JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
unterbrach Max sie scharf. „Keiner von denen würde ihn willkommen heißen, schon gar nicht Olivia. Sie wird ihm niemals verzeihen, was er getan hat.“
Schweigend verarbeitete Honor seine Worte. Es war ein eigenartiges Gefühl, zu hören, wie Davids Familie über ihn sprach. Der Mann, den sie beschrieben, war für sie ein Fremder. Sein Egoismus, seine Oberflächlichkeit, seine Arroganz, all das passte nicht zu dem Mann, der jetzt bei ihr zu Hause wartete.
Wo waren sein Humor, seine Bescheidenheit, die Wärme und Leidenschaft, die er sie so deutlich spüren ließ?
„Dieses Geld, das er angeblich genommen hat …“, begann Honor, doch Jon schüttelte energisch den Kopf.
„Um das Geld geht es hier überhaupt nicht“, rief er.
„Dad“, protestierte Max. „Natürlich geht es darum.“
„Nein, nicht mehr“, widersprach Jon. „Sicher, was er getan hat, war falsch, aber das muss er mit seinem Gewissen ausmachen. Dank Ruths Großzügigkeit konnte die Katastrophe gerade noch abgewendet werden.“
„Hör zu“, sagte Max zu seinem Vater. „Wenn hier jemand Onkel David verteidigt, dann ich. Schließlich hat er mich immer Olivia vorgezogen, obwohl sie seine Tochter ist.“
„Er hat nur wiederholt, was er von seinem Vater gelernt hat“, meinte Jon verständnisvoll. „Dass Söhne wertvoller sind als Töchter.“
„Und manche Söhne sind wertvoller als andere“, warf Max ein. „Du solltest ihn nicht in Schutz nehmen, Dad. Wann hat er je etwas für dich getan? Als er wegging, musste er wissen, in welch schwierige Lage er dich brachte.“
„Er hat es vermutlich nicht so gesehen“, tadelte Jon seinen Sohn sanft. „Er hatte seine Fehler, aber bösartig war er nie.“
„Vermissen Sie ihn?“, mischte Honor sich ins Gespräch.
„Ich kann nicht sagen, dass ich ihn vermisse“, gestand Jon zögernd. „Wir standen uns nie sehr nahe.“
„Nein, dafür hat Gramps gesorgt“, erregte sich Max, aber Jon brachte ihn mit einem kurzen Kopfschütteln zum Verstummen.
„Aber was ich vermisse, ist das Wissen, dass er da ist. Es ist schwer zu erklären, aber es kommt mir vor, als wäre ich ohne ihn … nicht ganz.“
„Er kommt nicht zurück, damit musst du dich endlich abfinden, Dad“, bat Max eindringlich. „Wozu auch? Seine Ehe ist gescheitert. Tania hat sich scheiden lassen. Jack ist mit dir und Ma wesentlich glücklicher, als er es zu Hause je war. Olivia will ihn nie wiedersehen. Wer außer Gramps wäre denn für ihn da, wenn er zurückkäme? Und selbst Gramps würde ihn nicht willkommen heißen, wenn er wüsste, dass David fast den Ruf der Familie ruiniert hätte!“
„Ich glaube, du irrst dich, Max“, widersprach Maddy sanft. „Elternliebe ist sehr stark und verzeiht fast alles.“
„Ben liebt in Onkel David den Zwillingsbruder, den er selbst verloren hat. Ich bezweifle, dass er ihn je so gesehen hat, wie er wirklich ist.“
Jon seufzte leise. Vermutlich hatte sein Sohn recht. „Wie auch immer“, sagte er. „Ich denke, wir sollten Mrs. Jessop nicht länger mit der traurigen Geschichte unserer Familie langweilen.“
„Sie langweilen mich nicht“, versicherte Honor und sah Maddy an. „Aber ich bin sicher, dass die Beschwerden ihres Großvaters auch emotionale Ursachen haben.“
„David werden wir wohl kaum zurückholen können. Gibt es etwas, das Sie für ihn tun können?“, fragte Maddy.
„Ich werde tun, was ich kann“, versprach Honor und stand auf. Sie wollte allein sein. Sie musste über das nachdenken, was sie jetzt wusste. David hatte ihr einen falschen Nachnamen genannt: David Lawrence.
Irgendwie hatte dieser Name zu ihm gepasst.
Lord Astleghs Verwalter war so hilfreich, wie Honor vorhergesagt hatte. Er erlaubte David, sich aus den Beständen des Gutes zu bedienen.
„Lord Astlegh möchte, dass seine Cousine alles bekommt, was sie braucht“, erklärte er. „Früher hätte er ihr einen Trupp Männer schicken können, um das Haus in Ordnung zu bringen. Leider können wir uns heutzutage kein so umfangreiches Personal mehr leisten und müssen selbst Aushilfen einstellen, wenn wir Mehrarbeit haben.“
„Mrs. Jessop hat vor, ihre Zentralheizung zu modernisieren“, erzählte David. „Und sie möchte die alten Kamine wieder in Betrieb nehmen.“
„Wirklich? Nun ja, wir haben noch einige der Heizkörper übrig, die wir für Fitzburgh Place gekauft haben. Wollen Sie die Arbeit selbst erledigen?“
„Das kommt darauf an“, erwiderte David. „Ich bin kein ausgebildeter
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