Julia Gold Band 47
haben.“
Er lachte. „Das stimmt, du warst schon ein lebhaftes Kind.“
„Ich wollte auch mit Ihnen über das Dach sprechen.“
Er musste ihre Unsicherheit gespürt haben, denn plötzlich blickte er besorgt.
Sie konnte es nicht. Wie sollte sie ihm sagen, dass sie das Geld für das Dach nicht haben würde? Vielleicht konnte sie doch am Rennen teilnehmen. „Haben Sie schon Kostenvoranschläge eingeholt?“, fragte sie fröhlich.
Er schien sich zu entspannen. „Wir haben sogar jemanden gefunden, der zu einem vernünftigen Preis arbeiten will.“
„Oh, wie viel?“
„Nur achtzehntausend.“
Livy musste schlucken. „Gut.“ Niemals konnte sie so viel Geld aufbringen, ohne das Rennen zu gewinnen. Vielleicht ihr Erspartes als Anzahlung und den Rest in Monatsraten.
„Die Firma will die Arbeit aber bald durchführen und möchte den Betrag in bar haben. Ich habe gesagt, dass das kein Problem ist.“ Stirnrunzelnd hielt er inne. „Verändert der Unfall etwas an der Lage?“
Sie dachte verzweifelt nach.
„Olivia.“ Pater Michael nahm ihre Hand zwischen seine. „Ich bin ganz ehrlich mit dir. Du musst mir sagen, wo wir stehen, denn wenn das Dach nicht repariert wird, kann die Gesundheitsbehörde das Waisenhaus schließen.“
„Das kann doch nicht sein! Wohin sollen die Kinder dann?“
„Sie können es veranlassen und müssten es. Das Dach ist nicht mehr sicher, und ich musste den Westflügel schon räumen.“
„Ich habe nicht gewusst, dass es so schlecht aussieht.“
„Damit will ich dich nicht belasten“, sagte er freundlich und drückte ihre Hand. „Ich muss nur wissen, wo wir stehen.“
„Nächste Woche habe ich das Geld.“
Erleichterung zeigte sich in seinem Gesicht. „Eben schienst du noch unsicher zu sein.“
„Wahrscheinlich, weil ich müde bin.“
„Und da störe ich dich. Jetzt lasse ich dich in Ruhe. Willst du mir nicht sagen, woher du das Geld bekommst?“
„Keinesfalls.“
Lächelnd schüttelte Pater Michael den Kopf. „Ich dachte, du würdest deine Sturheit verlieren.“
„Darauf können wir wohl lange warten.“ Shay kam mit Krücken und einer Tüte aus der Apotheke ins Zimmer. „Du siehst heute schon besser aus.“
Als er Pater Michael erblickte, grüßte er ihn. „Ich bin Sharif Asad Al Farid und erfreut, Sie kennenzulernen. Ich habe schon viel Gutes über Sie und Ihre Arbeit gehört.“
Livy seufzte. „Ich kann euch vorstellen.“
Pater Michael ignorierte sie und schaute auf die Tüte und die Krücken. „Danke, dass Sie sich um Livy kümmern. Ich weiß, dass das eine enorme Aufgabe ist.“ Er blinzelte ihr zu. „Du sollst aber jetzt nicht denken, dass du überall herumhumpeln kannst, nur weil du Krücken hast.“
„Das wird kein Problem sein.“ Shay sah sie intensiv an, sodass ihr die Worte im Hals stecken blieben.
„Sie haben wohl recht. Wenn Sie Zeit haben, kommen Sie doch einmal am Waisenhaus vorbei. Die Kinder fänden es sicher toll, einen Scheich zu sehen.“
Shay schien überrascht. „Ich werde es arrangieren.“
„Gut, Sie können jederzeit kommen.“
Livy wartete, bis Pater Michael gegangen war, bevor sie sich bemerkbar machte. „Ich möchte nicht, dass du dahin gehst.“
„Glaubst du, ich brauche deine Erlaubnis?“
„Okay, bitte gehe nicht ins Waisenhaus.“
„Warum nicht?“
„Weil kleine Mädchen schon genug Lügen über Märchenprinzen oder edle Ritter gehört haben und es nicht gut ist, wenn sie wirklich einen treffen.“
„Dich habe ich doch gerettet.“
„Ja, aber du bist die Ursache meiner Probleme.“
„Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht.“
„Nun, bevor du aufgetaucht bist, war alles so einfach. Gib mir die Krücken, bitte.“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie an. „So behandelst du mich?“
Da wurde sie verlegen. „Entschuldige. Danke, dass du die Sachen für mich geholt hast.“ Als er sie immer noch ansah, fragte sie: „Was gibt es noch?“
„Olivia, du stellst meine Geduld auf die Probe.“ Er setzte sich auf das Bett. Ganz nah. „Einerseits gefällt mir dein Temperament, andererseits stört es mich. Mit den Jahren werden wir wohl beide ruhiger werden.“
„Worüber redest du?“ Am liebsten hätte sie sich unter der Decke verkrochen. Sein glutvoller Blick hielt sie gefangen.
Er strich ihr den Pony aus der Stirn und beugte sich zu ihr. „Dass du meine Frau wirst, natürlich.“
12. KAPITEL
Entgeistert blickte Livy ihn an, bis sie seine Lippen auf ihrer Stirn spürte.
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