JULIA GOLD Band 32
krank war, um aufzustehen. Sie hat immer gelächelt. Als ich klein war, dachte ich, jedermanns Mutter würde den Tag im Bett verbringen.“
„Es tut mir leid. Sie ist wohl lange krank gewesen?“
„Ja. Die Krankheit hat sie kurz nach meiner Geburt befallen. Mein Vater hat Spezialisten aus der ganzen Welt einfliegen lassen, aber man hatte noch kein Heilmittel gefunden. Er war am Boden zerstört, als sie schließlich starb. Es war keine arrangierte Ehe. Sie hatten aus Liebe geheiratet.“
„Ihr Vater muss damals noch jung gewesen sein. Hat er niemals in Erwägung gezogen, wieder zu heiraten?“
„Keine konnte die Stelle meiner Mutter einnehmen.“
Für seine Grundbedürfnisse hatte er ja seinen Harem, dachte Pippa und kam sich sofort gemein vor. Es war der Brauch. Stand ihr ein Urteil darüber zu? Diese schönen Räume bewiesen, dass der ehemalige Sultan seine Frau mit Liebe überhäuft hatte.
Hassan bestätigte ihre Beobachtung. „Dies war der Mittelpunkt des Palasts, als meine Mutter noch lebte. Mein Vater und ich haben so viel Zeit hier verbracht, wie es ihre Gesundheit erlaubt hat.“
„Für Sie ist diese Suite voller Erinnerungen. Möchten Sie mich wirklich hier haben? Abgesehen von allem anderen bin ich auch noch Ausländerin.“
„Meine Mutter hätte Sie akzeptiert. Obwohl sie bettlägerig war, hat sie sich lebhaft für die Außenwelt interessiert. Wenn sie in eine andere Zeit hineingeboren wäre und in einem anderen Land gelebt hätte, wäre sie vielleicht wie Sie gewesen.“
„Das ist das Netteste, das Sie bisher zu mir gesagt haben.“
„Ich bin wirklich ein sehr netter Kerl, wenn man mich besser kennenlernt“, erwiderte Hassan lächelnd.
„Ja, ich fange an, das zu glauben.“
„Dann bleiben Sie?“
Pippa zögerte. Ließ sie sich auf eine heikle Sache ein? Hassan konnte die Bedingungen der Abmachung ändern, wie er wollte. Sie setzte ihr Vertrauen in einen Mann, den sie eigentlich nicht kannte. Aber die Belohnung würde großartig sein. Im Geiste sah sie ihren Namen schon im Impressum einer wichtigen Zeitschrift. Pippa atmete tief durch. „Ja, ich bleibe.“
„Ich habe darauf gehofft. Denk daran, dass du von jetzt an meine neueste Konkubine spielen musst.“
Hassans Augen funkelten triumphierend, was Pippa nicht gerade beruhigte, aber bevor sie es sich anders überlegen konnte, hörte sie eine Männerstimme aus dem anderen Zimmer.
„Bist du hier oben, Hassan?“ Der Mann erschien an der Tür und zögerte, als er Pippa sah.
„Komm herein, Raysim. Ich möchte dir Pippa Bennington vorstellen.“ Er machte sie mit seinem Cousin bekannt. „Sie kann kaum Türkisch, also sprich bitte englisch.“
„Ich habe geklopft, aber du hast mich wohl nicht gehört. Tut mir leid, wenn ich störe“, sagte Raysim geistesabwesend zu Hassan, während er mit Genuss Pippa betrachtete.
„Du störst nicht. Ich habe Pippa nur ihre Zimmer gezeigt.
Sie wird eine Zeit lang bei uns bleiben“, erklärte Hassan.
Jetzt schenkte Raysim ihm seine ganze Aufmerksamkeit. „Du lässt sie in der Suite deiner Mutter wohnen?“
Hassan warf Pippa einen erotischen Blick zu. „Ich will sie sozusagen in Reichweite haben.“
„Ist das klug? Sie ist schön genug, um jedem Mann den Kopf zu verdrehen, aber bedenke, was du da tust. Wenn du sie dir im Harem hältst, kann ich das verstehen. Aber doch nicht hier oben! Die Frau ist eine ausländische Spionin!“
„Das muss noch ermittelt werden. Ich habe vor, sie eingehend zu verhören, um es herauszufinden.“
Pippa hatte Schwierigkeiten, ihre Wut zu beherrschen. Sich wie ein Sexobjekt behandeln lassen zu müssen war schon schlimm genug, ohne dass sich Hassan so großartig amüsierte! Seine Augen funkelten vor Heiterkeit.
Raysims Besorgnis wich einem lüsternen Grinsen. „Manchmal wünsche ich mir, ich wäre der Sultan. Dies ist so ein Moment.“
„Sie könnten ein kleines Sensitivitätstraining vertragen“, sagte Pippa scharf. „Es ist besser, wenn Sie sich nicht aus Ihrem Land herauswagen, sonst haben Sie nämlich einen großen Kulturschock zu erwarten.“
„Sie ist gefährlich!“, verkündete Raysim. „Ich schlage vor, dass sie der Sicherheitspolizei übergeben wird. Wer weiß, was die Frau dir antut, wenn du nicht auf der Hut bist.“
„Unter den Umständen, die du dir gerade vorstellst, ist jeder Mann verwundbar“, erwiderte Hassan belustigt. „Trotzdem will keiner von uns darauf verzichten.“
„Ich denke nur an deine Sicherheit. Bitte
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