Julia Gold Band 47
hatte niemanden, von dem sie etwas über ihre Vergangenheit erfahren konnte. Er hielt es für verwerflich, sein Kind ohne Erklärung abzugeben.
„Dein Vater wollte die Vereinigung von Sorajhee und deiner Heimat Balahar. Diese Idee stieß nicht überall auf Gegenliebe, und auch dein Onkel Azzam befürwortete die Allianz nicht. Während einer Protestkundgebung wurde dein Vater ermordet. Damals war ich wahnsinnig vor Trauer, und da alles darauf zu deuten schien, dass Azzam verantwortlich für die Tat war, floh ich mit deinen Brüdern nach England. Wenn Azzam seinen Bruder töten lassen würde, dann würde er vielleicht auch seine Neffen umbringen.“
Sie unterbrach sich und blickte zu Khalid und Olivia. „Es ist schon merkwürdig, dass Khalid Jabbars Sohn ist. Als wir ihn aus Sorajhee schmuggelten, war Jabbar auch nur ein kleines Fohlen. Damals wussten wir aber schon, dass er einmal ein guter Zuchthengst werden würde, mit dem die Jungen eine Zukunft aufbauen konnten.“
Entschuldigend blickte sie zu Sharif. „Ich bin abgeschweift, das liegt wohl am Alter.“
„Du bist doch nicht alt.“ Er wusste nicht, ob er selbst oder Rose überraschter über diese Bemerkung war. „Du bist immer noch sehr schön.“
„Danke, Sharif.“ Ihre Wangen röteten sich, wodurch sie noch jünger wirkte. „Du erinnerst mich an deinen Vater.“
Er versteifte sich leicht. „Bist du von England nach Texas gereist?“
„Nein, ich verabschiedete mich von den Jungen in England und kehrte zurück, um die Wahrheit über den Tod deines Vaters herauszufinden. Ich wusste, dass sie bei Randy in Boston gut aufgehoben sein würden.“
„Warum kehrtest du zurück? Warum gingst du nicht nach Amerika?“
„Obwohl Alex erst vier Jahre alt war, war er der Thronfolger. Ich dachte, dass die Kinder erst dann sicher wären, wenn man den Mörder gefasst hätte. Außerdem kann sich ein Mensch durch Trauer sehr verändern.“
„Hast du sie damals zum letzten Mal gesehen?“
„Mein Verdacht, dass Azzam hinter dem Attentat gegen deinen Vater steckte, wurde von seiner Frau Layla bestätigt. Heute weiß ich, dass sie verantwortlich dafür war und mich belogen hatte. Ich bin nicht sicher, ob wir jemals die ganze Wahrheit erfahren. Außerdem habe ich etwas Schreckliches getan.“
Schnell legte Sharif seine Hand auf ihre. „Ich weiß, was passierte, und ich hätte das Gleiche getan.“
„Aber wie es aussieht, war Azzam unschuldig, und ich versuchte, ihn zu töten.“
Jetzt schwiegen beide einvernehmlich. Sharif wusste, dass Layla Azzam überredet hatte, Rose in ein Sanatorium zu stecken, während sie weiterhin so tat, als sei sie Roses Freundin. Sie hatte Randy sogar mitgeteilt, dass Rose gestorben sei, und ihn überredet, dass er die Jungen für tot erklären sollte, damit sie in Sicherheit wären. So konnte Azzam den Thron besteigen. Wahrscheinlich hatte Randy Coleman damals entschieden, nach Texas umzuziehen.
Sharif wusste jedoch nicht, warum Rose ihn nach seiner Geburt abgegeben hatte. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass sie ihn nicht in einem Sanatorium hätte aufziehen können, aber gefühlsmäßig konnte er das Verhalten nicht akzeptieren.
„Woran denkst du, Sharif?“
Er schüttelte den Kopf und schaute zu Olivia. Ihr Hut war heruntergerutscht, und ihre zerdrückten Haare wurden sichtbar. Das schien sie aber nicht zu stören, da sie sich auf Khalid konzentrierte.
Je mehr er von ihr sah, desto bemerkenswerter erschien sie ihm. Obwohl ihre Kindheit nicht einfach gewesen war, hatte sie damit abgeschlossen. So einfach war das.
„Sharif?“
Er zuckte zusammen. „Khalid wird einen guten Preis erzielen. Ich muss mit deinem Bruder darüber reden, was er für ihn haben möchte.“
„Ich bezweifle, dass er zum Verkauf steht.“
„Alles hat seinen Preis.“
„Nein, das stimmt nicht. Möchtest du mit mir zum Haus gehen? Ich mache uns einen Tee.“
Einerseits wollte Sharif mit ihr gehen, andererseits wollte er noch mit Olivia reden. „Ich schaue ihnen noch etwas beim Training zu.“
„Natürlich.“ Sie lächelte, aber er spürte ihre Enttäuschung.
„Rose?“
Erwartungsvoll drehte sie sich um.
„Wenn du Zeit hast, können wir später einen Tee trinken.“
„Gern.“ Sie sah so dankbar aus, dass er glücklich war und sich gleichzeitig schämte. „Heute Nachmittag habe ich nichts vor. Ich wollte gern viel Zeit mit dir verbringen.“
Sein Schamgefühl ließ nach, und er ging in Verteidigungsposition.
„Ich will nicht
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