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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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und rücksichtslos sie sich verhalten hatte? Auf beiden Seiten der schmalen Straße wimmelte es von Passanten, und wenn sein Bremsweg länger gewesen oder er ins Schleudern geraten wäre …
    Der Schreck verschwand aus ihrem Blick, und ihr Ausdruck wurde wütend, ja vorwurfsvoll, als wäre er schuld an ihrer Unachtsamkeit. Eine Sekunde lang sah es fast so aus, als wollte sie an seine Scheibe klopfen und ihn zur Rede stellen, anstatt endlich die Straße zu räumen. Doch dann verlor hinter Sebastian ein anderer Autofahrer die Geduld und hupte ärgerlich. Sie zögerte, warf ihm einen strafenden Blick zu und ging erhobenen Hauptes weiter.
    Seb schüttelte den Kopf und lächelte herablassend, bevor er weiterfuhr.
    Während Katie die geschäftige Hauptstraße von Haslewich entlangging, empfand sie statt Freude über ihre Rückkehr in den Schoß der Familie nur Enttäuschung über die Wendung, die ihr Leben so plötzlich genommen hatte.
    Sie war mit ihren vierundzwanzig Jahren bereits eine voll ausgebildete Rechtsanwältin. Ihr Vater und ihre Cousine hatten sie nicht nur gebeten, sondern geradezu angefleht, in die Familienkanzlei in ihrer Heimatstadt einzutreten. Selbst ihr älterer Bruder hatte sich die Mühe gemacht, auf sie einzureden.
    „Dad braucht dich, Katie“, hatte ihr Bruder Max gesagt. „Die Kanzlei erstickt in Arbeit. Dass jemand, der kein Crighton ist, Partner wird, ist undenkbar. Großvater würde es nie zulassen. Dass du nach Hause kommst und bei Dad und Olivia einsteigst, ist die ideale Lösung. Du bist zwar noch jung und als Anwältin unerfahren, aber ich bin sicher, dass sie dir relativ bald die Partnerschaft anbieten werden.“
    „Das mag schon sein“, hatte Katie gelassen erwidert. „Du vergisst allerdings, dass ich bereits einen Job habe.“
    „Keineswegs. Aber ich bin nicht blind, Katie. Du führst nicht das Leben, das du dir vorgestellt hast. Es steht mir nicht zu, neugierige Fragen zu stellen oder gar den großen Bruder zu spielen. Nicht nach all den Jahren, in denen ich mich kaum um dich und Louise gekümmert habe. Aber es gibt Menschen, die sich lieber zurückziehen, um ihre Wunden zu lecken. Und es gibt die, die Trost bei ihrer Familie suchen. Und wir wissen beide, zu welchen du gehörst.“
    Er hatte recht. Louise, ihre Zwillingsschwester, gehörte zur ersten Gruppe.
    Zum Glück. Denn sie beide, Louise und sie, hatten sich in denselben Mann verliebt. Aber Gareth liebte nicht sie, sondern Louise. Der Rest der Familie hatte nichts davon mitbekommen.
    Katie akzeptierte den Schmerz und schützte die Arbeit vor, um ihre Angehörigen seltener und ihre Zwillingsschwester praktisch gar nicht sehen zu müssen. Doch als hätte das nicht gereicht, hielt das Schicksal einen weiteren Schlag für sie bereit.
    Ihr Chef, für den sie gearbeitet hatte, seit sie gleich nach der Universität in der Rechtsabteilung einer Wohlfahrtsorganisation angefangen hatte, war in den Ruhestand gegangen. Und sein Nachfolger …
    Katie schloss die Augen. Jeremy Stafford war ihr zunächst so charmant und verständnisvoll erschienen, dass sie noch immer nicht recht begriff, was geschehen war.
    Als er sie damals bat, Überstunden zu machen, sagte sie sofort zu und war nicht nur froh, noch mehr für die Hilfsbedürftigen tun zu können, sondern auch ein wenig stolz, gebraucht zu werden.
    Und als er sie zum ersten Mal einlud, mit ihm essen zu gehen, freute sie sich. Wie naiv sie doch gewesen war! Jeremy hatte jedoch immer von seiner Frau und den kleinen Kindern erzählt, also hatte sie angenommen, dass er eine glückliche Ehe führte.
    Selbst seine Komplimente hatten sie nicht gestört.
    Bis zu jenem Abend, an dem er beim Verlassen des Restaurants den Arm um sie legte und sie zu küssen versuchte.
    Sie wehrte ihn ab, doch anstatt sich zu entschuldigen, machte er ihr Vorwürfe und behauptete, sie hätte ihm falsche Hoffnungen gemacht. Danach gab es keine intimen Abendessen oder gemeinsamen Überstunden mehr, nur noch Feindseligkeit und völlig unberechtigte Kritik an ihrer Leistung.
    Natürlich hatte sie nicht vor, Max etwas davon zu erzählen, denn seit einiger Zeit entwickelte er erstaunlicherweise brüderliche Gefühle. Vermutlich hätte er Jeremy Stafford sofort zur Rede gestellt.
    Zudem war sie erwachsen und eine moderne, selbstständige Frau, von der erwartet wurde, dass sie mit derartigen Dingen allein fertig wurde. Das Problem war, dass sie die Arbeit in der Wohltätigkeitsorganisation sehr liebte.
    Katie zuckte

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