Julia Gold Band 47
er nichts, und sie fürchtete schon, dass sie einschlafen würde.
„Ich habe eine Lösung“, stellte er fest. „Du wärest versorgt und würdest mir nichts schulden. Als meine Frau.“
11. KAPITEL
Livy hatte noch nie in einer Nacht so viele wilde Träume gehabt. In einem hatte Shay sie gefragt, ob sie seine Frau werden wolle. Dieser Traum war einfach verrückt, und sie sollte ihn schnell vergessen.
Als sie noch überlegte, wie sie aufstehen sollte, klopfte es an der Tür.
„Herein“, rief sie in der Erwartung, Shay zu sehen.
Die Tür wurde langsam geöffnet, und Rose blickte ins Zimmer. „Guten Morgen.“ Mit der Schulter drückte sie die Tür auf, da sie mit einem Frühstückstablett beladen war.
„Guten Morgen“, erwiderte Livy und schaute an Rose vorbei.
„Er holt deine Krücken und löst das Rezept ein.“ Rose stellte das Tablett aufs Bett. „In einer halben Stunde ist er zurück.“
Livy war froh, dass Rose mit dem Essen beschäftigt war und nicht ihr rotes Gesicht sehen konnte.
„Wie geht es dir? Heute Morgen hast du schon mehr Farbe.“
Livy räusperte sich. „Mir geht es besser, danke.“
„Ich glaube, wir haben alles. Ella sagt, du magst keine Eier.“
„Rose, das hätten Sie nicht tun sollen. Wenn ich die Krücken habe …“
„Du ruhst dich aus“, befahl Rose. „Trink den Orangensaft.“
Livy war verwirrt. Normalerweise gefiel es ihr nicht, wenn jemand ihr Befehle erteilte, aber jetzt gab es ihr ein angenehmes Gefühl.
„Ich habe schon so lange niemanden mehr bemuttern können, darum gönne mir doch die Freude, ja?“
Livy nahm das Glas und stellte fest, dass es ihr gefiel, von Rose umsorgt zu werden. Abgesehen von Pater Michael und einigen Schwestern im Waisenhaus hatte sich niemand um sie gesorgt.
„Sie sollten mich nicht bedienen“, sagte sie zu Rose.
„Dein Kaffee wird kalt und der Schinken auch.“ Rose schüttelte das Kissen auf und legte es Livy in den Rücken. „Jetzt geht es besser.“
„Ich fühle mich schuldig.“
„Warum? Du hast dich verletzt und brauchst Ruhe.“
„Ja, aber es gefällt mir zu gut.“
Rose lachte. „Gut, mir auch.“
Da griff Livy nach einem Stück Schinken und kaute nachdenklich daran. Rose hatte so ein schweres Leben gehabt und war trotzdem fröhlich. Shay wusste nicht, wie gut er es hatte.
Wieder klopfte es an der Tür. König Zakariyya stand im Eingang. „Wie geht es dir, Livy?“
„Komm herein“, bat Rose ihn und wandte sich zu Olivia. „Es ist doch in Ordnung, oder?“
„Sicher“, murmelte Livy und war völlig perplex, dass der König sie besuchte.
Selbst in westlicher Kleidung sah er anders aus als andere Männer. Er war groß und attraktiv und sprach mit dem gleichen akkuraten Akzent wie Shay. Rose hatte erklärt, dass beide in London studiert hatten, sodass sie britisches Englisch sprachen.
„Geht es dir besser?“ Er kam ins Zimmer und stellte sich neben Rose.
„Ja, viel besser, danke“, erwiderte Livy und bemerkte, wie nah die beiden standen.
„Gut, ich möchte dich nicht beim Frühstück stören. Sharif ist wohl in der Stadt, um deine Medikamente zu holen. Wenn er zurück ist, unterhalten wir uns.“
Unterhalten? Worüber? Livy schaute zu Rose, die aber zu Zakariyya blickte.
„Ich warte mit dem Essen auf dich“, sagte er zu Rose und zu Livy: „Ruhe dich noch aus.“
„Ich habe fast vergessen, dass ein Pater Michael vor fünfzehn Minuten für dich angerufen hat. Vi hat ihm gesagt, was passiert ist, und er will später vorbeikommen.“
Livy stöhnte innerlich. Pater Michael wollte sicher wissen, wann er das Dach des Waisenhauses reparieren lassen konnte. Er wusste nicht, dass das Geld für die Reparatur vom Rennen kommen sollte, sondern nur, dass Livy einen größeren Betrag erwartete.
Der Knöchel schmerzte immer noch stark, aber es war ja noch etwas Zeit bis zum Rennen.
„Du siehst wieder blass aus“, meinte Rose. „Hätten wir Pater Michael sagen sollen, dass er nicht kommen soll?“
„Nein, ich habe an etwas anderes gedacht. Warum essen Sie nicht mit König Zakariyya? Mir geht es wirklich gut.“
„Warum isst du dann nichts?“
Livy nahm ein Stück Toast und biss hinein. Ihr Magen war jedoch so empfindlich, dass sie keinen Appetit verspürte.
Sie hatte den Mund zu voll genommen, und jetzt rechneten Pater Michael und die Kinder mit ihr. Egal was es kostete, sie wollte sie nicht enttäuschen.
Rose tätschelte ihre Hand. „Geht es um dich und meinen Sohn?“
Livy schüttelte
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