Julia Gold Band 47
drängen“, warf sie ein, als habe sie seine Gedanken gelesen. „Du sollst nur wissen, dass ich Zeit für dich habe.“
„Ja, ich komme bald zum Haus.“
Diesmal war ihr Lächeln so vorsichtig, dass er sich unbehaglich fühlte. Warum sollte er für ihr Glück verantwortlich sein? Sie hatte noch drei weitere Söhne.
Als sie wegging, schaute er absichtlich nicht in ihre Richtung. Plötzlich näherte sich sein Diener.
Omar kam schnell auf ihn zu, und er hatte eine Zeitung in der Hand. Sein Diener sagte nichts, als er die Zeitung aufschlug. Worte waren gar nicht erforderlich.
Auf der ersten Seite befand sich die Großaufnahme von ihm und Olivia, die absolut eindeutig war.
6. KAPITEL
Am liebsten hätte er laut geflucht, aber er richtete sich auf und entließ Omar mit einer Handbewegung. Der Mann war im Laufe der Jahre ein Freund geworden, und wahrscheinlich hatte er ihn gerade verletzt.
Leider konnte er keinen klaren Gedanken fassen.
Er starrte auf das Foto, das ihn mit nacktem Oberkörper und Olivia mit entblößter Schulter zeigte. Ihr Blick wirkte verwirrt, der Mund war leicht geöffnet, und jeder konnte annehmen, dass sie sich gerade geküsst hatten. Wenn nicht noch mehr.
Natürlich würden die Leute denken, dass mehr geschehen war.
„He, Shay, hast du gesehen, was Khalid gerade getan hat?“
Beim Klang von Olivias Stimme legte er die Zeitung schnell zusammen und schaute auf. Grinsend führte sie das Fohlen zu ihm.
Als sie sich ihm näherte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. „Was ist los? Du siehst aus, als sei dir eine Laus über die Leber gelaufen.“
„Bist du hier fertig?“
„Mit Khalid schon, aber ich muss noch mit Prince arbeiten. Warum fragst du?“
Er antwortete nicht, sondern blickte in Richtung des Sees.
Eine Entschuldigung schuldete er Olivia nicht, denn er war auch ein Opfer. In seiner Position musste er sich sogar noch mehr Sorgen machen. Sie war schließlich nur eine Bedienstete.
„Komm mit“, forderte Olivia ihn auf. „Vielleicht siehst du dann wieder besser aus. Nun, in den letzten fünfundvierzig Minuten war ich nicht in deiner Nähe, also hat deine Laune nichts mit mir zu tun. Denkst du etwa, dass ich dich über das Gespräch mit Rose ausfragen möchte? Sagst du deshalb nichts? Ich sage dir gleich, wenn ich etwas erfahren will, dann hält mich nichts davon ab.“
Als sie am Stall angekommen waren, entfernte sie vorsichtig die Bandagen von Khalids Vorderbeinen. Ihr war noch nicht aufgefallen, dass Sharif ihr nicht geantwortet hatte. Er wusste immer noch nicht, ob oder was er ihr sagen sollte. Vielleicht würde sie die Zeitung gar nicht sehen. Vielleicht war es ihr auch egal. Viele Frauen, die er kannte, waren schon froh, wenn sie mit ihm in Beziehung gebracht wurden.
Mit diesem Pseudojournalismus musste er selbst auch erst einmal fertig werden. Sein Vater würde wütend sein, denn in letzter Zeit hatten sie schon oft genug Schlagzeilen gemacht.
Jetzt schäkerte der künftige König von Balahar noch mit einer Bürgerlichen.
„Hältst du die bitte einmal“, bat Olivia und reichte ihm die Bandagen.
Bei der Berührung ihrer Finger geriet Sharifs Blut in Wallung. Auch ihr Blick und die Art, wie sie mit der Zunge über die Lippen fuhr, trug dazu bei.
Er hatte noch gar nicht viel an ihren Kuss gedacht, aber jetzt verspürte er Lust, seine Lippen auf ihre zu pressen. Stattdessen räusperte er sich.
Olivia beugte sich zu Khalids Hinterbeinen. „Wenn das Halten dieser Bandagen gegen ein königliches Gesetz verstößt, dass du keiner körperlichen Arbeit nachgehen darfst, dann lass sie einfach fallen.“
Natürlich machte sie sich über ihn lustig, aber ihre Stimme klang merkwürdig. Was würde sie wohl tun, wenn er sie wieder küsste? Wenn er ihre Brüste umfasste und mit der Zunge in ihren Mund eindrang?
„Mensch, das ist ja unglaublich!“, ertönte eine Männerstimme. „Wer hätte das gedacht?“
„Jetzt denk nicht gleich an das Schlimmste“, erwiderte ein anderer Mann.
Überrascht blickte Olivia zu Sharif und zog ihn an seinem Hemd in die Box. Dann legte sie einen Finger an die Lippen.
„Was willst du? Ich brauche an gar nichts zu denken, alles liegt schwarz auf weiß vor mir.“
So nah bei ihr zu stehen, war schrecklich. Selbst nachdem sie in der Wärme mit Khalid gearbeitet hatte, roch sie gut. Ihr weiblicher Duft stieg ihm in die Nase, und ihre Hüfte lag an einer perfekten Stelle. Er bewegte sein Kinn und berührte ihr Haar.
„Auf dieses Bild
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