JULIA GOLD Band 32
den Rücken lief.
„Mein Kabinett hat mir den Rat gegeben, die Scheidung voranzutreiben“, fuhr er fort. „Ich habe bei meinem Volk das Gesicht verloren. Mein Personal und die Diener wissen, dass ich dich nicht bändigen kann. Deine Untreue hat sich herumgesprochen. Für dich ist hier kein Platz mehr.“
Sie sprach nicht, wusste nicht, was sie entgegnen sollte. In der letzten Nacht hatten sie atemberaubenden Sex gehabt. Und jetzt das?
„Natürlich wirst du finanziell versorgt sein.“
Zitternd schlang Bryn die Arme um den Körper, die vielen schmalen goldenen Armbänder erzeugten Geräusche wie Wasser, das in einem Brunnen plätscherte. „Und Ben?“, flüsterte sie.
„Er bleibt bei mir.“
Natürlich.
„Unterschreib“, forderte Kahlil sie barsch auf. „Heute Nachmittag fliegst du zurück nach Hause. Du bist frei.“
Langsam schüttelte Bryn den Kopf. „Das unterschreibe ich nicht. Niemals.“
„Es ist in deinem Interesse.“
„O nein, es ist in deinem Interesse .“ Ihr Körper, der eben noch vor Kälte gezittert hatte, wurde siedend heiß. „Für was für eine Mutter hältst du mich eigentlich? Glaubst du im Ernst, ich würde meinen Sohn allein lassen?“
„Du könntest ihn besuchen.“
„Unakzeptabel.“
„Du bist nicht die einzige Mutter, die sich mit diesem Arrangement zufrieden geben muss.“
„Niemals.“
„Das Kind wird sich hier einleben, besser, als du jetzt glaubst.“
„ Das Kind .“ Ohnmächtige Wut breitete sich in ihr aus. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen. „Nicht das Kind , Ben. Dein Sohn , mein Sohn, unser Sohn. Ohne ihn werde ich auf keinen Fall abreisen.“
„Und ich werde ihn nicht gehen lassen.“
„Dann bleibe ich auch.“ Zitternd nahm sie ihm die Dokumente aus der Hand und zerriss sie, bevor er sie daran hindern konnte. „Ich werde mich niemals von dir scheiden lassen. Wenn du Ben hierbehalten willst, dann musst du auch mich hierbehalten. Uns gibt es nur als Paket. Ben und ich bleiben zusammen. Immer.“
Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn sprachlos zu machen. Gut! Denn egal, was er jetzt sagen würde, es wäre zu viel für sie.
Stille breitete sich aus. Sogar das entfernte Zwitschern der Vögel und das Plätschern des Springbrunnens schienen verstummt.
Als Kahlil das Schweigen schließlich brach, klang seine Stimme ruhig, fast nachdenklich. „Für immer?“
„Ja.“
„Das würdest du für deinen Sohn tun?“
Er wusste so wenig über die Kraft der Liebe! Die Papierschnipsel fielen ihr aus den Händen, und sie warf den Kopf zurück. Die Sonne blendete sie. Sie konnte ihn nicht deutlich erkennen, sondern fühlte ihn nur. Riesig und übermächtig. „Ich würde für ihn sterben. Ohne zu überlegen.“
„Einfach so?“
„Ohne Frage. Willst du, dass ich das tue? Dass ich mit dem Tod zahle?“
„Um Gottes willen, nein.“ Er wich einen Schritt zurück und ließ den Blick über den geschützten Hof schweifen. „Wie weit haben wir uns von dem entfernt, wo wir einmal standen.“
Seine Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, fand den Weg in ihr Herz. Wie weit haben wir uns von dem entfernt, wo wir einmal standen.
War das wirklich Bedauern, was sie da hörte? War es Kummer, was sie in seinen Augen sah?
Ihr Herz tat weh, und sie hatte einen Kloß im Hals.
Kahlil drehte ihr den Rücken zu. „Ich denke, es ist das Beste, wenn du jetzt in deine Gemächer zurückkehrst. Wir unterhalten uns später.“
Das Treffen war anders verlaufen, als Kahlil geplant hatte. Er hatte Tränen erwartet, wütende Anschuldigungen, aber nicht ihre Bereitschaft zu betteln – betteln! – und sich zu opfern.
Seine Augen brannten, sein Herz brannte. Feuer in der Brust. Feuer im Kopf. Feuer überall. Kahlil schluckte. Sein Sieg bereitete ihm keine Freude, vor allem nicht nach dem, was letzte Nacht zwischen ihnen geschehen war. Er wollte Bryn, wollte sie spüren, sie berühren und schmecken, doch diesem Verlangen durfte er nicht nachgeben.
Wie konnte er eine Frau begehren, der er nicht vertraute? Wie konnte er eine Frau wollen, die ihn betrogen und das Ehegelübde gebrochen hatte?
Heute Morgen hatte er sie bestrafen und zwingen wollen, sich seinen Wünschen zu unterwerfen. Dass sie tatsächlich dazu bereit war, brachte ihn völlig durcheinander.
Er stützte sich an dem Marmorpfeiler ab, sein Kopf schmerzte, seine Wut konnte er kaum im Zaum halten. Doch der Zorn richtete sich gegen ihn selbst.
Bryn war nie wie
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