Julia Gold Band 47
Wahrheit nicht kennen oder sie nicht interessant genug erscheint. Ich kenne ihre feigen Methoden.“
„Nun, ich nicht, und ich will nicht in deine Angelegenheiten hineingezogen werden.“
„Was hat das mit dir zu tun? Haben meine Brüder mit dir geredet?“
In seinem Blick konnte sie Unsicherheit erkennen.
„Sag schon“, forderte er sie auf, als sie schwieg.
Sein Befehlston verjagte jegliches Mitgefühl, und sie starrte ihn böse an. „Alex hat mir von den Journalisten erzählt. Sie wollen über dich und deine Mutter schreiben.“
„Was hat das mit dir zu tun?“
„Aus irgendeinem Grund dachte Alex, ich hätte gestern etwas gesehen oder gehört.“ Sie erinnerte sich an Shays Küsse, und ihr wurde warm.
Erst schien er verwirrt oder überrascht, dann grinste er. „Was hast du ihm gesagt?“
„Du denkst vielleicht, dass alles ein lustiges Spiel ist, aber ich arbeite für diese Leute. Ich mag und respektiere sie, und es macht mir etwas aus, was sie von mir denken. Sie gaben mir mein erstes Zuhause.“
Als er sie neugierig anschaute, merkte sie, dass sie zu viel ausgeplaudert hatte. Ihre Kindheit im Waisenhaus war kein Geheimnis, aber sie sprach nicht gern darüber.
„Wo bist du aufgewachsen, Olivia?“
„Nicht weit von hier.“
„Hat deine Familie eine Ranch?“
Sie schüttelte den Kopf und richtete Khalids Zügel.
„Ah, eine geheimnisvolle Frau.“
Bei seinem neckenden Tonfall blickte sie ihn an. Sein Lächeln raubte ihr den Atem. „Ich bin in einem Waisenhaus aufgewachsen.“
Da runzelte er die Stirn.
„Das ist ein Haus, in dem Kinder leben, die von ihren Eltern verlassen wurden oder deren Eltern gestorben sind.“
„Ich weiß, was ein Waisenhaus ist.“ Er betrachtete ihr Gesicht, bis sie wegschaute. Gut, dass sie kein Mitleid bemerkt hatte. Nur Neugier. „Sind deine Eltern tot?“
„Ich weiß nicht.“
„Wie alt warst du, als …?“ Er zögerte, und in seiner Stimme klang Anteilnahme mit, was sie nervös machte.
„Als sie mich verließen?“ Sie schaute ihm in die Augen, damit er merkte, dass kein Grund für Mitleid bestand. „Ich war noch ein Baby. Schade, dass sie nicht gesehen haben, wie toll ich mich entwickelt habe.“
Sharif schien über ihre Haltung verwundert. Dann lächelte er.
„Das ist wirklich schade, denn sie wären sicher froh. Ich bedauere sie für das, was sie verpasst haben.“
Livy starrte ihn an. Machte er sich lustig über sie?
Mit zwei Fingern hob er ihr Kinn, damit sie ihn ansah. „Du bist eine erstaunliche Frau. Ich bewundere deine Einstellung.“
Die Wärme seiner Berührung und sein ehrlicher Blick überraschten sie. Natürlich hatte sie das Kompliment geradezu herausgefordert. Manchmal sollte sie doch ihr großes Mundwerk halten.
„Die Leute im Waisenhaus waren gut zu mir. Pater Michael hat uns alle so behandelt, als wären wir seine eigenen Kinder. Du brauchst kein Mitleid zu haben.“
„Warum sollte ich? Ich bemitleide nur deine Eltern.“
Das gab ihr den Rest. Livy konnte fast alles ertragen, aber übergroße Freundlichkeit nicht. Sie schluckte und drehte sich um. „Ich will nicht unhöflich sein, aber ich muss mit Khalid arbeiten.“
„Gut, ich werde dir gern zuschauen.“
Sie seufzte. „Ich dachte, du wolltest Zeit mit deiner Mutter verbringen.“
„Meine Mutter liegt unter der Erde.“
Sein Ton war hart, aber er sah nicht verärgert aus. Eher überrascht. Da bemerkte sie noch einmal die Unsicherheit, die sie vorher schon gesehen hatte.
„Ich meine Rose“, stellte sie klar.
Langsam entspannte sich sein Ausdruck, und er hob einen Mundwinkel an. „Du willst also schon wieder meine Aufmerksamkeit.“
Sofort blickte sie ihn an. Seine Augen wurden dunkler. Aufgeregt holte sie tief Luft, denn er schien sich völlig auf ihren Mund zu konzentrieren.
Sie atmete aus und erinnerte sich wieder an ihr Gespräch. „Guter Versuch.“
„Was meinst du?“
„Du willst mich ablenken, denn du möchtest nicht über etwas Persönliches reden. Ich habe dir alles erzählt, jetzt bist du dran. Was ist dein Problem? Wenn ich eine Mutter wie Rose hätte, wäre ich überglücklich.“
Sein überraschter Blick war fast komisch.
„Wie kannst du so mit mir reden?“
„Wirklich? Warum hast du mich dann ins Verhör genommen? Jetzt weiß ich, warum Rose so besorgt ist.“
„Das geht dich gar nichts an.“ Er wollte weggehen.
Livy griff seinen Arm. „Du weißt es nicht, oder?“
Einerseits wollte er verschwinden, aber er schien auch
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