Julia Gold Band 47
Man kann es ihm ansehen, wie sehr er dich liebt.“
Emily hütete sich zu widersprechen.
Im Wohnzimmer hatten die Cousins es sich inzwischen bequem gemacht. Ben goss für beide Grapefruitsaft ein.
„Du, ein richtiger Ehemann! Nicht zu fassen.“ Ahmed schüttelte den Kopf. „Aber ich kann verstehen, warum du so lange gewartet hast. Deine Frau ist entzückend.“
„Ja, das ist sie.“
„Und schrecklich verliebt in dich.“
„Meinst du?“, fragte Ben ungläubig.
„So, wie sie dich ansieht. Ich wüsste auch nicht, warum sie dich sonst geheiratet hätte.“
„Vielleicht, weil ich Geld habe.“ Ben hoffte, dass sein Cousin nicht weiter darauf eingehen würde. Aber es stimmte ja. Emily hatte für Geld eingewilligt, ihm aus der Klemme zu helfen. Zumindest hatte die Aussicht auf ein Gewächshaus sie dazu bewogen.
„Das glaubst du doch selbst nicht! Für deine Verflossenen hätte ich die Hand nicht ins Feuer gelegt. Aber Emily ist nicht der Typ. Für sie gab es nur einen Heiratsgrund. Sie ist verrückt nach dir. Ich bin schließlich nicht blind.“
Ben runzelte die Stirn. Er war auch nicht blind. Er hätte bestimmt gemerkt, wenn Emily … Nein, undenkbar. Und auch irgendwie unpassend!
„Das überrascht mich natürlich nicht. Die Mädchen waren schon immer verrückt nach dir. Mich wundert vielmehr, dass du genauso in sie verliebt bist, wie sie in dich.“
„Stimmt“, sagte Ben. „Und woher weißt du das?“
„Du verschlingst sie mit Blicken. Versuch nicht, es abzustreiten! Du lässt sie keinen Moment aus den Augen. Und außerdem sprichst du sehr liebevoll von ihr. Dann verändert sich sogar deine Stimme. Das ist mir schon am Telefon aufgefallen. Du bist verliebt.“
„Richtig beobachtet“, sagte Ben. Mit seinem Cousin musste irgendetwas nicht stimmen. Wahrscheinlich war ihm die Vaterschaft zu Kopf gestiegen. Früher hatte er über die Liebe genauso gedacht und gesprochen wie Ben. Herablassend und zynisch.
Später beim Essen unterhielten sie sich über ihre Kindheit und tauschten Erinnerungen an ihre gemeinsamen Ausritte und Segeltouren aus.
„Während der Hochzeitsreise sind Emily und ich auch gesegelt. Sie hat schnell gelernt“, sagte Ben stolz.
„Und seid ihr auch geritten?“, fragte Ahmed.
„Noch nicht, aber wir sind ja erst einen Monat verheiratet.“ Ben sah hinüber zu Emily und fing ihren Blick auf. In dem einen Monat ihrer Ehe waren sie verreist gewesen, waren segeln gegangen, hatten zusammengearbeitet, aber nur einmal miteinander geschlafen. Kein Mensch würde das verstehen. Emily wurde rot, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. Aber was dachte sie? War sie erleichtert, dass schon ein Monat um war?
„Zu Hause bist du Bens Frau, im Büro seine Assistentin. Wie machst du das?“, wollte Joanne wissen. „Vergisst du nie, wo du bist, und willst im Büro die Tür hinter euch zusperren?“
Emily legte ihre Gabel ab. „Nie!“
Ben, der nicht frei von solchen Gelüsten war, unterdrückte ein Lächeln. Denn die Frage hatte Emily dermaßen aus der Fassung gebracht, dass er sich fragte, ob sie nicht vielleicht auch unter heimlichen Fantasien litt. Er suchte ihren Blick, aber sie sah zur Seite.
„Wir verbringen leider mehr Zeit bei der Arbeit als allein zu Hause“, sagte er. „Wir haben eine großartige Arbeitsbeziehung. Ohne Emily käme ich im Büro nicht zurecht.“
„Eines Tages wirst du es müssen“, sagte Joanne.
Emily biss sich auf die Unterlippe. Ben runzelte die Stirn. Am Ende des Jahres würde er zu Hause ohne Emily auskommen müssen. Aber im Büro doch nicht.
„Wenn ihr Kinder bekommt“, erklärte Joanne, „wird Emily wohl mehr Zeit zu Hause verbringen müssen. Vielleicht ist es schon nächstes Jahr soweit.“
Emily erblasste. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Ben stieß sie unter dem Tisch an, aber er sagte lieber nichts. Als Emily den Mund schloss, atmete er erleichtert auf. Diese Hürde hatten sie genommen.
In dem Moment kam ihnen das Baby zu Hilfe. Es schrie. Als Joanne mit dem Kind auf dem Arm zurückkam, bot Emily an, die Kleine so lange zu halten, bis Joanne zu Ende gegessen hatte.
Sie streckte die Arme aus, nahm den Säugling vorsichtig an sich und drückte die Lippen in sein seidiges dunkles Haar. Dabei glänzten ihre Augen vor Zärtlichkeit. Ihr Körper, ihr Gesicht, verrieten Sehnsucht nach diesem kleinen Wesen. Ben war überrascht. Sie hatte ihm nie erzählt, dass sie einmal Kinder haben wollte.
Ahmed nahm sich das zweite Mal nach,
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