Julia Gold Band 51
verkaufen?“
„Du wusstest, dass ich es bin?“
„Schon als mir das Angebot der Stellenvermittlung ins Haus geflattert ist, habe ich Verdacht geschöpft und meinen Verwalter angewiesen, darauf einzugehen. Er war nicht sicher, ob du es bist. Aber ich habe dich sofort erkannt. Du hast etwas an dir, das keine noch so gute Verkleidung verbergen kann.“
Alexis traute seinem Lächeln nicht. Während sie noch überlegte, wie sie sich aus der Affäre ziehen sollte, schloss er auch schon die Tür ab und steckte den Schlüssel in die Hosentasche.
„Lass mich sofort hier raus!“, forderte sie energisch.
„Weshalb diese Eile? Und das, nachdem du keine Mühe gescheut hast, dich hier einzuschleichen.“ Er wies auf den Ordner, in dem sie gelesen hatte. „Ich hoffe, das Ergebnis war die Anstrengung wert?“
Sie erinnerte sich, dass sie ja eigentlich gekränkt sein sollte. „Du hast mich getäuscht.“
Er begann zu lachen. „Ich dich? Wer hat sich denn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in mein Haus eingeschmuggelt?“
„Ich meine im Kasino. Alles war ein abgekartetes Spiel, da das Golden Chance dir gehört. Kein Wunder, dass es dir nichts ausgemacht hat, riesige Summen zu verlieren. Und als du dann auf einmal gewonnen hast, war das sicher ebenfalls abgesprochen. Mir aber wolltest du weismachen, ich hätte dir Glück gebracht.“
„Es war kein abgekartetes Spiel“, widersprach er. „So etwas wäre Betrug und unter meiner Würde. Alles ging mit rechten Dingen zu.“ Als sie ihn zweifelnd ansah, fügte er verärgert hinzu: „Ich lüge nicht!“
„Natürlich nicht!“
„Du scheinst eine sehr schlechte Meinung von mir zu haben. Wir sollten unter alles einen Schlussstrich ziehen und Freunde werden.“
Während er sprach, öffnete er den Mahagonischrank und holte aus dem dort eingebauten Kühlschrank eine Flasche Champagner hervor.
„Du hast doch nichts dagegen, mit mir anzustoßen?“ Ali nahm zwei Gläser aus dem Schrank, öffnete die Flasche und schenkte ein. „Oder hättest du lieber eine Tasse Tee?“
„Nein, der wäre nun wirklich zu fade“, meinte Alexis, die sich inzwischen wieder etwas von ihrem Schrecken erholt hatte. Sie nahm das Glas, das Ali ihr reichte, und setzte sich wieder auf das Bett.
Es überraschte sie, dass er nicht nachtragend war, was aber nur bewies, wie wenig sie ihn kannte. Gewiss, es hatte ihm Spaß gemacht, sie auf frischer Tat zu ertappen, aber damit war die Sache ausgestanden.
„Du bist wirklich eine außergewöhnliche Frau, Diamond“, sagte er freundlich.
„Mein Name ist Alexis“, betonte sie.
„Ich weiß, aber irgendwie bist du für mich Diamond geblieben, der sprühende und funkelnde Diamant, dessen strahlendem Glanz ich an jenem Abend erlegen bin. Du musst zugeben, dass du mir nach der Sache mit dem Scheck eine Revanche schuldig warst.“
Unwillkürlich musste Alexis lächeln. „Deine generöse Spende wurde in vielen Zeitungen erwähnt. Ich habe dich ausgetrickst, stimmt’s?“
Sie hörte ihn tief einatmen. Für einen Moment glaubte sie, in seinen Augen eine versteckte Drohung zu erkennen, doch dann lächelte er schon wieder verbindlich. „Das ist bisher noch keiner Frau gelungen.“
„Ich muss gestehen, dass ich dich falsch eingeschätzt habe“, gab sie zu. „Nie hätte ich gedacht, dass du es so gelassen hinnehmen würdest.“
„Was hattest du denn erwartet?“, fragte er belustigt.
„So genau weiß ich es auch nicht, aber ich hatte auf jeden Fall damit gerechnet, dass du auf grausame Rache sinnen würdest.“
„Etwa wie der arabische Schurke in einem schlechten Theaterstück?“, fragte er leicht pikiert. „Ich dachte, du hältst nichts von solchen Klischees?“
„Tut mir leid. Es war unfair von mir.“
„Da nun alles zwischen uns geklärt ist, sollten wir auf eine friedliche Zukunft trinken.“
Sie stießen miteinander an.
Ali schob die Ordner beiseite und setzte sich neben Alexis auf das Bett. „Was willst du denn nun deinen Helfern erzählen?“, erkundigte er sich beiläufig.
„Zum Glück gibt es keine. Ich arbeite lieber allein.“
„Und was ist mit dem kleinen Mann, der dich ins Kasino begleitet hat? Mit ihm hast du doch sicher Kontakt gehalten, während du hier warst?“
„Mit Joey? Nein, er arbeitet nur gelegentlich für mich. Momentan ist er für einen anderen Auftraggeber irgendwo im Norden unterwegs.“
„Und was ist mit deiner Familie? Oh entschuldige, ich hatte vergessen, dass du keine mehr hast. Was für ein
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