Julia Gold Band 51
Es sei denn …
„Tun sie das freiwillig?“, fragte sie ihn herausfordernd.
„Was denn?“
„Lächeln und winken.“
Sie glaubte, ihn etwas wie „Herr, gib mir Geduld!“ murmeln zu hören, ehe er ironisch entgegnete: „Nein, natürlich nicht. Ich habe ein Gesetz erlassen, dass jeder, der sich über meine Rückkehr nicht erfreut zeigt, auf dem Marktplatz enthauptet wird.“
„Tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
Er warf ihr einen bösen Blick zu und seufzte. „Ich sollte dich für diese Frage ebenfalls köpfen lassen“, meinte er. „Aber wie ich dich kenne, würdest du mich dann als Gespenst in meinem Palast verfolgen. Verschleiere dein Gesicht, wir sind gleich da.“
Wenige Minuten später fuhr der Wagen durch einen hohen Torbogen und hielt vor einer breiten Freitreppe, an deren Fuß mehrere Männer in arabischer Kleidung warteten. Einer von ihnen öffnete die Wagentür.
„Bleib sitzen“, befahl Ali und stieg aus.
Während er zur Treppe ging, glitt eine Gestalt in den Wagen, der sofort weiterfuhr. Es handelte sich um eine große Frau.
„Mein Name ist Rasheeda“, stellte sie sich in perfektem Englisch vor und schob ihren Schleier nach hinten. „Ich bringe Sie zu Ihrem Apartment.“
Sie zog Alexis’ Schleier beiseite und betrachtete sie kritisch, wobei sie unzufrieden die Lippen verzog, als wäre sie von dem, was sie sah, enttäuscht. Alexis fand dieses Benehmen reichlich anmaßend, ließ sich aber ihre Verärgerung nicht anmerken.
Sie fuhren zur Rückseite des Palastes. Als sie hielten, schlug Rasheeda wieder ihren Schleier über das Gesicht und bedeutete Alexis mit einem Nicken, dasselbe zu tun.
„Folgen Sie mir“, sagte sie, als sie ausstieg.
Sie gelangten über eine schmale Treppe zum Hintereingang und betraten einen langen, mit Kachelmosaiken verzierten Korridor, in dem es angenehm kühl war. Auf dem kurzen Weg vom Auto in den Palast hatte Alexis zu spüren bekommen, wie gnadenlos heiß es draußen so früh am Morgen schon war. Sie atmete tief durch, und Rasheeda warf ihr einen kurzen Blick zu.
„In Ihrem Apartment ist alles vorbereitet, damit Sie sich wohlfühlen“, sagte sie.
„Danke. Dann haben Sie mich also erwartet?“
Rasheeda zuckte die Schultern. „Wir sind immer auf eine mehr vorbereitet.“
Alexis war nicht ganz klar, was sie damit meinte, doch sie sparte sich ihre Frage für später auf.
Das wenige, was sie bisher von dem Gebäude gesehen hatte, entsprach exakt ihren Vorstellungen von einem orientalischen Palast. Der Aufzug, den sie nun betraten, passte allerdings kaum in dieses Bild. Rasheeda drückte auf einen Knopf, und sie fuhren in rasender Fahrt nach oben.
Nachdem sie ausgestiegen waren, ging es erneut einen langen Korridor entlang, bis sie schließlich vor einer Tür mit der Nummer siebenunddreißig stehen blieben, die Rasheeda öffnete. Sie betraten ein mit kostbaren Möbeln und Teppichen eingerichtetes Zimmer, das sich an einer Seite zu einem Balkon öffnete. Durch einen Türbogen gelangte man vom Salon ins Schlafzimmer und von dort in ein prunkvolles Bad mit orientalischen Kachelmosaiken und … Konnte es sein, dass die blitzenden Wasserhähne tatsächlich aus Gold waren?
„Sie stehen hoch in der Gunst des Scheichs“, erklärte Rasheeda, der Alexis’ ungläubiger Blick nicht entgangen war. „Ich werde Ihre Dienerinnen rufen, damit Sie Ihnen ein Bad einlassen.“
„Ich vermisse noch meine Reisetasche.“
„Die benötigen Sie nicht.“
„Aber natürlich brauche ich sie“, widersprach Alexis verärgert. „In der Tasche sind alle meine Sachen.“
„Hier wird es Ihnen an nichts mangeln. Seine Hoheit zieht es vor, ganz allein für den Unterhalt seiner Konkubinen aufzukommen.“
„Sagten Sie Konkubinen? Da muss ein Irrtum vorliegen. Ich bin Journalistin.“
„Ich weiß nicht, wie man solche Frauen in Ihrer Sprache bezeichnet.“
„Aber hat Ali Ihnen nicht erzählt …?“
„Seine Hoheit“, unterbrach Rasheeda sie, „hat mir genaue Anweisungen für Ihren Empfang gegeben. Ich trage die Verantwortung für seinen Harem und habe die Befehle meines Gebieters zu befolgen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
„Und ob es das gibt!“, rief Alexis wutentbrannt. „Wollen Sie etwa behaupten, er hat es gewagt, mich mit seinen … seinen …?“
„Es ist eine große Ehre für Sie“, sagte Rasheeda frostig. „Er wird über Ihre Undankbarkeit sehr verstimmt sein.“
„Was glauben Sie, wie verstimmt ich erst bin! Ich werde sofort zu ihm
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