Julia Gold Band 51
entgegen.
„Der Vorsitzende des Internationalen Kinderhilfswerks ist am Telefon, Sir. Er bedankt sich herzlich für Ihre großzügige Spende, sagt aber, es würde da leider ein kleines Missverständnis bei unserer Bank geben.“
Leise fluchend eilte Ali in sein Büro.
4. KAPITEL
In Ali Ben Saleems Londoner Villa kehrte für kurze Zeit Ruhe ein, als der Scheich nach New York flog. Nach einigen Tagen kam er in aller Eile zurück und verbrachte die folgende Woche hauptsächlich am Telefon. Offenbar ging es um wichtige Geschäfte. Das Personal – mit Ausnahme des Sekretärs – sah wenig von ihm und er wenig von den Bediensteten. Und ganz sicher nahm er keine Notiz von dem neuen Dienstmädchen.
Alexis konnte das nur recht sein. Es war überraschend einfach gewesen, sich in Alis Haushalt einzuschmuggeln. Joey hatte in der Gegend eine private Stellenvermittlung ausfindig gemacht und den Inhaber dafür bezahlt, in Alis Viertel gezielt mit der Vermittlung von Hauspersonal zu werben. Und tatsächlich schluckte Alis Verwalter den Köder. Für die Villa wurde ein Dienstmädchen bei freier Kost und Logis gesucht – genau der Posten, der Alexis vorschwebte. Sie bewarb sich unter falschem Namen, erschien zum Vorstellungsgespräch mit dem Verwalter in einem unförmigen, sackartigen Kleid und mit einer schwarzen Perücke und bekam den Job.
Sie hatte lange hin und her überlegt, ob es sich mit ihrer Berufsehre vereinbaren ließe, dass sie sich auf solche Weise Informationen zu verschaffen suchte. Aber hatte ein Mann, der mit Frauen verachtenden Äußerungen nur so um sich warf, nicht einen Denkzettel verdient?
Sie hatte ihre neue Stelle am selben Tag angetreten, an dem Ali nach New York geflogen war. Leider beschränkte sich ihr Arbeitsbereich vorerst nur auf die Küche. Einige Tage später durfte sie dann, unter der strengen Aufsicht des Verwalters, Alis im ersten Stock liegendes Schlafzimmer sauber machen.
Es handelte sich um einen enttäuschend nüchternen Raum, nicht im Mindesten vergleichbar mit dem verschwenderisch ausgestatteten Raum, in dem der Hausherr seine weiblichen Gäste zu bewirten pflegte.
Anders als dort bevorzugte der Scheich in seinem Schlafgemach offenbar asketische Strenge. Das spärliche Mobiliar bestand aus einem breiten Bett und einem Mahagonischrank, und statt der von Alexis erwarteten erotischen Gemälde zierten drei Bilder von Pferden die schlichten weißen Wände.
Als der Hausherr aus New York zurückkehrte, ging Alexis ihm möglichst aus dem Weg. Wie sich herausstellte, war diese Vorsichtsmaßnahme unnötig, da Scheich Ali niedere Wesen wie Dienstmädchen gar nicht wahrnahm.
Nach mehr als zwei Wochen, in denen sie nicht einen Schritt weitergekommen war, bot sich Alexis eines Abends endlich die Chance, mehr über die dubiosen Geschäfte des Scheichs zu erfahren.
Ihr Zimmer lag im zweiten Stock direkt unterm Dach, und sie hatte von oben beobachtet, wie Ali mit zwei Ordnern unter dem Arm in sein Schlafgemach gegangen war. Eine Stunde später hatte sie dann mitbekommen, dass er zu einem späten Besucher nach unten gerufen wurde und dabei den Fehler machte, seine Schlafzimmertür offen zu lassen.
Sobald sie ihn mit seinem Gast im Bürotrakt verschwinden sah, eilte sie nach unten in sein Schlafgemach. Wie erhofft, lagen die beiden Ordner aufgeschlagen auf dem Bett. Dummerweise enthielt einer nur Unterlagen in arabischer Sprache, doch die Schriftstücke im anderen waren in Englisch abgefasst.
Begierig begann Alexis zu lesen, aber schon bald verfinsterte sich ihre Miene. Die Unterlagen betrafen das Golden Chance, und aus ihnen ging eindeutig hervor, dass Ali der Besitzer dieses Spielkasinos war.
Erbost murmelte sie: „Dieser gewissenlose …“, doch fiel ihr auf Anhieb kein passendes Schimpfwort ein. Als sie weiterlas, hörte sie plötzlich hinter sich die Tür ins Schloss fallen. Erschrocken fuhr sie herum und blickte direkt in das lächelnde Gesicht des Hausherrn.
Er musterte sie mit mildem Spott. „Wie ich sehe, gibst du nicht so schnell auf.“
Alexis stand vom Bett auf und versuchte, dabei nicht allzu lächerlich auszusehen, was unter den gegebenen Umständen schwierig war. „Eigentlich hättest du das wissen müssen“, verteidigte sie sich.
„Natürlich“, bestätigte er. „Mich hat allerdings interessiert, wie weit du gehen würdest. Meine liebe Diamond oder Alexis oder Jane, wie du dich ja neuerdings nennst – hast du wirklich geglaubt, du könntest mich für dumm
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