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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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dritte Tür auf der linken Seite“, erklärte sie ihm. „Im Regal finden Sie ausreichend Handtücher. Zum Glück gehört der Boiler zu den wenigen Geräten im Haus, die noch funktionieren, also gibt es auch genug heißes Wasser. Ach ja, das Licht auf der Treppe lasse ich immer an, aber bei geschlossener Zimmertür sollte Sie das nicht stören.“ Sie wandte sich wieder zur Tür.
    „Sie lassen es immer an?“, fragte David nach. „Warum? Wegen der Gespenster?“
    Sie kehrte ihm den Rücken zu, aber er sah an ihren Schultern, wie sie sich ein wenig verkrampfte.
    „Vielleicht“, antwortete sie, und er hörte das Zittern in ihrer Stimme. Offenbar hatte sie Angst vor der Dunkelheit.
    Damit hatte er bei einer so starken Frau wie ihr am allerwenigsten gerechnet. Fast hätte er gelacht, aber er beherrschte sich.
    „Nun ja, es stört mich nicht“, versicherte er in sachlichem Ton.
    Ihr Blick war erleichtert, als sie sich zu ihm umdrehte. „Bei Sturm fällt der Strom manchmal aus. Deshalb habe ich immer genug Kerzen im Haus.“
    „Kerzen können gefährlich sein“, warnte er sanft. „Sie sollten überlegen, ob Sie sich einen Generator anschaffen.“
    „Ja, das habe ich bereits.“
    Was immer der Grund sein mochte, aus dem sie sich im Dunkeln fürchtete, er war gewichtig, das war David klar. Außerdem hatte sie ihm damit ihre Verletzlichkeit gezeigt. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, was das in ihm auslöste. Stolz, männlichen Stolz, zusammen mit dem Wunsch, sie zu beschützen.
    „Nein, nein“, murmelte er, während er den Rucksack auszupacken begann. „Oh nein! Das wirst du nicht. Dazu bist du nicht hier, David Crighton. Dazu ganz bestimmt nicht.“

2. KAPITEL
    David wurde beim ersten Licht wach, spürte die weiche Matratze unter sich und sah sich verwirrt um.
    Er hatte die Vorhänge nicht geschlossen und sah durchs Fenster auf die bewaldeten Hügel, die zu Fitzburgh Place gehörten. Die Sonne ging gerade erst auf und vertrieb den Dunst, der die Bäume umhüllte.
    In Jamaika hatte er den Tagesanbruch geliebt. Zu dieser frühen Stunde war es nämlich oben in den Bergen, in denen Pater Ignatius Zuflucht gefunden hatte, noch kühl gewesen.
    Der englische Herbst war unvergleichlich. Andere mochten vom farbenprächtigen Laub in Neuengland schwärmen, aber hier in Cheshire lebte man im totalen Einklang mit dem undramatischen Wechsel der Jahreszeiten. Tagsüber lag noch die Wärme des Sommers in der Luft, während die Dämmerung schon die Kälte des kommenden Winters erahnen ließ.
    David streckte sich kurz, stand auf und ging nackt durchs Zimmer. Er tat es geräuschlos und geschmeidig wie eine Raubkatze, denn das Leben in den Tropen hatte ihn gelehrt, sparsam mit seiner Energie umzugehen. Und Pater Ignatius hatte ihm gezeigt, dass wahre Weisheit sich nur aus Erfahrung speiste.
    Zunächst hatte er darüber gelacht, dass der Priester jeden Morgen unter einem eiskalten Wasserfall duschte und anschließend mit eiserner Disziplin seine Übungen machte.
    „Wer seinen Körper vernachlässigt oder gar missbraucht, wird es in seinen späten Jahren zutiefst bereuen“, pflegte der Pater stets zu sagen.
    „Vorausgesetzt, man wird überhaupt so alt“, hatte David daraufhin grimmig gekontert.
    Der alte Mann neigte den Kopf. „Ein wahrhaft weiser Mann ist stolz auf seine Fähigkeiten. Sie sind ein Geschenk der Natur, das man nicht verschwenden sollte.“
    Schon nach kurzer Zeit hatte David aufgehört, sich über den Pater lustig zu machen, und begonnen, dessen Regeln anzunehmen.
    Jetzt zog er die Jeans an und verschwand im Bad. Er bezweifelte, dass Honor schon auf war, und das bedeutete …
    Honor. Was für eine faszinierende Frau sie war. Dass sie tatsächlich allein lebte, erstaunte ihn noch immer. Er brauchte nur an sie zu denken, und sein Körper reagierte, wie er es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Tiggy würde es kaum glauben.
    Schon früh hatte es Zeiten gegeben, in denen er seine Leidenschaft nur gespielt hatte, und manches Mal hatte er sich sogar entschuldigt, um ins Bad zu gehen, weil …
    David verzog das Gesicht und stieg aus der Dusche. Tiggys sexueller Appetit war wie ihr gestörtes Essverhalten gewesen. Wilde Exzesse hatten sich mit Phasen des Ekels und der Selbstbestrafung abgewechselt. Lange hatte er diese Symptome nicht richtig gedeutet und mit ihr zusammen die Fassade einer angeblich heilen Ehe aufrechterhalten. Und wie im Beruf, so war auch in seinem Privatleben der Druck irgendwann zu groß

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