JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
der vielleicht ein neuer Patient wird“, erzählte Honor David beim Frühstück.
„Und ich werde mir die Dachbalken ansehen, um festzustellen, wie groß der Schaden dort ist, wo Ziegel fehlen. Dann spaziere ich nach Fitzburgh Place und rede mit dem Gutsverwalter. Du solltest wirklich überlegen, ob du dir den Generator anschaffst, über den wir geredet haben“, erinnerte er sie.
„Stimmt. Wahrscheinlich ist es auch höchste Zeit, die Heizung zu modernisieren.“
Sie sprachen noch etwa eine halbe Stunde über Honors Pläne, bis Honor sich umziehen musste, wenn sie nicht zu spät zu ihrem Termin kommen wollte.
„Ich kümmere mich um das hier“, versprach David und zeigte auf den Frühstückstisch. Sie stand auf und beugte sich zu ihm hinunter, um ihn zu küssen. Einmal mehr staunte sie darüber, wie harmonisch sie unter einem Dach lebten. Wer sie beide nicht kannte, hätte glauben können, dass sie schon seit vielen Jahren ein Paar waren.
„Mir ist völlig egal, wer diese Frau ist. Ich werde nicht mit ihr reden. Kräuterheilkundlerin! Hokuspokus, wenn du mich fragst“, knurrte Ben Crighton, als Maddy ihm erzählte, dass Honor ihn besuchen würde.
„Na ja, du bist derjenige, der Schmerzen hat“, erwiderte sie gelassen. „Und wenn du wirklich nicht glaubst …“
„Sie wird sowieso nichts ausrichten können“, beharrte Ben, aber seine Stimme klang schon versöhnlicher.
„Nein, vielleicht nicht“, stimmte Maddy fröhlich zu. „Und ich muss zugeben, Dr. Forbes fand es dumm von mir, sie um ihren Rat zu bitten.“
„Das hat Forbes gesagt?“, fragte Ben. Maddy wandte sich ab, um ihr Lächeln vor ihm zu verbergen, und wischte über den schon längst staubfreien Schreibtisch. Dass Ben den langjährigen Hausarzt nicht mochte, war ein offenes Geheimnis.
„Nun ja, offenbar findet er, dass du keinen Grund hast, Schmerzen zu haben“, fuhr Maddy unbeschwert fort.
„So? Findet er das?“, rief Ben empört. „Und woher, zum Teufel, will er das wissen? Es ist schließlich nicht sein Körper, oder? Was sagt diese Frau denn?“
„Sie meinte, sie muss sich erst mit dir unterhalten. Aber sie schien zu glauben, dass sie etwas finden kann, das dir hilft.“
„Wenn sie glaubt, dass ich irgend so ein schreckliches Gebräu trinke …“
Zu Maddys Erleichterung hielt ein Wagen vor dem Haus. Ben war der Großvater ihres Mannes, und sie liebte ihn, aber er wurde wirklich immer schwieriger.
„Probleme?“, fragte Max, als sie Bens Arbeitszimmer verließ und leise die Tür hinter sich schloss. „Ich habe dich gewarnt“, sagte er, während er die Post durchging.
Er arbeitete heute zu Hause. Maddy wusste, dass sein Vater vorbeikommen wollte, um mit ihm über einen geplanten Landkauf zu reden.
Sie selbst würde Queensmead nur ungern verlassen, schon gar nicht, um in ein nagelneues Haus zu ziehen, aber natürlich war ihr auch klar, dass Queensmead Ben gehörte.
„Ja, das hast du“, bestätigte sie und ging zur Haustür. „Bitte, kommen Sie herein“, hieß sie Honor freundlich willkommen. „Das ist …“
Als sie sich umdrehte, um die Heilkundlerin mit Max bekannt zu machen, sah sie, dass ihr Mann sich diskret zurückgezogen hatte.
„Hier entlang“, forderte sie die Frau also auf und führte Honor zu Bens Arbeitszimmer. „Ich werde Sie meinem Großvater vorstellen und Sie dann mit ihm allein lassen. Normalerweise nimmt er um elf immer seinen Tee und Kekse, also …“
„Also schreie ich, wenn ich vorher Hilfe brauche“, erwiderte Honor lächelnd.
Ben Crighton war mindestens so schwierig, wie man es ihr vorhergesagt hatte, aber Honor sah sofort, dass er starke Schmerzen hatte. Das lag vermutlich weniger an den Operationen, bei denen er künstliche Hüftgelenke bekommen hatte, als daran, dass er seinen Körper schon zuvor nicht richtig behandelt hatte. Zwar konnte sie ihm keine Sofortheilung anbieten, aber eine sorgfältig ausgewogene Diät, kombiniert mit verschiedenen Kräutern und Salben, würde den Schmerz lindern und ihn beweglicher machen.
„Was für eine Diät?“, fragte Ben misstrauisch. „Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich mich womöglich von vegetarischer Pampe ernähre? Ein richtiger Mann braucht rotes Fleisch.“
„Raubtiere brauchen rotes Fleisch“, korrigierte Honor ihn in ihrer gelassenen Art. „Und wenn sie keine Beute mehr jagen und töten können, sterben sie. Wir Menschen haben da mehr Glück.“
Belustigt registrierte sie, dass ihr kleiner Vortrag ihm die Sprache
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