JULIA GOLD Band 32
machte. Sie war letzte Nacht ein williger Partner gewesen. Und er auch. „Dann war es toller Sex.“
Er warf ihr über die Schulter einen zweifelnden Blick zu. „Sprichst du für mich oder nur für dich selbst?“
Wieder spürte sie, dass sie rot wurde. Bleib standhaft , sagte sie sich. Auch wenn du am liebsten im Boden versinken würdest . „Warum nicht? Du behauptest, wir seien immer noch verheiratet. Warum sollen wir es dann nicht genießen, zusammen zu schlafen?“
„Für mich ist das nichts weiter als körperliche Befriedigung.“
Nein, sie würde nicht anfangen zu heulen, auch wenn seine Worte sie tief verletzten. Die Veränderung in ihm zu erleben, tat ihr in der Seele weh. Nichts war mehr wie früher. Und doch weckte er derart viele Gefühle in ihr und die Erinnerung daran, wie es einmal gewesen war, dass es ihr schwerfiel, kalt und emotionslos zu bleiben.
Wenn sie damals Sex miteinander hatten, hatte er Liebesworte in seiner Muttersprache gemurmelt, Süße Blume des Gartens; schönster Stern am Nachthimmel; Wüstenschatz. Das war vorbei. Sein Hass war greifbar.
Wenn es Ben nicht gäbe, wäre sie vor seiner Wut vielleicht geflohen, aber in dieser Situation war ihr das nicht möglich. Sie musste Kahlils Vertrauen gewinnen und das Sorgerecht für Ben bekommen. Ben brauchte seinen Daddy, und auch sie brauchte Kahlil.
Es war an der Zeit, zu handeln. Gefühle konnte sie sich jetzt nicht leisten. Sie riss sich zusammen. Sie würde tun, was sie tun musste. Sie würde dafür sorgen, dass ihre Ehe funktionierte, koste es, was es wolle.
Koste es, was es wolle, wiederholte sie insgeheim.
Kein Bedauern. Kein Blick zurück. „Sag mir, was du von mir willst. Ich werde alles tun. Ich werde genau so sein, wie du mich haben willst.“
„Was für ein Sinneswandel. Tust du das für mich?“
„Für meinen Sohn.“
„Aha, dein Sohn.“ Sein Lächeln war unecht, seine braunen Augen blickten eiskalt. „Ich habe mich schon gefragt, wann du auf das Thema zurückkommst. Hier geht es nicht um mich, oder? Es geht um dich und darum, dass du deinen Willen bekommst.“
„Ich will einfach nur Ben sehen. Und sei es für ein paar Minuten.“
„Es steht dir nicht zu, Forderungen zu stellen.“
„Das weiß ich. Ich bin auch bereit, alles zu tun, wenn ich nur endlich meinen Sohn sehen kann.“
„Alles?“
Die Kälte in seiner Stimme nahm ihr den Atem, doch sie ließ sich nichts anmerken. Sie ballte die Hände zu Fäusten, um sich Mut zu machen. Er würde das Spiel bis auf die Spitze treiben, das wusste sie. „Alles“, wiederholte sie entschlossen. Sie hatte keine andere Wahl.
„Wir werden sehen.“
„Heißt das, dass ich heute noch mit ihm zusammenkommen kann?“
„Es heißt, ich werde darüber nachdenken.“
„Sag mir wenigstens, ob es ihm gut geht.“
„Er ist okay.“
„Ich weiß nicht, was du mit ‚okay‘ meinst.“
„Ich weiß es aber, und ich sage dir, er ist okay.“
„Das reicht mir nicht!“
„Mehr kann ich dir nicht sagen.“
Sie zitterte innerlich vor Hilflosigkeit. Kahlil kannte Ben noch nicht lange genug, um diese Liebe und das verzweifelte Verlangen, sein Kind zu beschützen, zu kennen. Mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich nach Ben. Sie wollte ihn endlich wieder an ihre Brust drücken. „Sag mir, was ich für dich tun soll, Kahlil, und ich werde es tun.“
„Nichts.“
„Es muss irgendetwas geben. Eine Aufgabe, die ich übernehmen könnte. Lass uns einmal nachdenken.“
„Hör auf!“
Bryn hatte das Gefühl, gleich die Beherrschung zu verlieren. „Lass mich dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst“, bettelte sie. „Ich werde dir dienen, dir gehorchen …“
Verachtung blitzte in Kahlils Augen auf. „Wie kann ich dich respektieren, wenn du dich wie eine Verrückte aufführst? Das ist nicht die Frau, die ich geheiratet habe …“
„Du hast mich doch dazu gemacht! Es ist deine Schuld, wenn ich mich so weit erniedrige und dich anbettele und anflehe. Ich gehöre dir. Wie deine Dienerinnen im Harem. Ich werde alles tun, um dir zu gefallen. Lass es mich dir beweisen.“
Ein winziger Muskel an seinem Kinn zuckte. Er griff in sein Gewand und zog ein paar Papiere aus der Innentasche. „Dann unterzeichne dies. Damit wir es endlich hinter uns haben.“
Bryn bohrte die Fingernägel in die Handfläche. Sie wagte nicht, die Papiere zu berühren. „Was ist das?“
„Die Scheidungspapiere.“
Seine Stimme klang so kalt und gefühllos, dass ihr ein Schauer über
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