runzeln. Honor war eine höchst attraktive Frau, aber gewiss keine, die auf Männerfang war. In Jamaika war er Frauen begegnet, die ohne Scheu über ihre Gelüste sprachen und ihm Geld dafür boten, dass er sie befriedigte.
    Honors Augen glitzerten neugierig, doch er ahnte, dass sie ihre Neugier zügeln würde, bis er den ersten Schritt unternahm, und selbst dann …
    Sie hatte etwas, das ihn faszinierte. Sie war so offen, ihre körperliche und emotionale Sicherheit schien ihr gleichgültig zu sein, aber zugleich spürte er, dass sie nicht schutzlos war, dass sie aus ihrer Lebenserfahrung eine beeindruckende Kraft und Weisheit schöpfte.
    Während er den Wein trank, fragte David sich, wozu Pater Ignatius ihm raten würde.
    „Erzählen Sie mir etwas über sich“, bat Honor ihn.
    Der Wein war stark, vor allem für einen Mann, der praktisch keinen Alkohol mehr angerührt hatte, seit Pater Ignatius ihn in der Gosse von Kingston aufgelesen hatte. Seine Trinkerei war der traurige Versuch gewesen, das zu zerstören, was von seinem Leben übrig geblieben war. Es hatte nicht funktioniert, aber der Ekel vor sich selbst und die Enthaltsamkeit, die der Priester ihn gelehrt hatte, hatten dazu geführt, dass sein Körper keinen Alkohol mehr gewöhnt war. Jetzt spürte er, wie der Wein sein Blut erwärmte und seine Zunge lockerte. Vorsicht, warnte er sich.
    „Da gibt es nicht viel zu erzählen“, erwiderte er.
    „Sie erwähnten Ihre Kinder.“
    „Einen Sohn und eine Tochter, aber ich habe keinen Kontakt mehr zu ihnen.“
    David verfluchte sich. Warum hatte er das gesagt? Zu seiner Erleichterung fragte Honor jedoch nicht nach.
    „So etwas passiert“, sagte sie nur. „Man lässt sich scheiden, und trotz aller guten Absichten nimmt der Kontakt immer mehr ab. Mein Mann hat sich wenig um seine Töchter gekümmert. Er war Fotograf. Meine Familie hat ihn stets abgelehnt. Ich vermute, er hat uns auch deshalb verlassen, um ihnen zu beweisen, dass sie recht hatten. So war er nun mal.“
    „Es muss schwer für Sie gewesen sein, Ihre Töchter allein aufzuziehen.“
    Honor lächelte. „Eigentlich nicht. Es war schwerer, als er noch da war. Wir waren jung. Er wollte alles. Alkohol, Drogen, Sex, Geld. Und er bekam alles. Und dann ist er früh verstorben.“ Sie sah Davids überraschten Blick. „Was ihm noch geblieben war, hat er mir vererbt. Ich konnte das Geld gut gebrauchen. Seit der Heirat wollte meine eigene Familie nichts mehr von mir wissen. Sind Sie geschieden?“, fragte sie unvermittelt.
    „Ja. Jedenfalls glaube ich das. Ich habe seit einiger Zeit keine Verbindung mehr zu meiner Frau oder meiner Familie, aber die Ehe war schon gescheitert, bevor ich … ging. Was hat Ihr Interesse an Heilkräutern geweckt?“
    „Mir gefiel die Vorstellung, die Heilkräfte der Natur einzusetzen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht bin ich mehr ein Kind meiner Zeit, als ich zugeben mag.“
    „Wenn Sie jemals ein pflanzliches Schlankheitsmittel finden, werden Sie über Nacht Millionärin sein.“
    „Die Natur hat selbst eins gefunden“, erwiderte Honor. „Man nennt es Hungersnot.“
    Betreten senkte er den Blick. „Tut mir leid. Ich wollte mich nicht über Ihre Arbeit lustig machen.“
    „Oder über mich?“
    David antwortete nicht sofort. „Ich habe kein Recht, über jemanden zu urteilen. Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein, sondern …“ Er brach ab.
    „Sondern wo?“
    „Woanders.“ Wie hätte sie reagiert, wenn er ihr die Wahrheit gesagt hätte. Dass er ins Gefängnis gehörte, um das Verbrechen zu sühnen, das er begangen hatte.
    „Woanders? Sie meinen bei Ihrer Familie?“ Honor ahnte, dass ihn etwas belastete und dass der starke Wein ihn offener sein ließ, als ihm lieb war.
    „Nein, ich meine nicht bei meiner Familie“, entgegnete David aufgebracht. „Meine Familie würde sich wahrscheinlich

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