Julia Gold Band 47
schockierter Blick löste jedoch ihre Anspannung, und sie lächelte.
„Nimm es nicht persönlich, ich bin nur nicht sehr …“ Sie presste die Lippen zusammen. Er brauchte nicht zu wissen, dass sie keine Erfahrung hatte.
„Ich gehe jetzt besser und reinige das Hemd.“ Sie wollte schon gehen, als er ihre Haare berührte. Sie drückte die Hände gegen den Kopf und stöhnte. Olivia wusste genau, wie ihr Haar aussah, wenn sie einen Hut getragen hatte.
Sie schien den Verstand verloren zu haben. Es gefiel ihr auf der Desert Rose , wo sie sich zu Hause fühlte und Teil der Mannschaft war. Wenn jetzt jemand hereinkäme, dann wäre alles vorbei.
Bevor sie wusste, was geschah, hatte er ihre Hände weggezogen. „Warum versteckst du dich? Dein Haar hat die Farbe von Honig und könnte sehr schön sein.“
Das Wort könnte entging ihr nicht. Um nicht ganz wie eine Vogelscheuche auszusehen, zupfte sie ihren Pony zurecht.
„Ich weiß immer noch nicht, wie ich dich nennen soll“, murmelte sie.
Wieder faszinierte sie sein intensiver Blick. Es schien so, als würde außer ihr niemand mehr existieren. „Sharif.“
„Ist das dein Vorname?“
Er nickte und griff wieder nach ihrem Haar.
Sie duckte sich. Was fand er bloß an ihrem zerdrückten, zerfransten Haar so interessant? Am liebsten würde sie ihr neues Taschenmesser gegen einen Spiegel tauschen. „Nennt jeder dich Sharif, oder hast du einen Spitznamen?“
„Warum habt ihr Amerikaner immer Spitznamen? Reicht es nicht aus, bei dem Namen genannt zu werden, den die Eltern ausgesucht haben?“
„Manchmal klingt ein kürzerer Name netter.“
„Hat deine Mutter dich Livy genannt?“
„Ich habe keine Mutter.“
„Jeder hat eine Mutter.“
„Nicht, wenn sie dich weggibt.“
„Und dein Vater?“
„Jetzt muss ich weiterarbeiten.“ Sie rieb ihre Hände an der Jeans ab und ging zur Tür.
„Olivia? Dein Hut.“
Als er ihren Namen mit einem leichten Akzent aussprach, zitterte sie leicht und überlegte, ob sie den Stetson vergessen sollte. Besonders, als sie sich umdrehte und das Spiel seiner Muskeln beobachtete, während er den Hut aufhob.
„Danke.“ Sie versuchte, ihm den Hut abzunehmen, aber er hielt ihn von ihr weg.
„So handelt aber kein Gentleman.“
Mit gespielter Überraschung hob er die Brauen. „Habe ich behauptet, ein Gentleman zu sein?“ Selbstgefällig lächelte er. „Ein Kuss für einen Hut.“
„Was soll diese Besessenheit mit Küssen?“
„Ach, der Sport gefällt dir nicht.“
Ihr Mund öffnete sich. „Sport?“ Sie hob die Hände. „Das ist also das Problem mit euch Kerlen. Du glaubst, dass Küssen ein Sport ist. Nein danke.“
Großartig, jetzt hatte sie auch noch gelogen. Trotz ihrer Worte wollte sie sehr gern, dass er sie wieder küsste. Sie wollte wieder außer Atem geraten und weiche Knie bekommen.
„Wir kennen uns erst seit zwanzig Minuten. Wie würdest du es denn nennen?“
„Gib mir den Hut.“
Er lächelte. „Ich hatte vergessen, wie interessant ihr Amerikaner sein könnt. In meinem Land spielen die Frauen dieses Spiel nicht.“
„Haben sie eine Wahl?“
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Was weißt du über mein Land? Hast du dich über unsere Kultur informiert?“
Livy zog eine Grimasse. Abgesehen von der Tatsache, dass sie nicht wusste, woher Sharif stammte, hatte sie nicht viel über andere Länder erfahren. Sie hatte nur deshalb die Schule abgeschlossen, weil Pater Mike sie sonst umgebracht hätte. Reiten hatte ihr viel besser gefallen.
„Ich wette, du hast einen Harem.“
Sein Blick verdüsterte sich. „Ich zwinge niemanden. Die Frauen kommen freiwillig zu mir.“
„Du hast einen Harem?“ Sie hatte impulsiv gesprochen, weil sie nicht glaubte, dass es wirklich so etwas gab, aber ein Blick in sein Gesicht … „Meine Güte, das ist ja unglaublich.“
„Du hast eine sehr lebhafte Fantasie.“
„Ohne meinen Hut fließt sie heraus. Gib ihn mir bitte.“
„Du kennst die Bedingungen.“
„Ich dachte, du musst Frauen nicht zwingen.“
„Fühlst du dich wirklich gezwungen?“ Wieder schaute er auf ihren Mund, als wolle er gleich ein Dessert verspeisen.
Ihr Körper wurde schwach. „Ich werde dich Shay nennen. In der Schule gab es einen Jungen namens Shay, der so unmöglich war wie du. Shay kommt Sharif sehr nahe.“
Wie sie gehofft hatte, vergaß er den Hut und starrte sie wütend an. „Ich verbiete dir, mich so zu nennen.“
„Wirklich?“ Sie sprang hoch und schnappte ihm den
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