Julia Gold Band 47
sich von der Zukunft erhoffte.
„Frag sie nach ihrem Namen“, sagte sein Vater. „Und ruf mich dann bitte an.“
Als Ben aufgelegt hatte, stützte er den Ellbogen auf den Schreibtisch. Schuldgefühle und Wut kämpften in ihm. Die Worte seines Vaters klangen in ihm nach: Tafel, Namen, Hochzeit, Feierlichkeiten. Das alles war wichtig in seinem Kulturkreis.
Ben liebte seinen Vater. Er liebte seine ganze Familie. Aber diesmal, fand er, gingen sie zu weit. Er hatte noch nie von einem Fest gehört, bei dem Ehepaare ihren Treueschwur bekräftigten. Er fragte sich, ob sein Vater das Ganze erfunden hatte, um die Ehe seines Sohnes zu zementieren. Wahrscheinlich fürchtete er, dass Ben am Ende des Jahres die Ehe löste, was er ja auch vorhatte. Er musste mit Emily darüber reden. Was immer sie mit seinem Vater besprochen hatte, das Ganze musste merkwürdig auf sie wirken. Er wollte sie bitten, auch das noch mit ihm durchzustehen. Sonst war alles umsonst gewesen.
11. KAPITEL
Als das Flugzeug in dem kleinen Scheichtum am arabischen Golf gelandet war, verschlug die Hitze Emily fast den Atem. Sie war froh, dass der Mercedes, mit dem Ben und sie abgeholt wurden, eine Klimaanlage hatte.
Während der Fahrt nannte Ben ihr die Namen der kleinen Dörfer und Marktplätze, an denen sie vorbeifuhren, und erklärte ihr, wie die Bauern in der Sandwüste Gemüse anbauten. Sie zogen die Pflanzen in einer speziellen nährstoffreichen Lösung.
Emily stellte interessierte Fragen, doch so recht konzentrieren konnte sie sich nicht. Ihr Magen flatterte vor Nervosität, und sie fragte sich, warum sie mitgekommen war. Ben hatte es ihr freigestellt. Denn eine Reise an den Golf, die Bekräftigung des Treueschwures gehörten nicht zu ihrer Abmachung. Aber sie fühlte sich Ben und auch seiner Familie gegenüber verpflichtet. Und außerdem war sie neugierig auf sein Heimatland.
Ben hatte versucht, ihr das Lampenfieber auszureden. Sie müsse sich keine Sorgen machen, alles würde gut ausgehen. Aber er hatte dabei angespannt gewirkt. Wenn sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, warum sorgte er sich dann?
Nach einer Stunde bog der Wagen in die Dünen ab und fuhr durch ein riesiges Tor. Dahinter erstreckte sich eine Oase bis ans Meer. Zwischen frischem Gras und Olivenbäumen stand eine Villa aus italienischem Marmor, und direkt am leuchtend blauen Wasser des Golfs lagen mehrere flache Gebäude. Emily konnte sich nicht sattsehen. Sobald der Wagen hielt, waren sie von einer Menschenmenge umringt. Bens Verwandte, alle in arabischer Kleidung mit dem typischen Kopfschmuck, waren gekommen, um das junge Ehepaar zu begrüßen.
Emily wurde von Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten, Nichten und Neffen umarmt, und ihre Angst verschwand. Diese Menschen waren warmherzig und ohne Vorurteile gegen sie und ihre Herkunft. Umso lauter meldete sich das schlechte Gewissen, weil sie ihnen die glückliche Ehefrau vorspielte.
„Deine Verwandten sind wunderbar“, sagte Emily, nachdem ein Hausangestellter sie zu ihrem Zimmer gebracht hatte. Dort stand in der Mitte unter einem durchsichtigen Vorhang ein riesiges Bett. Es sah aus wie aus Tausendundeiner Nacht. Emily schluckte. Sie musste dieses Bett mit Ben teilen. Aber jeder von ihnen würde an seiner Seite liegen bleiben. Denn sie wusste, dass Ben warten würde, bis sie den ersten Schritt machte.
„Du bist auch wunderbar“, sagte Ben. „Wie du das alles durchstehst! Und du eroberst alle Herzen.“
Außer deinem, dachte Emily. Obwohl er sie nicht liebte oder vielleicht weil er sie nicht liebte, tat ihr die Sympathie seiner Familie gut.
Und auch sonst genoss sie die Tage vor der Zeremonie. Nach der vielen Büroarbeit im oft wolkenverhangenen San Francisco erholte sie sich in der Wärme, dem Licht und durch die Bewegung an der frischen Luft. Sie segelten im Golf, sie gingen schwimmen, spielten mit den Kindern Krocket und ritten am Strand entlang.
Braun gebrannt, vom Wind durchgepustet und so entspannt wie seit Langem nicht mehr, glitt Emily von der zahmen Stute, die Ben für sie ausgesucht hatte, und landete in seinen ausgestreckten Armen. Er küsste sie sanft auf die Lippen. „Kann es sein, dass du dich heimischer fühlst als ich?“, fragte er und sah sie forschend an.
„Es ist wunderbar hier“, gab sie zu.
Er nickte. „Dieser Ort tut dir gut. Deine Augen glänzen, dein Lachen hört sich glücklich an. Du siehst einfach bezaubernd aus. Alle finden das, ich auch.“
Sie wich seinem Blick nicht aus, und
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