Julia Gold Band 47
bedankte sich überschwänglich, und die Pfadfinderinnen jubelten über ihren Erfolg.
Als er zurückkam, stand Emily, die Hände in die Hüften gestemmt, vor dem Berg mit Keksen. Sie trug bequeme Jeans und ein unförmiges Sweatshirt. Überhaupt sah sie jetzt ohne Make-up und mit ihrer randlosen Brille der alten Emily wieder ziemlich ähnlich. Nur die kurzen Locken passten nicht ins alte Bild.
„Was um Himmels willen …“
„Ich hoffe, Sie mögen Kekse“, sagte er.
„Ich liebe Kekse, besonders Schokoladenplätzchen. Ein oder zwei Schachteln hätten mir aber gereicht.“
„Ich konnte den kleinen Mädchen nicht widerstehen. Außerdem wollte ich ihren Unternehmergeist ermutigen. Wenn ich Kinder hätte, würde ich …“ Er unterbrach sich. „Also, ich mag auch gerne Kekse.“
Emily wusste, dass Ben seine Nichten und Neffen mit Geschenken überhäufte, aber noch nie hatte er ein Wort über eigene Kinder verloren. Sie fragte sich, wie er mit seiner Einstellung zur Ehe überhaupt daran dachte. „Ich kann nicht alle allein aufessen.“
„Wir könnten sie in die Firma mitnehmen und dort verteilen.“
Da war es wieder, das Wir.
„Ich mache jetzt die Omeletts“, sagte sie und hatte erwartet, dass er solange im Wohnzimmer warten würde. Doch er folgte ihr in die Küche, setzte sich rittlings auf einen Stuhl und tat so, als wäre es für einen arabischen Scheich das Natürlichste von der Welt, dabei zuzusehen, wie seine Assistentin Eier aufschlug und in eine Rührschüssel gab.
„Dafür bin ich Ihnen etwas schuldig“, sagte er.
„Weil ich Ihnen ein Omelett mache? Bestimmt nicht.“ Wenn sie diesem ganzen Unsinn nicht bald ein Ende setzte, würde sie nie wieder eine ruhige Minute haben. Es war schon anstrengend genug, die Nähe ihres anziehenden Chefs bei der Arbeit zu ertragen, aber nun drang er auch noch in ihr Zuhause ein und zwang sie, ständig auf der Hut zu sein. „Sie haben mich gestern Abend zum Essen eingeladen“, erinnerte sie ihn.
Er strich sich das Haar zurück. „War das erst gestern? Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor.“
Sie musste ihm zustimmen.
Während sie im Kühlschrank nach Zutaten stöberte, fragte er unvermittelt: „Kochen Sie eigentlich gerne?“
„Ja“, sagte sie und dachte, dass es die Hölle war, wenn er sie dabei beobachtete. „Warum fragen Sie?“
„Ich überlege, einen Koch einzustellen, sobald wir verheiratet sind. Oder sollen wir lieber im Restaurant essen?“
Emily glitt das Ei aus der Hand, es zerplatzte auf den Bodenfliesen. Das kommt davon, wenn man nicht bei der Sache ist, dachte sie. Musste er gerade jetzt über die Heirat sprechen? War sie nicht schon nervös genug, weil er in ihrer Küche herumsaß?
Er nahm einen Lappen und wischte die Bescherung auf, während sie ein neues Ei aus dem Kühlschrank holte und schweigend weiterarbeitete.
Bisher hatte sie sich nie ein Esszimmer gewünscht. Aber als sie den Küchentisch deckte, fand sie, dass er für zwei Personen viel zu klein war. Sie legte ein frisches Tischtuch auf, stellte den Korb mit Toast darauf und fand kaum noch Platz für die Teller, auf denen die Omeletts dampften.
Als sie sich schließlich setzte, stieß sie mit ihren Knien gegen seine. Sofort versuchte sie, sich anders zu setzen, aber sie fand keine Stellung, ohne mit Bens langen Beinen ins Gehege zu kommen. Er lächelte und machte sich seelenruhig an sein Omelett. Die Enge und die Intimität der Situation schienen ihn nicht zu stören. Er aß, als hätte er seit Wochen nichts zu sich genommen. Als der Teller leer war, behauptete er sogar, dies sei das köstlichste Omelett seines Lebens gewesen.
„Wie wär’s mit ein paar Keksen zum Nachtisch?“, schlug er vor.
Was hätte sie daraufhin sagen sollen? Nimm Deine Kekse und mach, dass du fortkommst? Ich fühle mich beklommen in deiner Gegenwart? Du gehörst nicht in mein bescheidenes Zuhause? Emily überfiel plötzlich tiefe Traurigkeit. In seiner Gegenwart würde sie sich niemals mehr wohlfühlen. Bis gestern war sie glücklich gewesen. Sie hatte sich damit abgefunden, dass er ihre Liebe nicht erwiderte. Sie fühlte sich irgendwie sicher in der Rolle der Angestellten. Doch seit er ihr Haus betreten hatte, war alles aus dem Gleichgewicht geraten. Schuld daran war nur dieser absurde Hochzeitsplan.
„Nein danke, Ben. Warum nehmen Sie die Kekse nicht mit?“
„Mache ich“, sagte er, bedankte sich für das Abendessen und ging ins Wohnzimmer, um sein Jackett und seine Krawatte zu holen.
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