JULIA FESTIVAL EXTRA WEIHNACHTSBAND Band 03
und sie konnte ihre Sorge mit ihm teilen.
Steven führte Selina zum Aufzug. An die Liftwand gelehnt, das Gesicht blass und müde, die Augen verweint, schaute sie Steven an. Er sah erschöpft aus, und das markante Gesicht wirkte ernst, fast finster. Sie wollte ihn berühren, sich an seine Brust schmiegen, seine starken Arme fühlen.
Unsicher strich sie sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht. „Tut mir leid …“
„Sag jetzt nichts.“ Er streichelte sanft ihre Wange und zog sie in die Arme. „Die Gunners haben mir erzählt, was passiert ist, und ich habe mich eben mit dem Arzt unterhalten. Robbie ist bald wieder gesund, Selina.“
„Ja“, flüsterte sie, alles andere war jetzt unwichtig. Unten angekommen, führte er sie hinaus zu dem gemieteten Range Rover, der neben ihrem Wagen parkte.
„Dein Auto holen wir morgen ab“, erklärte er und hielt ihr die Tür auf.
Sie sank auf den Ledersitz und schloss die Augen.
Nach zwanzig Minuten Fahrt brachte er den Wagen vor dem Haus zum Stehen. Er half ihr aus dem Auto und brachte sie in die Küche.
Nachdem er ihr Mantel und Schuhe ausgezogen hatte, drückte er sie sanft auf einen Stuhl und massierte ihr die kalten Füße. „Besser?“, fragte er, auf den Fersen sitzend.
„Ja.“ Sie konnte kaum die Augen offenhalten. Sie sah Steven an und versuchte zu lächeln. „Danke.“
Mit einem tiefen Seufzer richtete er sich auf und zog Selina vom Stuhl hoch. „Geh nach oben und leg dich ins Bett. Ich mache dir eine Tasse Tee.“
Müde schleppte Selina sich in ihr Zimmer, wo sie stöhnend aufs Bett fiel. Sich ausziehen und waschen, das war im Moment zu anstrengend. Sie würde sich erst einmal ein paar Minuten hinlegen, um zu Kräften zu kommen.
Selina schlief wie ein Murmeltier bis nach elf am nächsten Vormittag. Als sie aufwachte, saß Steven neben ihr und schaute sie an.
„Wie fühlst du dich?“, fragte er leise. Es klang jedoch gleichgültig. Selina krauste die Stirn. „Mir geht’s gut. Was ist mit Robbie?“
„Alles in Ordnung“, antwortete Steven leicht gereizt. „Ich habe heute Morgen von den Gunners aus im Krankenhaus angerufen. Sein Fieber ist gesunken. Dort steht übrigens eine Tasse Tee für dich“, fügte er hinzu und wies auf den Nachttisch.
Selina setzte sich auf und stellte verdutzt fest, dass sie ihr Nachthemd trug. Hatte sie sich gestern nicht in den Kleidern hingelegt?
„Das war ich“, sagte Steven, der Selinas Verwirrung richtig deutete. „Als ich gestern Abend mit dem Tee hochkam, hast du tief und fest geschlafen. Also habe ich dir das Nachthemd angezogen und dich ins Bett gesteckt.“
„Oh“, entgegnete Selina dermaßen verblüfft, dass sie nicht einmal verlegen wurde. „Danke.“ Sie nippte an dem Tee und versuchte zu ergründen, warum Steven sich so merkwürdig verhielt. Wo war der Mann, den sie über Weihnachten kennengelernt hatte? Vor ihr stand wieder der gefühllose, gleichgültige, gereizte Fremde, und Selina fühlte einen bohrenden Schmerz. Wieso war er hier? Sicher nicht, weil sie ihm gefehlt hatte.
„Warum bist du zurückgekommen?“, erkundigte sie sich betont gelassen.
„Ich kann dir nicht einfach die Verantwortung für Robbie überlassen. Auf der Fahrt nach Spanien hatte ich viel Zeit nachzudenken und bin zu einer Lösung gelangt.“
„Und die wäre?“, fragte sie und blickte ihn forschend an. Er wirkte abgespannt, sein Haar schien länger, sein Kinn kantiger zu sein als noch vor wenigen Tagen. Wie arrogant er wieder war.
Steven nahm die Parfümflasche vom Nachttisch und begann, damit zu spielen. Den Blick auf den Flakon gerichtet, sagte er gleichmütig: „Wir werden heiraten.“
„Wir werden heiraten?“, fragte Selina ungläubig, nicht sicher, ob sie Steven richtig verstanden hatte.
„Ja, heiraten. Und bevor du jetzt tausend Gründe aufzählst, warum das lächerlich ist, hör mir erst zu …“
„Aber es ist lächerlich!“, protestierte sie entsetzt. „Wir kennen uns doch kaum …“
„Dann werden wir uns eben kennenlernen!“, erwiderte er ungehalten.
„Ist ja wunderbar“, meinte Selina ironisch. Sie ärgerte sich, weil Steven nicht so nett zu ihr war, wie sie es sich wünschte. „Wo sind denn plötzlich deine Prinzipien geblieben?“, fragte sie.
„Selina“, mahnte er ruhig, „sei still und hör mir zu.“
Selina stellte die Tasse ab, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Steven abwartend an. Mach dich nicht zur Sklavin deines Pflichtbewusstseins, das hatte er vor nicht
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