Julia Gold Band 0045
sogar die beunruhigenden und gefährlichen Momente genossen.
Vor ihrer Zimmertür drehte Scheich Zoltan sich zu Amber um. „Ich habe Rashid beauftragt, morgen früh die Namensliste der Leute bei Ihnen abzuholen, mit denen Sie reden möchten. Ich werde mich dann umgehend darum kümmern, dass die Interviews stattfinden.“
Sie lächelte ihn an. „Das ist nett von Ihnen, danke.“ Dabei betrachtete sie sein volles schwarzes Haar, das sich hinter den Ohren kräuselte.
„Und da Sie es kaum erwarten können, mit der Arbeit anzufangen, habe ich veranlasst, dass Sie morgen Vormittag das Archivmaterial durchsehen können. Rashid hat mir gesagt, dass er schon weiß, welche Unterlagen Sie am meisten interessieren“, fuhr er fort.
„Ja, ich habe ihm gesagt, dass ich mit den historischen Daten beginnen möchte.“
„Dafür wird gesorgt. Und wenn Sie sonst etwas brauchen, wenden Sie sich an Rashid. Er soll sich um Sie kümmern.“
Der Scheich zögerte und lächelte leicht belustigt. „Hoffentlich sind Sie jetzt mit der Situation zufrieden.“
Offenbar spielte er auf ihre Ängste an, im Palast eingeschlossen zu werden. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Hatte sie die Anschuldigungen, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte, wirklich selbst geglaubt?
„Ja, sehr sogar“, erwiderte sie.
„Gut, das freut mich.“ Zu ihrer Überraschung hob er die Hand und fuhr ihr sanft übers Haar. „Es wäre mir unerträglich, wenn Sie hier nicht glücklich wären.“
Amber rührte sich nicht von der Stelle. Seltsamerweise empfand sie seine Berührung als völlig natürlich.
„So ein besonderer Gast wie Sie soll sich bei mir in jeder Hinsicht wohlfühlen“, fügte er hinzu. „Wenn Ihnen etwas nicht gefällt, sagen Sie es bitte.“
„Ja, danke. Aber momentan ist alles in Ordnung.“ Sie lächelte. „Sehen Sie, es ist doch gar nicht so schwierig, mich zufriedenzustellen, oder?“
Sekundenlang sahen sie sich in die Augen.
„Gut“, sagte er schließlich.
Plötzlich versteifte sie sich. Er wird mich küssen, ging es ihr durch den Kopf, und sie überlegte, wie sie reagieren sollte.
Doch die Frage erledigte sich von selbst, denn er trat einen Schritt zurück.
„Es ist spät und Zeit, mich zu verabschieden.“
Dann wirbelte er herum und verschwand.
Als Amber im Bett lag und das Licht ausgeschaltet hatte, konnte sie lange nicht einschlafen. Sie war in einer seltsamen Stimmung und kam sich wie verzaubert vor. Wann habe ich das letzte Mal so einen angenehmen und wunderschönen Abend mit einem Mann verbracht? fragte sie sich und wusste es nicht. Sie konnte sich jedoch nicht vorstellen, dass sie wegen dieser herrlichen Stunden den Kopf verlieren würde.
Natürlich war der Scheich umwerfend attraktiv, und die meisten Frauen würden sich zu ihm hingezogen fühlen. Er wirkte etwas exotisch und sehr sinnlich – eine aufregende Mischung. Er war genau so, wie sich die Heldinnen in den Romanen von Ambers Mutter den Traummann vorstellten. Aber für mich ist er nicht der Richtige, denn trotz seines Charmes ist er ein Chauvinist, und deshalb gefällt er mir nicht, überlegte Amber.
Es war einfach nur ein außergewöhnlicher Abend gewesen, das war alles. Scheich Zoltan war ein interessanter und faszinierender Mann, doch sie würde sich von ihm nicht beeindrucken lassen, dafür stand sie mit beiden Beinen viel zu fest auf der Erde.
Dennoch wäre es vielleicht besser, nicht noch einmal eine Einladung zum Dinner anzunehmen, sonst würde der Scheich noch glauben, sie wolle ihn ermutigen. Und solche Komplikationen brauchte sie nicht. Ich werde mich auf keinen harmlosen Flirt mit ihm mehr einlassen, nahm sie sich vor.
Daraufhin seufzte sie zufrieden, zog sich die Decke bis unters Kinn und war sich sicher, dass sie ihren Entschluss nicht ändern würde.
6. KAPITEL
Nachdem Amber am nächsten Morgen aufgestanden war, öffnete sie die Terrassentür, ging in den Innenhof und begrüßte den Pfau.
Sie hatte gut geschlafen in dem breiten, bequemen Bett, und als sie die Augen aufgeschlagen und sich in dem märchenhaft ausgestatteten Zimmer umgeschaut hatte, hatte sie amüsiert gelächelt.
Ich werde die Zeit hier genießen, denn wahrscheinlich werde ich nie wieder die Gelegenheit haben, mich in einer so prachtvollen Umgebung aufzuhalten, dachte sie.
Während sie duschte und sich in dem Badezimmer mit den goldfarbenen Fliesen und der in den Fußboden eingelassenen Wanne und den vielen Regalen mit Seifen und Badeölen in den verschiedensten
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