Julia Gold Band 0045
mit der Frucht umging.
Plötzlich malte sie sich aus, wie zärtlich er sie berühren, ihr die Kleidung vom Körper streifen und ihre nackte Haut streicheln würde. Oh nein, ich hätte besser nicht seine Hände betrachtet, es wird ja immer schlimmer mit mir, schoss es ihr durch den Kopf.
„Hier“, unterbrach er ihre Gedanken und reichte ihr die geschälte Quitte.
„Danke“, sagte sie leise, ohne ihn anzusehen, und streckte die Hand aus.
Aber er schnitt ein Stück von der Frucht ab, beugte sich zu Amber hinüber und forderte sie auf: „Nein, öffnen Sie den Mund.“
Sie zögerte und schaute ihn fragend an. Sogleich wünschte sie, sie hätte es nicht getan, denn er schien sie mit Blicken zu liebkosen.
„Schon gut, das kann ich allein“, erwiderte sie heiser.
Scheich Zoltan schüttelte den Kopf. „Öffnen Sie den Mund“, wiederholte er.
Die Atmosphäre wurde ihr viel zu intim, und sekundenlang war Amber unschlüssig, was sie tun sollte.
„Was ist los? Wollen Sie sie plötzlich nicht mehr essen?“
Sie schluckte. „Doch, natürlich.“
„Dann nehmen Sie sie endlich.“ Er lächelte und hielt ihr das Stück dicht vor den Mund, während er sie erwartungsvoll anschaute.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Ich kann es wirklich allein, danke“, antwortete sie.
„Reizt Sie das Abenteuer nicht? Offenbar hat Ihnen noch nie ein Mann ein Stück Quitte in den Mund geschoben. Eben haben Sie mir noch erzählt, Sie würden gern Neues ausprobieren.“
„Ja, aber …“ Sie atmete tief ein. Als sie daran dachte, dass Adrian ihr vielleicht einmal ein Stück Obst in den Mund geschoben hätte, hätte sie beinah laut gelacht. So intime und erotische Gesten passten nicht zu ihrem Exverlobten. Wahrscheinlich wäre er sogar zutiefst schockiert, wenn er beobachten könnte, was sich hier abspielte.
„Ich warte nicht mehr lange, dann esse ich es selbst.“ Scheich Zoltan hielt es ihr so dicht vor den Mund, dass sie das köstliche Aroma und auch den Duft seiner Haut wahrnahm.
Sogleich verspürte sie ein Kribbeln im Bauch. Das muss aufhören, sagte sie sich, denn die erotische Spannung zwischen ihnen wurde immer unerträglicher.
Amber schloss die Augen, hielt den Atem an und öffnete den Mund. Und dann schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, bis er flüchtig ihre Lippen berührte und ihr das Stück Obst in den Mund schob. Das waren die längsten Sekunden meines Lebens, dachte sie, während sie die süße Frucht aß.
„Na bitte, es hat doch nicht wehgetan, oder?“ Er lehnte sich zurück und lächelte belustigt.
Amber schüttelte den Kopf. Aber das hätte sie besser nicht getan, denn er schnitt noch ein Stück ab. Offenbar würde er erst aufhören, wenn von der Quitte nichts mehr übrig war.
„Keine Angst, beim zweiten Mal ist es viel leichter“, sagte er gut gelaunt, und in seinen dunklen Augen blitzte es auf.
Sie warf ihm einen ironischen Blick zu. „Ach, wie schön!“
„Machen Sie schon, öffnen Sie den Mund.“ Er lächelte und hielt ihr wieder ein Stück Quitte an die Lippen.
Du liebe Zeit, warum stelle ich mich eigentlich so an? fragte sie sich plötzlich und tat, was er wollte.
„Wenn wir fertig sind, sind Sie überzeugt, dass man eine Quitte gar nicht anders essen kann“, scherzte er.
Und irgendwie hatte er sogar recht, denn als er ihr das letzte Stück in den Mund schob, gab sie insgeheim zu, dass ihr das Spielchen gefallen hatte. Die erotische Spannung, die immer noch deutlich zu spüren war, hatte sich durch die humorvollen und unbekümmerten Bemerkungen des Scheichs etwas gelöst.
Amber war nicht mehr beunruhigt, es war alles nur ein harmloser Flirt, der ihr immer mehr Spaß machte. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sie sich eines Tages wünschen würde, diesen Mann besser kennenzulernen, denn er war vielseitiger, aufgeschlossener, humorvoller und interessanter, als sie ursprünglich angenommen hatte.
Nachdem sie den Kaffee getrunken hatten, den ihnen einer der Bediensteten serviert hatte, schaute der Scheich auf die Uhr. „Beinahe Mitternacht. Wir sollten Schluss machen. Ich bringe Sie zurück auf Ihr Zimmer.“
Erstaunt blickte Amber auch auf ihre Armbanduhr. Sie hatte die Zeit völlig vergessen, die drei Stunden waren wie im Fluge vergangen.
Während er sie die scheinbar endlos langen Flure entlangführte, fiel ihr ein, dass sie vor dem Dinner befürchtet hatte, der Abend würde für sie zur Qual werden. Stattdessen hatte sie die Stunden mit dem Scheich und
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