Julia Gold Band 0045
große Sorgen um dich, Leah, wirklich. Helen versteht, dass ich meines Lebens nicht mehr froh würde, wenn ich nicht wenigstens versuchte, dir zu helfen, auch wenn ich nicht viel tun kann und es mir reichlich spät eingefallen ist.“
Auf einmal begann die Mauer der Abwehr, die Leah um sich errichtet hatte, zu bröckeln. Und endlich ließ sie die Gefühle, die sie für ihren Vater empfand und die sie so lange verdrängt hatte, wieder zu. Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Captain Marlow“, mischte Sharif sich plötzlich ein, „ich weiß Ihr Angebot zu schätzen“, erklärte er und nickte anerkennend. „Ihre Tochter ist es wert, sie hat es verdient.“
„Nehmen Sie es an, und lassen Sie meine Tochter gehen, Exzellenz?“
Obwohl Leah sich eigentlich über die Aussicht, vielleicht mit ihrem Vater nach Australien zurückzufliegen, hätte freuen sollen, war ihr der Gedanke unerträglich, nicht mehr mit Sharif zusammen zu sein.
„Damit wir uns richtig verstehen, Captain Marlow, es geht nicht darum, ob Ihr Angebot zu niedrig ist oder nicht. Ich schätze Sie sehr und bin von Ihrer Offenheit und Aufrichtigkeit beeindruckt. Deshalb werde ich Sie jetzt mit Ihrer Tochter allein lassen.“
Sharif stand auf und warf Leah ein anerkennendes Lächeln zu, wobei der Blick seiner dunklen Augen sie zu liebkosen schien. „Du hast nicht nur einen wachen Verstand, sondern auch eine edle Gesinnung und ein gutes Herz, wie ich es von dir auch gar nicht anders erwartet habe. Ich werde euch das Essen hier servieren lassen, anschließend könnt ihr euch im Palast frei bewegen, wenn ihr wollt.“
„Exzellenz, wie kann ich Sie überzeugen, meine Tochter mit mir gehen zu lassen?“, fragte Leahs Vater eindringlich.
Sharif antwortete entschlossen, aber nicht unfreundlich: „Überhaupt nicht, Captain Marlow. Ich möchte Ihnen empfehlen, Ihre Zeit nicht mit unnützen Plänen zu verschwenden. Ihre Tochter wird bei mir bleiben. Schließen Sie Frieden mit ihr.“
Dann ging er zur Tür, wo er noch einmal kurz stehen blieb und sich umdrehte, als wäre ihm soeben etwas eingefallen – aber vielleicht tat er es auch um des größeren Effekts willen. „Captain Marlow …“
„Ja, Exzellenz?“
„Sagen Sie Ihrem Sohn, dass ich es als seine Pflicht betrachte, zu mir zu kommen. Ich erwarte ihn. Es gehört sich nicht und ist nicht anständig, dass er Leah im Stich lässt. In meinem Land würde ein junger Mann niemals so handeln, deshalb hoffe ich, dass Ihr Sohn sich besinnt, Captain Marlow.“
11. KAPITEL
Ich hätte mir denken können, dass Sharif erst dann zufrieden ist, wenn er völlige Genugtuung erhalten hat, fuhr es Leah durch den Kopf. Es war Glens Schuld, dass Sharifs Ansehen gelitten hatte. Für Sharif wäre es der größte Triumph, wenn Glen freiwillig zu ihm kommen würde, ganz besonders auch deshalb, weil man Glen in Qatamah trotz des Einsatzes der Luftwaffe nicht daran hatte hindern können, das Land mit der Prinzessin zu verlassen. Außerdem hätte die Sache noch den Vorteil, dass auch Samira ihre Strafe dafür erhielte, dass sie den Scheich öffentlich zurückgewiesen hatte.
Warum habe ich mir eigentlich eingebildet, Sharif würde anfangen, mich zu mögen? dachte sie ernüchtert. Sie schämte sich sogar, als sie sich an die Träume der vergangenen Nacht erinnerte. Für Sharif al Kader war sie lediglich ein Mittel zum Zweck. Er benutzte sie nur und ging so ganz nebenbei noch gern mit ihr ins Bett.
Leahs Vater war blass geworden und schaute sie gequält an. „Muss ich meinen Sohn verlieren, um meine Tochter wiederzubekommen?“ Es war eigentlich gar keine Frage, sondern viel eher der Aufschrei einer gequälten Seele.
„Nein, Dad.“ Leah war gerührt. „Glen soll unter keinen Umständen herkommen, ich will es gar nicht, denn ich möchte hierbleiben. Richte ihm bitte aus, wie sehr ich mich für ihn und Samira freue und dass ich ihnen von Herzen Glück wünsche. Aber er braucht sich wirklich um mich keine Gedanken zu machen, denn mir geht es absolut gut. Ich habe sowieso momentan keine festen Zukunftspläne, es ist also egal, wo ich mich aufhalte.“
„Oh, Leah.“ Ihr Vater bemühte sich krampfhaft, die Tränen zurückzuhalten. Dann hob er die Hände in einer hilflosen Geste. „Ich kann nicht zulassen, dass du schon wieder alles verlierst.“
Nun konnte Leah sich nicht mehr beherrschen. Sie umarmte ihren Vater und drückte ihn an sich.
„Leah“, flüsterte er rau und erwiderte liebevoll ihre Umarmung.
Sie ließ
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