Julia Gold Band 47
Joanne lächelte. Und Ben lächelte auch. Aber bei dem Anblick seiner Frau mit dem Baby zog sich sein Herz zusammen. Er verspürte sogar ein bisschen Eifersucht. Bislang hatte er niemanden beneidet, doch nun fühlte er, dass er verglichen mit seinem Cousin nichts besaß. Nichts, was so viel wert war wie eine Frau und ein Kind.
Eine Frau und ein Kind? War er denn von allen guten Geistern verlassen? Er wollte nicht einmal für einen Garten verantwortlich sein. Bis jetzt jedenfalls.
Ben war fast froh, als der Besuch sich verabschiedete. Es war nicht einfach gewesen, alle Fragen über Babys und Liebe zu beantworten. Kaum hatte er die Tür hinter den Gästen geschlossen, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Emily, der es offensichtlich schwergefallen war, das Baby wieder herzugeben, ließ sich in einen Sessel fallen und schloss die Augen. Seinen Verwandten das glückliche Ehepaar vorzuspielen, hatte sie genauso erschöpft wie ihn.
„Wahrscheinlich hast du doch das schauspielerische Talent der Claybournes geerbt“, sagte er.
Sie riss die Augen auf. „Wie meinst du das?“
„Ahmed schwört, dass du verliebt in mich bist. Er will dir das angesehen haben. Ist das nicht komisch? Wenn es so wäre, müsste ich es doch wissen.“
„Es ist wirklich lächerlich“, stimmte sie zu. „Stell dir vor, Joanne hat mir das Gleiche von dir erzählt. Sie glaubt, dass du in mich verliebt bist.“ Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln, aber ihre Augen blieben ernst, ja traurig.
Er schlug ihr vor, ins Bett zu gehen. Er wollte alleine aufräumen, aus Furcht, jetzt etwas zu sagen, was er später bereuen würde. Emily war einverstanden und erhob sich. Doch bevor sie das Zimmer verließ, stellte er ihr doch die Frage, die ihn in den letzten Stunden bewegt hatte. „Möchtest du eigentlich einmal Kinder haben?“
„Warum fragst du?“
„Als du meine Nichte auf dem Arm hattest, kam mir der Gedanke, du könntest vielleicht …“
„Kinder sind bei mir nicht eingeplant“, sagte sie steif. „Mein Leben ist ausgefüllt. Mehr als den Job und die Rosen kann ich nicht bewältigen. Außerdem sollte man verheiratet sein, wenn man Kinder bekommt. Und ich bin nicht …“
„… richtig verheiratet? Warum bist du nicht froh darüber? Ehemänner verlangen auch eine Menge Aufmerksamkeit. Mehr als Rosen jedenfalls.“
„Du nicht“, sagte sie spitz. „Du verlangst weniger als jede Pflanze.“
Er lachte verkrampft. „Danke!“ Dann wurde er ernst. „Wenn du noch einmal sagst, dass wir nicht richtig verheiratet sind …“
„Wir sind nicht richtig verheiratet.“
Er presste die Zähne zusammen, um nicht aus der Haut zu fahren. Er hätte sie schütteln mögen vor Ärger und Wut. „Weißt du, woran das liegt?“, stieß er hervor. „An den getrennten Schlafzimmern liegt es.“
Sie schwieg.
„Du weißt, wie gerne ich mit dir schlafen möchte, Emily. Und ich glaube sogar, dass du gerne mit mir schlafen würdest. Aber du hast einen Entschluss gefasst. Keine Sorge, ich werde ihn respektieren. Aber lass mich wissen, wenn du es dir anders überlegt hast und deine Gründe …“
„Meine Gründe?“, rief sie mit blitzenden Augen und erhitzten Wangen. „Meine Gründe werden sich nicht ändern. Denn was immer uns andere einreden mögen: Du liebst mich nicht, und ich liebe dich nicht. Ich werde mit niemandem schlafen, der mich nicht liebt. Gut, einmal habe ich es getan. Aber ich kann es nicht wiederholen. Es widerspricht allem, woran ich glaube. Du siehst das offenbar anders. Ich weiß nicht, was du für die anderen Frauen in deinem Leben empfunden hast. Vielleicht warst du in sie verliebt und sie in dich. Aber ich bezweifele es.“
„Natürlich war ich nicht verliebt. Wir hatten die Diskussion schon einmal. Du kennst meine Einstellung zur Liebe. Sie ist ein Märchen.“
„Wie kannst du nach diesem Abend mit deinem Cousin und seiner Frau so etwas behaupten? Leugnest du, dass sie sich lieben?“
Er zuckte die Schultern. „Ich habe eine andere Auffassung von dem, was für eine Ehe erforderlich ist. Streitest du ab, dass Ahmed und Joanne sich gegenseitig achten und zugetan sind?“
„Natürlich nicht“, sagte sie. „Gegenseitige Achtung und Zuneigung sind unerlässlich für eine Ehe. Aber es ist nicht genug, um ein ganzes Leben miteinander zu verbringen. Dazu gehört mehr.“
„Und dieses Mehr nennst du Liebe, stimmt’s? Wann gibst du endlich diese romantische Idee auf?“
„Nie!“, rief sie. „Und erzähl mir
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