Julia Gold Band 47
Bring mich zu meinem Zimmer.“
„Warte einen Moment auf mich.“
„Du lässt mich allein?“
Er murmelte ein paar fremd klingende Worte und hob sie wieder auf seine Arme. „Ab jetzt lasse ich dich nicht mehr aus den Augen.“
10. KAPITEL
Sharif lief vor dem Schlafzimmer hin und her, während Rose sich um Olivia kümmerte. Warum war der Arzt noch nicht da? Niemals war er so nervös gewesen, obwohl er Livy erst achtundvierzig Stunden kannte.
Da kam Rose heraus und lächelte ihn liebevoll an. „Sie ist bald wieder in Ordnung, aber mit dir ist sie nicht zufrieden.“
„Gut, dann geht es ihr nicht zu schlecht.“
„Sie wird wohl einige Zeit nicht laufen können, aber durch das Eis wird die Schwellung gering gehalten.“
„Und ihr Kopf?“
„Die Tablette hat geholfen, aber ich bin froh, dass du den Arzt gerufen hast. Es würde mich nicht wundern, wenn sie eine leichte Gehirnerschütterung hätte.“
Sharif fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und ging wieder auf und ab. „Geh doch zu ihr und rede mit ihr.“
„Ist das ungefährlich?“
Rose lachte. „Wahrscheinlich nicht.“
Er nickte. „Danke.“
„Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist.“
Sharif wusste gar nicht genau, warum er zu Rose gegangen war, aber es schien ihm das Natürlichste zu sein.
„Ich bringe den Doktor zu ihr, wenn er kommt.“ Dann ging Rose die Treppe hinunter.
Vorsichtig betrat Sharif Olivias Zimmer. Sie blinzelte ihn an und verzog das Gesicht. „Ich will keinen Arzt in meiner Nähe. Mir geht es dank Rose schon wieder besser.“
„Der Arzt müsste jeden Moment kommen. Je eher er dich untersucht, desto früher können wir alle schlafen.“
„Was mich angeht, so kann jeder zu Bett gehen. Ich habe einmal einen Arzt erlebt, und das hat mir gereicht.“
„Einmal? Sicher warst du öfter beim Arzt …“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Bitte“, flüsterte sie. „Tu mir das nicht an.“
Plötzlich merkte er, dass ihr Verhalten nichts mit Sturheit zu tun hatte. Sie schien wirklich Angst zu haben. Er rückte den Stuhl näher und griff ihre kalte, feuchte Hand. „Der Arzt wird dir sicher nur sagen, wie du schnell wieder gesund wirst.“
„Nein, du kennst Doc Simpson nicht. Er findet sicher einen Grund, mir eine Spritze zu geben.“
„Aha, du hast schon schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht. Oder gefällt dir die Nadel nicht?“
Sie zitterte. „Sprich das Wort nicht aus.“
Als es an der Tür klopfte, weiteten sich ihre Augen vor Schreck, und sie klammerte sich verzweifelt an Sharifs Hand. „Soll ich bei dir bleiben?“
„Bitte.“
Er berührte ihr Gesicht. „Ich verspreche dir, dass er dir keine Spritze geben wird.“
„Ehrenwort?“
„Ich schwöre es bei meinem Leben.“
Wieder klopfte es. Er fuhr mit dem Daumen über ihre Unterlippe. „In Ordnung?“
Sie seufzte. „Gut, lass den Henker herein.“
Er küsste sie auf die Stirn und öffnete die Tür.
Der Arzt hatte schneeweißes Haar und schien schon an der Pensionsgrenze zu sein. Er trug in einer Hand einen schwarzen Arztkoffer und in der anderen einen Stock. Rose wartete an der Tür.
„Geh zu Bett“, meinte Sharif zu ihr. „Ich begleite den Doktor nach draußen.“
„Vielleicht sollte ich noch bleiben, falls Livy etwas braucht.“
„Ich kümmere mich um sie.“
„Fein, dann gute Nacht.“
„Schlaf gut“, meinte er, aber sie war schon weitergegangen.
„Nun, junge Lady, ich hätte nie gedacht, diesen Tag zu erleben.“ Dr. Simpson öffnete seine Tasche und holte eine Brille heraus. „Dir muss es ja schlecht gehen, wenn du mich sehen willst.“
„Wer hat gesagt, dass ich Sie sehen will?“
Der Doktor kicherte. „Hätte ich mir denken können.“ Er zog die Brille an und holte eine kleine Taschenlampe. Dann schaute er Sharif an. „Sie müssen der junge Mann sein, der angerufen hat.“
„Ja.“
„Sind Sie einer der Scheichs, die die Colemans besuchen?“
„Ihre Patientin wartet, Doktor.“ Nur mit Mühe konnte Sharif sich zusammenreißen. Olivia hatte offensichtlich Angst, und der Alte wollte nur seine Neugier befriedigen.
„Keine Sorge, sie wird nicht weglaufen.“ Er hob die Bettdecke über ihren Füßen hoch und betrachtete den geschwollenen Knöchel. „Einige Zeit nicht. Meine Güte, du hast dir aber den Fuß verstaucht. Gut, dass du Eis aufgelegt hast.“
Er untersuchte das Gelenk und zuckte zusammen, als Olivia aufschrie. „Tut mir leid, Kleine, ich will dir nicht wehtun. Ich will nur sichergehen,
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