Julia Gold Band 0045
sondern hier“, antwortete er dann.
„So war es aber nicht vereinbart.“ Sie ärgerte sich. „Ich hielt es für selbstverständlich, dass ich in der Bibliothek arbeiten würde.“
„Davon war nie die Rede. Sie haben wahrscheinlich etwas missverstanden.“
„Und warum darf ich nicht die Bibliothek benutzen?“
„Weil es hier für Sie bequemer ist.“
„Wieso das denn? Was meinen Sie damit?“
Er rührte sich nicht von der Stelle und wies auf den Tisch unter der Palme. „Wie Sie sehen, habe ich einen Tisch aufstellen lassen. Hier sind Sie völlig ungestört. Rashid wird Ihnen alles bringen lassen, was Sie brauchen. Sie können ihn jederzeit über Ihr Zimmertelefon erreichen.“
„Ich danke Ihnen für die aufmerksame Behandlung.“ Amber zauberte ein Lächeln auf die Lippen. Wenn Sie ihr Temperament nicht zügelte und nicht aufpasste, was sie sagte, würde er die Vorwürfe vom Vortag wiederholen, und darauf konnte sie verzichten.
„Aber in der Bibliothek könnte ich genauso ungestört arbeiten“, fügte sie hinzu. „Es wäre mir sogar lieber, mich dort aufzuhalten, wenn Sie nichts dagegen haben.“
„Das ist sehr bedauerlich.“
Ungeduldig durchquerte er den Innenhof, wobei ihm die Enden seiner kaffiyeh von der leichten Brise aus dem Gesicht geweht wurden, sodass Amber sein markantes Profil betrachten konnte. Und wieder einmal fiel ihr auf, wie unglaublich attraktiv er war.
Sogleich ärgerte sie sich über sich selbst und schob den Gedanken beiseite.
Wenige Meter neben dem Pfau blieb er stehen und drehte sich zu ihr um.
„Ich kann es nicht zulassen. Sie müssen hier arbeiten“, erklärte er.
„Und wenn es mir nicht gefällt?“ Sie blickte ihn vorwurfsvoll und leicht gereizt an. „Ich lasse mich nicht gern wie eine Gefangene behandeln.“
„Ach, sind wir wieder beim Thema?“ Seine Stimme klang ärgerlich. „Sie sind keine Gefangene, keine Tür ist verschlossen. Sie können sich frei bewegen.“
„Ach ja? Warum darf ich denn dann nicht in der Bibliothek arbeiten?“
Angespannt erwiderte er: „Weil es unpassend wäre.“
Amber schaute ihn herausfordernd an. „Für wen? Mir würde es auf jeden Fall passen.“
Sekundenlang schwieg er und atmete tief ein und aus, als könnte er sich nur mühsam beherrschen.
„Ihre Anwesenheit würde die anderen Leute stören“, antwortete er schließlich.
„Wieso das denn?“
„Sie würden sie ablenken.“
„Wie bitte?“ Sie runzelte die Stirn, doch plötzlich verstand sie, was er meinte. „Wollen Sie damit sagen, ich darf die Bibliothek nicht benutzen, weil ich eine Frau bin?“
„Ja, richtig. Wir sind hier nicht in England, wir haben andere Sitten und Gebräuche.“ Seine Stimme klang unbeteiligt. „Und deshalb können Sie sich leider nicht in der Bibliothek aufhalten.“
„Ah ja, so ist das also“, erwiderte Amber verächtlich und sah ihn missbilligend an.
Es störte sie, dass er sich nicht für die Rechte der Frauen in seinem Land einsetzte, andererseits war sie jedoch froh, endlich einen wichtigen Grund zu haben, ihn nicht zu mögen.
„Eigentlich ist es selbstverständlich, dass man sich vor einer Reise in ein fremdes Land mit dessen Sitten und Gebräuchen vertraut macht und bereit ist, sie zu respektieren, sonst bleibt man besser zu Hause. Aber da Sie nun einmal hier sind, sollten Sie so anständig sein, sich unserer Lebensweise anzupassen“, erklärte er.
Dagegen lässt sich nichts sagen, er hat recht, überlegte sie. Dennoch wollte sie seine Meinung nicht unwidersprochen hinnehmen.
„Ich finde es nicht richtig, dass Frauen sich nicht zusammen mit Männern in einem öffentlichen Raum aufhalten dürfen. Aber ich habe wahrscheinlich keine andere Wahl, als mich zu fügen und einverstanden zu sein, in meinem Zimmer zu arbeiten.“
„Und im Innenhof“, stellte der Scheich klar. „Sie brauchen wirklich nicht den ganzen Tag im Zimmer zu sitzen. Deshalb habe ich den Tisch und die Sessel hier draußen aufstellen lassen. Im Februar ist es noch sehr angenehm, sich im Freien aufzuhalten.“
Er lächelte sogar und betrachtete so liebevoll ihre schlanke Gestalt, dass Amber das Gefühl hatte, er würde sie mit Blicken streicheln.
Sie lächelte nicht, sondern schaute ihn nur finster an, obwohl sie sich seltsam berührt fühlte.
„Und wie ich schon sagte“, fuhr er leicht belustigt fort, „Sie brauchen sich nur an Rashid zu wenden, wenn Sie Wünsche haben. Er wird alles schnellstens erledigen.“
„Ich hätte gern ein
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