Julia Gold Band 0045
seine schöne Partnerin war. Seine Anerkennung war genau das, was Leah in diesem Augenblick brauchte.
Sie hob den Kopf ein wenig höher und dachte unentwegt darüber nach, wie eigenartig es doch war, dass ihr gerade jetzt die charismatische Ausstrahlung des Scheichs Kraft und Zuversicht verlieh. An diesem Vormittag sah er tatsächlich aus wie der geborene Herrscher, der er tatsächlich war und als den sie ihn im Garten von Qatamah kennengelernt hatte. Allerdings fürchtete sie sich jetzt nicht mehr vor ihm, wie sie es damals getan hatte. Denn seine Reaktion auf ihren Fluchtversuch hatte ihr alle Ängste genommen. Auf seine Art behandelte er sie gut.
Langsam ließ sie den Blick zu dem Mann gleiten, der ihretwegen gekommen war, Captain Robert Ian Marlow. Groß, blond und gebräunt, sah ihr Vater gut und vertrauenswürdig aus. Mit den blauen Augen schaute er Leah offen an, doch sein Blick drückte Unsicherheit und eine gewisse Hoffnungslosigkeit aus.
„Nun, Captain Marlow, Ihre Tochter erfreut sich ganz offensichtlich bester Gesundheit“, stellte Sharif sachlich fest und fügte mit einem liebevollen Blick auf Leah hinzu: „Außerdem ist sie sehr schön.“
„Ja. Vielen Dank, Exzellenz.“ Die Stimme ihres Vaters klang leicht verunsichert. Dann lächelte er seine Tochter zögernd an. „Ich freue mich, dich zu sehen, Leah.“
Er stand ein bisschen steif da und schien nicht zu erwarten, dass sie sich ihm in die Arme warf, wie sie es als Kind immer getan hatte. Leah blieb einige Schritte vor ihm stehen. Sie erwiderte sein Lächeln nicht, denn ihr ging viel zu viel im Kopf herum.
„Nett von dir, dass du gekommen bist“, sagte sie und überlegte, was wohl der Grund für diese außergewöhnliche Geste sein mochte. Wie standen seine Frau Helen und deren Kinder dazu?
„Ich musste es einfach tun“, antwortete er schlicht, während seine Miene Bedauern ausdrückte. „Ich werde dich nicht noch einmal im Stich lassen, Leah.“
Auf einmal war sie so gerührt, dass sie kein Wort herausbrachte. Sharif spürte, was in ihr vorging, und kam ihr sogleich zu Hilfe. Er nahm ihre Hand und führte Leah zu dem Sessel neben seinem. „Nehmen Sie doch wieder Platz, Captain Marlow“, forderte er ihren Vater auf, während er sich ebenfalls wieder hinsetzte. Offenbar beabsichtigte er nicht, sie allein zu lassen.
Leah wusste nicht so recht, wie sie mit ihrem Vater ins Gespräch kommen sollte. „Hast du Glen gesehen?“, fragte sie schließlich.
„Ja, er ist geradewegs zu mir gekommen.“ Die Stimme ihres Vaters klang nun schon sicherer und fester. „Er hat mich gebeten, das Flugzeug zurück nach Qatamah zu fliegen.“
Ein kleines Lächeln umspielte Leahs Lippen. Glen hatte den Kontakt zu ihrem Vater nie abgebrochen, denn er hielt große Stücke auf ihn. Bei der Scheidung der Eltern war er bereits sechzehn gewesen und hatte daher die Dinge anders gesehen als Leah. Außerdem hatte Glen schon immer Pilot werden wollen wie sein Vater.
„Ich bin froh, dass er in Sicherheit ist. Zunächst hat man mir nämlich erzählt, er sei abgeschossen worden. Sharif hat mir dann berichtet, was wirklich geschehen ist“, sagte Leah ein wenig wehmütig.
Robert Marlow runzelte die Stirn und warf Leah und dem Scheich einen forschenden Blick zu. „Wir haben darauf gewartet, von dir zu hören, Leah. Glen hat damit gerechnet, dass man dich ausweisen würde. Als wir jedoch nichts über dein Schicksal erfahren konnten, habe ich das Flugzeug nach Qatamah zurückgeflogen und bei König Rashid um eine Audienz gebeten.“
„Hat er dich empfangen?“, fragte Leah überrascht.
„Nein. Aber Prinz Youssef.“
„Und er hat dir dann mitgeteilt, wo ich mich aufhalte?“
„Nicht direkt. Er machte sich jedoch große Sorgen um seine Schwester. Ich konnte ihn beruhigen und ihm versichern, dass es ihr gut geht und dass sie und Glen bald heiraten werden.“
„Was? Die beiden wollen heiraten?“ Leah schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich habe gedacht …“ Sie warf Sharif einen besorgten Blick zu, den jedoch diese Mitteilung nicht im Geringsten zu beunruhigen schien. Vielleicht hatte er bereits mit ihrem Vater darüber gesprochen und wusste Bescheid. Deshalb fuhr sie fort: „Ich habe gar nicht gewusst, dass … nun, ich hatte keine Ahnung, was sie füreinander empfinden.“
„Glen und Samira lieben sich schon lange, wie sie mir erzählt haben“, erwiderte er ruhig. „Sie haben jedoch nie darüber gesprochen. Beide hatten anderweitige Verpflichtungen
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