JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
er mein Sohn!“
„Und genau das ist der Punkt. Er ist nicht Ihr Sohn, aber Sie bilden es sich ein. Paul wollte da nicht mitspielen, also haben Sie Ihre Hoffnung auf David gesetzt! Sie sind fünfundzwanzig Jahre alt, kein Teenager mehr. Hören Sie endlich auf, Theater zu spielen! Robbie muss lernen, sich an die Spielregeln zu halten. Man kann ihm nicht alle Unarten nachsehen!“
„Das tue ich auch nicht!“, rief Selina. „Und vielleicht darf ich Sie daran erinnern, dass ich meinen Job und meine Freunde aufgegeben habe, weil ich mich um den Jungen kümmern wollte. Ich, nicht Sie! Und das gibt mir wohl das Recht, Robbie so zu erziehen, wie ich es für richtig halte. Mag sein, dass nicht immer alles reibungslos läuft, aber ich gebe mein Bestes!“
„Ich habe nie das Gegenteil behauptet!“
„Nur, dass mein Bestes nicht gut genug ist!“
„Drehen Sie mir doch nicht das Wort im Mund um!“, entgegnete Steven wütend. „Ich habe nur versucht zu helfen! Der Junge muss sich an Disziplin gewöhnen!“
„Das wird er auch!“
„Wann?“
„Wenn ich es für notwendig halte!“, schrie sie zornig. Sie riss sich von Steven los und stieß ihn zur Seite. „Ich gehe Robbie gute Nacht sagen!“, erklärte sie knapp.
„Ich mache das“, widersprach Steven grimmig. „Und während ich oben bin, sollten Sie sich einmal ernsthafte Gedanken über Ihr Verhalten machen. Mich zu beleidigen wird Ihnen kaum weiterhelfen, genauso wenig wie der Flirt mit David. Vielleicht habe ich kein Recht, mich einzumischen“, fuhr Steven eisig fort, „aber ignorieren kann ich das alles nicht. Das lässt mein Gewissen nicht zu. Sie brauchen dringend Hilfe, also überwinden Sie Ihren Stolz. Und wenn Sie unbedingt einen Mann wollen, dann nehmen Sie mich. Aber zerstören Sie nicht aus Frustration die Ehe anderer Leute!“, fügte Steven hinzu, ehe er nach oben ging.
„Für das Angebot soll ich wohl noch dankbar sein?“, sagte sie zu sich selbst. „Julies ehemaligen Liebhaber würde ich nicht einmal mit der Zange anfassen!“, rief Selina Steven nach und schlug die Tür zu.
Bebend vor Wut, die Hände in die Hüften gestemmt, lief Selina im Wohnzimmer hin und her, ihre Augen funkelten, Zornesröte im Gesicht. Was erlaubte sich dieser Mann eigentlich? Sie warf sich aufs Sofa und blickte ins Feuer.
In Ordnung, Robbie brauchte also eine feste Hand. Aber wie konnte sie streng zu dem kleinen Jungen sein, der oft so niedergeschlagen wirkte und seine Mutter so schrecklich vermisste. Für Steven war das kein Problem, er liebte Robbie nicht! Hatte Julie nicht geliebt!
Während Selinas Wut langsam verrauchte, glaubte sie, versagt zu haben. Sie fühlte sich völlig allein gelassen. Warum war Steven nur so wütend gewesen? Und wieso interessierte es ihn, ob sie sich mit David eingelassen hatte oder nicht?
Steven kam erst nach einer ganzen Weile zurück und machte einen äußerst ruhigen Eindruck. Die Hände in die Taschen geschoben, lehnte er sich gegen den Kaminsims. Selina warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, entschlossen, ihn einfach zu ignorieren.
„Ich bilde mir nichts ein“, erklärte sie plötzlich und gab ihren Vorsatz auf, da sie die bedrückende Stille nicht länger ertragen konnte. „Und ich spiele kein Theater.“
„Ja, ich weiß. Ich war wütend. Und dann sage ich viele Dinge, die ich nicht so meine. Vergessen Sie’s, ich werde sowieso bald weg sein.“
„Ja“, antwortete sie gleichmütig, ohne irgendeine Erleichterung zu verspüren. „Schläft Robbie?“
„Ja.“
„Haben Sie mit ihm gesprochen?“
„Ja, Selina, das habe ich“, bestätigte Steven müde.
Sie schwieg, bis die Spannung unerträglich wurde. Gerade wollte sie aufstehen, um hinauszugehen, irgendwohin, doch als er mit einem Mal zu sprechen begann, sank sie zurück aufs Sofa.
„Was schenken Sie Robbie zu Weihnachten?“
„Zwei von diesen Trucks mit den breiten Rädern“, antwortete sie steif, „Legos und einen Roboter, der sich in ein Auto verwandeln kann. Kleinigkeiten für den Strumpf, Bücher …“ Alles Dinge, die ihr Bankkonto noch weiter in die roten Zahlen gebracht hatten.
„Und was ist, wenn Robbie älter wird?“, fragte Steven ruhig. „Gern ein Fahrrad hätte, einen Computer – wie wollen Sie das bezahlen? Was ist, wenn er wissen möchte, wer sein Vater ist?“
„Ich weiß nicht, Steven. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.“ Selina rechnete mit einer erneuten Predigt und sah Steven böse an, bereit zum
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