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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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geworden. Die Angst, einen Fehler zu begehen, wurde übermächtig.
    Er fing an, sich vom Konto eines reichen Mandanten zu bedienen, als wäre das Geld sein eigenes. Genau zu der Zeit hatte er einen schrecklichen Albtraum. In diesem Traum ging er durch Haslewich, aber niemand erkannte ihn. Er blieb stehen, sah in ein Schaufenster und erkannte sich selbst nicht wieder. Dann drehte er sich wieder zur Straße um. Sein Bruder Jon, seine Frau, sein Vater, seine Freunde aus dem Golfclub, alle beobachteten ihn. Doch als er ihnen etwas zurief, wandten sie sich ab, als wäre er ein unbekannter Störenfried.
    Jetzt verstand er die Botschaft des Traums. Jetzt, da jeder in Haslewich ihn erkennen würde. Als den Mann, der Haus und Familie verlassen hatte. Und jetzt, da er innerlich ein anderer geworden war. So anders, dass er sich selbst manchmal fremd war.
    David zog sich an, ging nach unten in die Küche und füllte den Wasserkessel. Während er darauf wartete, dass das Wasser zu kochen begann, sah er sich mit kritischem Blick um. Einer der Fensterrahmen war verrottet, sodass er sich nicht mehr richtig schließen ließ. Unter der Hintertür war ein Spalt, durch den der Wind fegte. Die Treppe knarrte, und unter dem Teppich hatten sich sichtbar einige Bodenbretter verzogen.
    Offenbar hatte Honor versucht, die Küche ein wenig aufzuhellen. Die Wände waren in einem sehr warmen Gelb gestrichen, und auf der Anrichte an der einen Wand stand Porzellan in leuchtenden Mittelmeerfarben. In dem Alkoven über dem großen altmodischen Herd hingen Kräuterbündel zum Trocknen.
    Dennoch war es kalt und ein wenig feucht. David trat an den Herd und berührte ihn. Das Feuer war ausgegangen. Nach kurzem Zögern hockte er sich vor die Klappe und ging daran, ihn sauber zu machen.
    Er hatte es gerade geschafft, ein neues Feuer zu entzünden, als Honor von draußen hereinkam. An einem Arm baumelte ein runder Weidenkorb.
    „Sie sind früh auf!“, rief sie lächelnd.
    „Sie auch“, erwiderte David, bevor er die Klappe schloss und zur Spüle ging, um sich die Hände zu waschen.
    „Nun ja, viele der Pflanzen und Kräuter, die ich brauche, sollten gesammelt werden, wenn sie am frischesten sind. Dann wirken sie besser.“
    „Das klingt wie mittelalterlicher Aberglaube“, neckte David sie.
    Sie nahm es ihm nicht übel. „Aber ich habe nicht nur Pflanzen und Kräuter gesammelt.“ Sie hob den Korbdeckel und holte eine Hand voll Pilze heraus. „Sehen Sie! Unser Frühstück!“, verkündete sie mit leuchtenden Augen.
    „Sind Sie sicher, dass die essbar sind?“
    „Vertrauen Sie mir“, erwiderte Honor verschmitzt.
    Als er an den Herd trat und einige Holzscheite in die lodernden Flammen legte, sah sie ihn erstaunt an.
    „Oh, gut! Sie haben es geschafft. Bei mir drohte es dauernd auszugehen.“
    „Sagen Sie bloß, Ihre Zauberkünste haben versagt. Sie enttäuschen mich.“ David schüttelte den Kopf.
    „Das alte Ding ist schrecklich launisch. Ich werde es irgendwann austauschen. Zum Glück brauche ich es nicht zum Kochen. Ich habe eine Kochplatte und eine Mikrowelle.“
    „Sie meinen, ich habe umsonst mit dem alten Ding gekämpft?“, beschwerte er sich.
    Sie lachte. „Natürlich nicht“, beteuerte sie mit unschuldigem Blick. „Sehen Sie, nur der Herd ist groß genug für meinen Hexenkessel. Jetzt kann ich endlich weitermachen!“
    „Wusste ich’s doch“, antwortete David und musterte sie unauffällig. Sie trug Jeans und Gummistiefel, an deren Rand die Hose dunkel vom morgendlichen Tau war. Der cremefarbene Pullover war ihr zu groß und sah aus, als hätte er einmal jemand anderem gehört. Ihrem verstorbenen Mann? Oder einem Liebhaber? Er runzelte die Stirn, als er einen schmerzhaften Anflug von Eifersucht verspürte.
    Der Pullover mochte zu weit sein, trotzdem ließ er bei jeder Bewegung erkennen, dass kein BH ihre aufregenden Brüste einengte.
    Tiggy hatte ihre Wäsche für unwiderstehlich erotisch gehalten, aber für David war sie darin ungefähr so reizvoll wie eine Schaufensterpuppe gewesen. Steif, kalt und steril.
    Honor, so vermutete er jetzt, würde nicht nach einem sündhaft teuren Parfüm duften. Und sie hatte es bestimmt auch nicht nötig, ihr Dekolleté durch einen speziellen BH interessanter zu machen.
    Nein, Honor war auf natürliche Weise weiblich, nicht auf künstliche Weise. Sie war eine warmherzige Frau, die sich vermutlich ihrer Sexualität ganz selbstverständlich hingab und gerade dadurch ihren Partner mehr erregte, als

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