Julia Gold Band 47
gespannt auf ihre Worte zu sein.
„Du weißt gar nicht, wie viel Glück du hast. Deine Mutter hat dich nicht im Stich gelassen. Du wurdest ihr weggenommen. Sie liebt dich. König Zakariyya liebt dich. Deine Brüder … jeder hat dich gewollt.“
Wortlos schaute er sie an. „Du verstehst das nicht.“
„Vielleicht nicht, aber du weißt nicht, was es bedeutet, wenn du nirgendwohin gehörst. Wieso solltest du, denn du hast das Beste aus zwei Welten.“
„Du hast doch hier deinen Platz.“
„Das stimmt, und dafür bin ich jeden Tag dankbar.“ Khalid warf den Kopf zurück und schnaubte laut. Livy lachte und streichelte seinen Nacken. „Ja, auch für dich bin ich dankbar. Du bist der beste Araber der Welt.“
Sie blickte zu Shay, der vor sich hinstarrte. „Hallo, Shay.“
Langsam drehte er sich zu ihr und stöhnte verärgert. „Warum nennst du mich immer bei diesem lächerlichen Namen?“
„Weil niemand sonst dich so nennt und er zu dir passt.“
„Wenn ich wirklich nicht so heißen will?“
„Nun, dann respektiere ich deinen Wunsch.“ Khalids Unruhe erinnerte sie daran, dass sie Arbeit zu erledigen hatte. Je schneller sie mit ihm fertig war, desto eher konnte sie mit Prince zusammen sein.
In der nächsten Woche fand das Hill Country Breakneck – Rennen statt, und sie hoffte, dass sie mit Prince den Preis von mehr als fünfzehntausend Dollar gewann. Sie musste einfach gewinnen.
„Gut, wenn du willst, dann nenne mich eben Shay.“
Livy grinste, denn das war ein Plus für sie. „Wenn du mich bei der Arbeit mit Khalid beobachten willst, dann kannst du das.“
„Es wird mir ein Vergnügen sein“, erwiderte er und setzte sich auf eine der Stufen am Reitplatz.
Khalid gab gerne vor Publikum an, sodass sie viel Kraft brauchte, um ihn zu bändigen. Außerdem ertappte sie sich dabei, dass sie viel zu oft zu Shay schaute.
Es gefiel ihr, dass Shay Probleme wie jeder andere hatte. Hinter seinem arroganten Verhalten steckte auch Unsicherheit.
Sharif bewunderte die Art, mit der Olivia und Khalid zusammenarbeiteten. Sie schienen eine enge Beziehung zueinander zu haben, und das Fohlen schien Olivia gefallen zu wollen. Es war schön, Olivia lächeln zu sehen, und er mochte, dass sie ihre Gefühle ausdrücken konnte.
Er fand sogar gut, dass sie sagte, was sie dachte. Früher hatte er geglaubt, dass Frauen nicht viel zu sagen hatten, zumindest in seiner Heimat.
Vielleicht hatte sein Verhalten aber auch nie zu interessanten Gesprächen geführt.
Dieser Gedanke überraschte ihn. Eigentlich hatte er größere Probleme, als sich mit den Eigenheiten von Frauen zu beschäftigen. Besonders die einer kleinen Person, derentwegen er an Familie und Dankbarkeit dachte.
„Sie sind wirklich eine Attraktion, nicht wahr?“
Beim Klang von Roses Stimme drehte er sich um. Falls sie sich wunderte, dass er der Frau bei der Arbeit zusah, die ihn mit Wasser begossen hatte, dann zeigte sie das nicht.
Er schaute zu Khalid. „Eines Tages wird er ein prächtiger Hengst sein.“
Rose stützte die Ellenbogen auf die Knie, und sie zeigte ein wissendes Lächeln, das Sharif ärgerte. Absichtlich hatte er Olivia nicht erwähnt, und Rose war es aufgefallen.
„Ja, Khalid ist ein ebenso schönes Pferd wie sein Vater Jabbar, der auch noch ein Fohlen war, als wir aus Sorajhee geflohen waren. Er hat sich in Texas gut entwickelt.“
Verwirrt wandte Sharif sich zu ihr. „Du sagtest wir . Sprichst du von meinen Brüdern?“
„Ja, als Alex fast vier und die Zwillinge gerade drei geworden waren, flohen wir aus Sorajhee. Direkt nach der Ermordung deines Vaters.“
„Du bist sofort nach Texas gekommen?“
„Hat König Zakariyya dir die Geschichte nicht erzählt?“
Sharif wurde verlegen. „Wahrscheinlich schon, aber ich habe wohl nicht richtig zugehört.“
Ihr Tonfall zeigte keine Spur von Verärgerung, mit der er gerechnet hatte. „Gut, dann kann ich selbst dir erzählen, was geschehen ist. Möchtest du alles erfahren?“
Er nickte. „Wenn es nicht zu schmerzvoll für dich ist.“
Sie drückte seine Hand, und ihm wurde warm. Er empfand fast das gleiche Gefühl von Sicherheit, das Königin Nadirah ihm vermittelt hatte, als sie ihn vor Jahren in den Schlaf gesungen hatte. „Es ist immer schmerzvoll, daran zu denken, dass ich von meinen Kindern getrennt war, aber es ist wichtig, dass du unsere Vergangenheit verstehst.“
Sharif schluckte. „Das möchte ich gern.“ Wieder blickte er zu Olivia, die neugierig aussah.
Sie
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