Julia Gold Band 47
hinzu.
Ihre Anerkennung sollte ihn eigentlich zufriedenstellen, aber die Bemerkung traf ihn. In seinem ganzen Leben hatte er immer gewusst, wer er war. Innerhalb von Minuten hatte sich alles geändert, denn seine Mutter war Amerikanerin. Reich, aber nicht von adeliger Herkunft.
Über dieses Dilemma wollte er nicht nachdenken. Er musste sich ablenken. „Und du, wie heißt du?“
„Olivia Smith.“ Sie hob ihr Kinn. „Sie können mich Ms Smith nennen.“
Sharif lächelte. Er hielt diese Frau für ungewöhnlich. „Nun, Ms Smith, erzählen Sie mir von Khalid.“
Sie blickte ihn säuerlich an und murmelte: „Livy, jeder nennt mich Livy.“ Sie rückte ihren Hut zurecht, und Sharif bemerkte weitere hellbraune Haarsträhnen. Er verabscheute kurzes Haar bei Frauen. Eine weitere amerikanische und europäische Sitte, die ihm missfiel.
„Wenn Ihnen in diesem Land jemand seinen Namen nennt, dann wird erwartet, dass Sie das Gleiche tun“, bemerkte Livy, die immer noch auf Khalid konzentriert war.
Sharif wunderte sich, dass sie ihn nicht weiter beachtete. In seiner Heimat und selbst in London und Monte Carlo hatten die Frauen sich um ihn bemüht. Alle wollten ihm gefallen.
Er dachte an ihre Worte. „Ich bin Sharif Asad Al Farid“, stellte er sich stolz vor und hoffte, nichts weiter erklären zu müssen.
Sie rümpfte die Nase. „Wie?“
Ungeduldig stöhnte er. Wusste sie wirklich nicht, wer er war? In seinem Land wäre das Personal des Palastes über die Ankunft eines wichtigen Gastes informiert worden. Natürlich machten sich sein Vater und Rose Sorgen wegen der Reporter. Auch er hatte keine Lust, ihr Opfer zu werden.
„Das sind viele Namen, wie soll ich Sie nennen? Doch nicht etwa Ihre Königliche Hoheit, oder?“
„Eure Hoheit ist ausreichend“, sagte Sharif im Scherz. Livy starrte ihn mit offenem Mund an.
Ihr Mund war sehr schön geformt. Sie hatte weiße Zähne, und die Lippen waren so gerötet, dass sie keine Farbe benötigte.
„Ich dachte schon, Sie meinen das ernst“, meinte sie, „bis ich das Funkeln in Ihren Augen sah.“
Seine gute Laune verschwand, und er streckte sich. „Meine Augen funkeln nicht.“
„Natürlich.“ Einen Moment schaute sie zu ihm. „Jetzt sehen Sie aber wie ein böser alter Grizzlybär aus. Sie sollten mehr lächeln, dann sehen Sie viel besser aus. Natürlich wissen Sie, dass Sie schön sind.“
Ihre offenen Worte überraschten ihn, und als er ihre roten Wangen sah, bemerkte er, dass sie genauso verwundert war. Schnell schaute sie weg.
Seit seiner Kindheit war ihm geschmeichelt worden, aber kein Kompliment hatte ihn mehr berührt als ihres. Ihre Ehrlichkeit gefiel ihm, denn sie benutzte keine süßen Worte, um einen Gefallen zu erbitten. Sie hatte so impulsiv wie ein Kind gesprochen.
Nachdem Khalid versorgt war, blickte sie auf die Scheunentür. Sharif war sicher, dass sie nun gehen wollte, aber das passte ihm nicht. Als sie sich unvermittelt bewegte, griff er nach ihrem Arm. Der war so zart, dass er sofort seinen Griff lockerte, um ihr nicht wehzutun.
„Was in aller Welt machen Sie da?“
Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, aber gegen ihn hatte sie keine Chance.
„Ich will dich nicht verletzen. Ich will nur …“ Sharif starrte in ihre aufgerissenen Augen. Was wollte er? Die letzte Woche ausradieren, als sein ganzes Leben sich änderte? Dieses Mädchen konnte ihm nicht dabei helfen. Niemand konnte das. Er musste damit fertig werden. „Nimm bitte deinen Hut ab!“
„Wie bitte?“
Er hob die Hand, um ihn abzunehmen, aber Livy duckte sich. „Du bist schön und solltest dich nicht wie ein Junge anziehen.“
„Ich bin nicht wie ein Junge …“ Wütend starrte sie ihn an.
Diese unerwartete Reaktion überraschte ihn, und er ließ sie los. Sie stieß ihm mit dem Finger in die Brust. „Zu Ihrer Information, nicht jedes Mädchen möchte schön sein. Ich bin gut so, wie ich bin.“
Bevor sie wieder zustieß, hielt er ihre Hand fest. Ihre Nägel waren kurz und rissig und kratzten seine Haut. Unter seiner Berührung zuckte Olivia zusammen.
„Ich muss weiterarbeiten“, murmelte sie, und er ließ sie sofort los. Kurz blickte sie über die Schulter. „Wenn Sie wollen, kann ich Ihr Hemd säubern, schließlich bin ich teilweise verantwortlich.“
Er winkte ab, denn er hatte noch viele ähnliche Hemden. „Ich möchte wissen, warum ich dich verärgert habe. In meinem Land mögen es die Frauen, wenn man ihnen sagt, dass sie schön sind.“
Sie
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